Teuflischer Wald

Freilichttheater im Englischen Garten

Den Wald als Sumpf menschlischer Begierden und Abgründe präsentiert das Theater des hölzernen Gelächters.	Foto: VA

Den Wald als Sumpf menschlischer Begierden und Abgründe präsentiert das Theater des hölzernen Gelächters. Foto: VA

Schwabing/Englischer Garten · Am Samstag, 1. September, findet um 20 Uhr die Premiere der Theaterproduktion »DER WALD und andere Spiele teuflischer Spekulation« nach Alexander N. Ostrowski und Michail Bulgakow im Amphitheater im Nordteil des Englischen Gartens statt.

(Weitere Vorstellungen: 2. und 4. bis 9. September, Samstag und Sonntag bei schlechtem Wetter in der TamS-Garage in der Haimhauserstraße 15. Beginn: jeweils 20 Uhr. Der Eintritt ist frei. Infos unter Tel. 01 62/4 25 18 92.

Auf ihrem abgelegenen Landgut in der tiefsten russischen Provinz erlebt die verwitwete und steinreiche, aber geizige Gutsbesitzerin Raissa Pawlowna einen späten Frühling, als sie sich in den jungen, verkrachten Gymnasiasten Alexej Sergejewitsch verliebt und diesen – um den Schein zu wahren – mit ihrer verarmten, jungen Nichte verlobt.

Mit dem Ziel, ihn durch generöse Geschenke für sich zu gewinnen, veräußert sie leichtsinnig und geschäftsuntüchtig nach und nach den gigantischen Waldbestand ihres Besitzes - zum finanziellen Vorteil ihres Nachbarn, des aufsteigenden Holzhändlers Wosmibratow, und zum Schaden ihres Erbneffen, eines tragischen Wanderschauspielers, der seiner adeligen Familie seine tatsächliche Profession verschweigt, doch plötzlich ungerufen mit seinem komödiantischen Gegenstück auf dem Gut erscheint und die Pläne seiner Tante durchkreuzt…

Wie Alexander Ostrowski (1823-1886) in seiner späten, selten gespielten Tragikomödie, die den Abstieg und Machtverlust des Adels nach der Aufhebung der Leibeigenschaft 1861 thematisiert und den Wald als Ursumpf menschlicher Begierden und Abgründe schildert, so greift auch Michail Bulgakows (1891-1940) Bearbeitung der »Toten Seelen« das Motiv egoistischer Spekulationen auf und verkehrt es ins Irrational-Aberwitzige.

Denn mit der Gesellschaft und dem Geld sind auch die Albdrücke der Moderne in Bewegung geraten. Der Hang zur bissigen Satire verbindet Nikolai Gogol mit beiden Dichtern.

Zu seinem 20-jährigen Bestehen entführt das Theater des hölzernen Gelächters von 1. bis 9. September (täglich außer Montag) in kleiner Besetzung in Ostrowskis scheinbar längst versunkene Welt, voll der vermeintlich banalen Alltagsteufeleien und Zwistigkeiten und lässt den berühmten Gogolschen Tschitschikow – in Bulgakows dramatischer Ausführung – wie einen kurzen, sprühenden Funkenregen überzeitlich durchs Geschehen irrlichtern, um das Unfassbare, Unheimliche Wirklichkeit werden zu lassen.

Artikel vom 28.08.2018
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