Auf spannenden Hörpfaden die Stadt neu entdecken

Spurensuche in Ebersberg

84 Schicksale verbergen sich hinter den Tafeln, die an den Lindenbäumen der »Heldenallee« vom Klostersee zur Ebersberger Alm angebracht sind.	Foto: Stefan Dohl

84 Schicksale verbergen sich hinter den Tafeln, die an den Lindenbäumen der »Heldenallee« vom Klostersee zur Ebersberger Alm angebracht sind. Foto: Stefan Dohl

Ebersberg · Was ist das Besondere an meiner Region? Was zeichnet den Ort aus, an dem ich lebe? Was macht unsere Heimat so unverwechselbar? Dieser Frage gehen die Hörpfade von Bürgern für Bürger nach.

Auch in Ebersberg sind von Frühjahr 2014 bis Herbst 2016 unter der Leitung von VHS, Dr. Alexandra Hessler und Mediencoach Johannes Rossteuscher (BR) 22 spannende und einzigartige Porträts über Orte und Menschen der Kreisstadt entstanden. Alte Legenden wurden erforscht und neue Erkenntnisse über mehr oder wenige bekannte Ecken der Stadt gesammelt.

Es wurden zahlreiche Interviews geführt, Zeitzeugen befragt und die Geschichten professionell mit Musik und Geräuschen versehen. Dabei können auch Einheimische vieles über ihre Heimatstadt erfahren. Kennen Sie etwa die Geschichte der Glonner Mare (auch »Bürgermoasterin der Seestadt«), die über 50 Jahre ein kleines Kiosk am Nordufer des Klostersees betrieb? Apropos Klostersee.

Der idyllische Weiher hatte eine richtig explosive Vergangenheit. Zum Kriegsende 1945 versenkten versprengte Wehrmachtsangehörige und gesinnungstreue Ebersberger Waffen, scharfe Munition und Beweise nationalsozialistischer Gesinnung im Klostersee. Erst 20 Jahre später, Mitte der 1960er Jahre wird der Schlamm des Klostersees von den Hinterlassenschaften des Krieges gereinigt. Auch hierüber berichtet ein Hörpfad im Zusammenhang mit der Geschichte der »Seestadtkinder«.

Sicherlich bekannter dürfte die Sage von der weißen Frauengestalt sein, die nachts an der Hubertus-Kapelle mitten im Ebersberger Forst den Autofahrern erscheint. Auch vom legendären Rennfahrer-Duo Hans Attenberger und Josef Schillinger ist in einem der dreiminütigen Hörspiele die Rede. Doch es sind nicht nur Zeitzeugen, die bei den Hörpfaden zu Wort kommen.

Ein Beispiel hierfür liefert Kirchseeon. Im Herbst 2017 gestalteten und produzierten Schüler des P-Seminars im Gymnasium zusammen mit einem Mediencoach des BR einen Audioguide über ihre Heimat. Die Schüler arbeiteten mit Historikern, Ortskundigen, Kirchseeoner Originalen oder anderen Zeitzeugen zusammen. Beim Hörpfad arbeiteten die Gymnasiasten die Geschichte des früheren »Fiat-Geländes« auf.

Hier erfährt man, dass das Gelände vor 1958 von der Bahn zum Imprägnieren von Bahnschwellen genutzt wurde und wegen der dort verwendeten Chemikalien, die in den Boden sickerten, eine der größten Umweltkatastrophen in ganz Bayern ist.

Auf der klingenden Landkarte unter www.klingende-landkarte.de kann man diese und alle anderen bisher entstandenen Hörpfade mit spannenden Geschichten aus ganz Bayern entdecken. Am besten lädt man sich die Audiostücke auf sein mobiles Endgerät und geht hörend entlang der jeweiligen Orte spazieren.

In Ebersberg würde sich besonders eine Wanderung vom historischen Zentrum über den Klostersee in Richtung Aussichtsturm anbieten. Alle Hörstücke findet man auf www.vhs-grafing.de/service/hoerpfad-ebersberg/
Von Stefan Dohl

Hörpfade in Bayern
In Kursen bayerischer Volkshochschulen produzieren Menschen ganz persönliche Audioguides über die Region, in der sie leben. Sie recherchieren und nehmen Interviews mit Zeitzeugen und Experten auf. Sie produzieren Reportagen und inszenieren Hörspielszenen. Wichtiges Prinzip aller Hörpfade bleibt dabei aber immer: Die Inhalte bestimmen die Teilnehmer selbst, nicht die Mitglieder des Gemeinderats oder Tourismusverbands. Bayernweit sind in Zusammenarbeit mit der Stiftung Zuhören des Bayerischen Rundfunks und dem Bayerischen Hochschulverband bereits zahlreiche Hörspiele in 40 Volkshochschulen entstanden.

Artikel vom 10.08.2018
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