Respekt vor der Geschichte

Im Raum Erding ist der Erdboden ein Bild vergangener Zeiten

Volles Haus bei einer der wenigen öffentlichen Tagungen: Das Archäologische Sommersymposium war auch wieder ein voller Erfolg.	Foto: kw

Volles Haus bei einer der wenigen öffentlichen Tagungen: Das Archäologische Sommersymposium war auch wieder ein voller Erfolg. Foto: kw

Erding · Die Stadt Erding wird zu einem Schwerpunkt bei der Archäologie in Oberbayern, mehr noch: Hier wird das aufgeholt, was Oberbayern gegenüber Niederbayern droht, in den Rückstand zu geraten.

Deutlich wurde das beim Archäologischen Sommersymposium im Museum Erding, das zum fünften Mal stattfand und einen deutlichen Schwerpunkt hatte: Erding im ersten Jahrtausend.

Die bisherigen Funde sind derart sensationell, dass sie jetzt eine Reise nach Berlin zur bundesweit beachteten Ausstellung »Bewegte Zeiten« im Martin-Gropius-Bau antreten werden, darunter auch die sogenannten Spangenbarren aus Oberding, die dort ausgegraben worden sind und zu den wichtigsten archäologischen Funden deutschlandweit in den vergangenen 20 Jahren gezählt werden.

Dass diese Dinge gefunden werden, macht die Bedeutung der Archäologie auch im Raum Erding deutlich, und Oberbürgermeister Max Gotz verwies zum wiederholten Mal auf den gewaltigen Wandel, dem diese Region unterliege, weshalb es um so wichtiger sei, den »Respekt vor der Geschichte« aufrecht zu erhalten. Das ist nicht leicht, das weiß nicht nur Gotz. Harald Krause, Museumsleiter, Archäologe und Chef-Organisator des Symposiums geht das Thema offensiv an: »In Oberbayern mangelt es etwas an öffentlichen Tagungen, in Niederbayern ist da mehr.« Das Sommersymposium ist eine solche öffentliche Tagung, und der Platzmangel im Foyer des Museums dokumentierte den Bedarf, den Krause erkannt hatte. Es ist aber auch ein schwieriger Spagat: Einerseits muss eine solche Tagung, wenn sie Sinn haben soll, einen hohen wissenschaftlichen Anspruch erfüllen, muss den aktuellen Forschungsstand darstellen.

Andererseits darf sie auch wiederum nicht zu abgehoben sein. Es war wiederum Max Gotz, der genau diesen Spagat versuchte, als er sagte: »Archäologie braucht Verständnis in der Bürgerschaft, und da bröselt es manchmal.« Krause setzte diese Bemerkung sofort um: »Die interessierte Öffentlichkeit, das ist der Motor, weshalb wir hier sind«, formulierte er.

Aus Interesse kann Aktivität werden: Ehrenamtliches Engagement, sei es als Grabungshelfer, sei es als Mitorganisator von Exkursionen und dergleichen. Krause aber schob allzu großen Erwartungen seitens der politisch Verantwortlichen gleich einen Riegel vor: »Ehrenamt ergänzt, Ehrenamt darf niemals ersetzen!«

Aber die Gruppe, die sich hier engagiert, ist stark: Der Archäologische Verein hat 160 Mitglieder, Tendenz steigend, und 2020 wird ein Jubiläum gefeiert: Der Verein wird dann zehn Jahre jung.

Wie wichtig aber die Einigkeit zwischen Max Gotz und Harald Krause ist, was die Akzeptanz von Archäologie angeht, bekamen die Gäste des Symposiums gleich beim ersten Fachvortrag mit: »Unser Projekt lebt nur vom Miteinander der Partner«, formulierte Prof. Bernd Päffgen (LMU München), der noch mehr Objekte auflistete, die im Rahmen dieses Forschungspojektes haben geborgen werden können und jetzt die Reise nach Berlin antreten: Eine sogenannte »Zwiebelknopf-Fibel« und ein künstlich deformierter Schädel. Die Bedeutung der Region Erding in der Vor- und Frühgeschichte wird damit in einer europaweit angelegten Ausstellung greifbar. kw

Artikel vom 03.08.2018
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...