Mit Hip Hop in die Ferien

20 Jahre »School’s over Jam«: Am letzten Schultag an der Münchner Freiheit

Schule aus, Show an: Gleich nach der Zeugnisverleihung am letzten Schultag wird die Münchner Freiheit bei School’s over Jam zur Bühne der Jugendkultur.	Foto:  JTB/KJR

Schule aus, Show an: Gleich nach der Zeugnisverleihung am letzten Schultag wird die Münchner Freiheit bei School’s over Jam zur Bühne der Jugendkultur. Foto: JTB/KJR

Schwabing · Seit 20 Jahren veranstaltet der Jugendtreff am Biederstein (JTB) immer am letzten Schultag »School’s over Jam« auf dem Platz der Münchner Freiheit. Mit Hip Hop, Breakdance, K-Pop, Graffiti und mehr ist es ein Festival der Jugendkultur, das Jugendliche selbst gestalten.

Am Freitag, den 27. Juli um 11 Uhr, gleich nach der Zeugnisverleihung an den Schulen, fängt das achtstündige Programm an. »20 years – and we still dance« ist das Motto im Jubiläumsjahr, moderiert wird der Tag wie immer von Jugendlichen selbst. Sie stemmen auch das vielfältige Programm, für das sie ein ganzes Schuljahr geübt haben: DJs und DJanes sorgen für Beats zum Ferienstart, dazu gibt es Live-Dance und Song-Acts, Beatboxing sowie Dance- Shows und -Battles in den Genres Hip Hop, K-Pop, Afro Dance und Break-dance. Insgesamt gestalten rund 200 Jugendliche des JTB das Programm.

Entstanden ist School's over Jam 1998, als viele bosnische Jugendliche nach dem Ende des Balkan-Krieges zurück in ihre Heimat mussten. Mit einer großen Open-Air-Party wollten sie allen zeigen, was sie drauf haben. Dieser Ge- danke prägt School's over Jam bis heute. »Das Besondere dabei ist: alle Moves und Choreographien haben sie sich selbst beigebracht!«, sagt Patricia Herzog, die Leiterin des Jugendtreff am Biederstein, einer Freizeitstätte des Kreisjugendring München-Stadt (KJR). »Und das freiwillig und nach Schulschluss!« Neben vielen Show-Acts lädt auch ein umfangreiches Programm zum Mitmachen ein.

In mehreren kostenlosen Workshop-Areas können »Beginner« in Dance-Workshops ihre ersten Moves lernen und in der Graffiti- und Painting- Area die Farbdosen schütteln und schwungvolle Linien sprühen. Zum Kicken gibt es eine Streetsoccer-Anlage.

Viele B-Boys und B-Girls haben im JTB und beim School‘s over Jam ihre Leidenschaft entdeckt, so auch der 22-jährige Jawad Rajpoot. Mit 13 kam er erstmals hierher, zuletzt stand der Breakdancer und Schauspieler für »Jugend ohne Gott« und – zusammen mit Elyas M‘Barek – für »Fack ju Göhte 3« vor der Kamera.

»School’s over Jam« ist eine der langlebigsten Veranstaltungen der Jugendkultur in München«, sagt Pädagogin Herzog. »Bei uns können Jugendliche ihre Talente und Ideen entdecken und weiterentwickeln, die in der Schule sonst keinen Platz haben. Unser Prinzip dabei ist: Jugendliche unterrichten Jugendliche im sogenannten Peer-to-Peer-Modell.«

Das macht nicht nur Spaß, sondern hat für die JTB-Leiterin gleich mehrere positive Wirkungen. Zum einen lernen die Jugendlichen von Gleichaltrigen viel interessierter und intensiver als im Schulunterricht. »Natürlich ist es wichtig, was sie in der Schule lernen«, sagt Herzog. »Aber eine gute Tänzerin oder ein guter Tänzer zu sein, ist oft auch entscheidend für die persönliche und berufliche Entwicklung der Jugendlichen.«

Zum anderen sieht sie in den kreativen Möglichkeiten, die der Jugendtreff neben der Schule und der Ausbildung bietet, einen besonders wertvollen Beitrag zur Prävention. Das Leitmotiv von »School’s over Jam« lautet schließlich schon seit 1998 »Fun and Action – statt Gewalt«. Seit Beginn der ersten Veranstal- tung sind die Jugendbeamtinnen und -beamten der Polizei und das Kommissariat K105 (Opferschutz und Prävention) Kooperationspartner.

20-jähriges Jubiläum feiert bei »School’s over Jam« auch die Unterstützung durch den Bezirksausschuss Schwabing-Freimann. Seit Anfang an ermöglicht er, dass die Jugendlichen den öffentlichen Raum auf der Münchner Freiheit nach ihrem Geschmack nutzen und gestalten können.

Die Talente von Heute und Morgen sind am 27. Juli ab 11 Uhr bei »School’s over Jam« auf dem Platz der Münchner Freiheit zu erleben, der Eintritt ist frei. Mehr Infos unter www.schoolsoverjam.de

Letzte Party war der Anfang

Im Jahr 1998 mussten viele jugendliche JTB-Besucherinnen und –Besucher bosnischer Herkunft nach dem Kriegsende zurück in ihre Heimat. Sie hatten viele Jahre ihrer Kindheit und Jugend sowie ihre Schulzeit in München ver- bracht. Das Schuljahr 1997/1998 war das Ende dieser Zeit. Daher wollten sie eine letzte Party feiern, bei der sie nochmals ihre Talente und Fähigkeiten präsentieren. Diese Party sollte draußen stattfinden, wo alle zuschauen und sich davon überzeugen können, welche Fähigkeiten in ihnen stecken. Denn sie fanden es unverständlich und ungerecht, warum sie aus ihrer Sicht »abgeschoben« wurden. Aus dieser Idee wurde »School’s over Jam« geboren. Das Format hat sich nun 20 Jahre bewährt. Jugendliche entwickeln neben der Schule Fähigkeiten und Talente, die sie am letzten Schultag im öffentlichen Raum präsentieren und diesen zentralen Platz für einen Tag gestalten.

Der Jugendtreff am Biederstein (JTB) in der Gohrenstraße 6 ist eine von 50 Freizeitstätten des Kreisjugendring München-Stadt (KJR) und mit 65 Jahren die zweitälteste. Er ist ein Hotspot der Münchner Hip Hop-, Breakdance- und K-Pop-Szene.

65 Jahre Jugendtreff am Biederstein

Der JTB bietet Jugendlichen ab 12 Jahren das ganze Jahr über vielfältige Freizeitmöglichkeiten. Der Schwerpunkt liegt bei der außerschulischen Bildung und vor allem auf der Förderungvon Jugendkulturen. Die Jugendlichen können verschiedene Genres der Jugendkultur von Hip Hop über Breakdance und K-Pop bis Beatboxing und Graffiti kennenlernen, einüben und dabei neue Interessensgruppen bilden, die über ihren Klassenverband, ihren Wohnort oder sonstige Gruppenzugehörigkeit hinausgehen. Aus dem alltäglichen Interesse der Teenies an Tanzen, Rappen, Sprayen oder DJing entstehen Workshops, Projekte und Events auf der Basis von Partizipation – wie in allen KJR-Freizeitstätten als nichtkommerzielles Programm. red

Artikel vom 25.07.2018
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