Dächer – versteckte Meisterwerke

Ausstellung: Modelle zur historischen Ingenieursbaukunst

Zeughaus am Anger (Sankt-Jakobs-Platz, München) 1491-1493, Rekonstruktionsmodell 2017 von Clemens Knobling /H: 134 cm x B: 90 cm x L: 126 cm/ Foto: Münchner Stadtmuseum

Zeughaus am Anger (Sankt-Jakobs-Platz, München) 1491-1493, Rekonstruktionsmodell 2017 von Clemens Knobling /H: 134 cm x B: 90 cm x L: 126 cm/ Foto: Münchner Stadtmuseum

Altstadt · Eine neue Ausstellung im Münchner Stadtmuseum, St.-Jakobs-Platz 1, zeigt bis 14. Oktober »Die Dächer Münchens – Modelle zur historischen Ingenieursbaukunst«. Dachkonstruktionen sind versteckte Meisterwerke der Architektur. Die Baumeister konnten nur das planen, was von den Zimmerleuten auch zu überdachen war.

So sind die Dächer ein Spiegelbild der technischen Leistungsfähigkeit und ein stadtgeschichtliches Zeugnis von erstaunlicher Aussagekraft. Fast alle historischen Dächer wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört. In Kooperation mit dem Lehrstuhl für Baugeschichte, Historische Bauforschung und Denkmalpflege der Technischen Universität München werden großformatige Holzmodelle gezeigt, die Clemens Knobling zur Rekonstruktion bedeutender Dachwerke gebaut hat: Von der Frauenkirche bis hin zum Bayerischen Nationaltheater. Die Modelle sind jüngst im Rahmen einer Dissertation am Lehrstuhl für Baugeschichte, Historische Bauforschung und Denkmalpflege der Technischen Universität München entstanden. Alle Modelle wurden zwischen 2007 und 2017 von Dr. des. Clemens Knobling gebaut. Er hat die Modelle dem Münchner Stadtmuseum geschenkt. Sie beruhen auf der wissenschaftlichen Auswertung archivalischer Quellen und historischer Planzeichnungen. In der Regel rekonstruieren sie den bauzeitlichen Zustand im Maßstab 1:20. Zur Auswahl sind zwölf Bauwerke gekommen, mit denen die technischen Spitzenleistungen in den Fokus zu nehmen sind. Bei der Peterskirche etwa als der ältesten Pfarrei der Stadt treffen zwei jeweils zeittypische Konstruktionsweisen unmittelbar aufeinander: Das mittelalterliche Dachwerk über dem Kirchenschiff (nach 1327) und das Dach über dem barocken Chorhaus, das um 1630 mit damals modernen Bindern gesichert wurde. Sozusagen unter einem Dach wird eine Entwicklung anschaulich, die für den süddeutschen Raum allgemeingültig ist.

Mit dem um 1570 errichteten Antiquarium der Münchner Residenz wird ein einzigartiges Werk der höfischen Repräsentationsarchitektur aufgerufen. In der Dachkonstruktion zeichnet sich bereits ein Problem ab, das immer wieder auftritt, wenn Formen der Renaissance nördlich der Alpen aufgegriffen werden: Die flach geneigten Dächer Italiens sind zwar im hohen Maß elegant, für unser Klima aber ungeeignet. In München wurde das erste »italienische« Dach um 1668 für die Theatinerkirche entworfen. Die flache Neigung trägt entscheidend dazu bei, die freistehende Kuppel überhaupt erst zur Geltung zu bringen. Zusammen mit der Doppelturmfassade kennzeichnet sie die Silhouette der Stadt. Die Reihe der historischen Dächer wird mit einem Blick auf die Zeltdachkonstruktionen des Olympiageländes erweitert.

Führung am 14. Juli

Eine Führung durch die Schau mit dem Modellbauer Clemens Knobling findet statt an Samstag, 14. Juli, 15 Uhr. Museumseintritt: 4 Euro, erm. 2 Euro, Führung: 3 Euro.

Artikel vom 10.07.2018
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