Party und Politik

Christopher Street Day mit PrideWeek vom 7. bis 15. Juli

Zur CSD-Politparade am 14. Juli werden in München erneut Tausende Teilnehmer erwartet. Ihr Weg führt über den Stachus und die Sonnenstraße. 	Foto: Erwin Harbeck

Zur CSD-Politparade am 14. Juli werden in München erneut Tausende Teilnehmer erwartet. Ihr Weg führt über den Stachus und die Sonnenstraße. Foto: Erwin Harbeck

Von Carsten Clever-Rott
München · »Bunt ist das neue Weiß-Blau« – unter diesem Motto steht der Christopher Street Day in München, der sich mit der ­PrideWeek über eine ganze Woche vom 7. bis 15. Juli erstreckt. Da kommt einiges auf die Münchner zu.

Den Christopher Street Day in München kann man nicht kleinreden und nicht übersehen. Er ist Party und Demo zugleich. Der CSD basiert auf der Forderung nach Freiheit in der sexuellen Identität ohne jede Diskrimierung und Benachteiligung. Inzwischen hat sich seine Bedeutung auch auf den Protest und den Kampf gegen Ausgrenzung anderer Art erweitert. In Zeiten, da die Gesellschaft in Deutschland, in Europa, sogar weltweit, auseinanderzudriften scheint, gibt es kaum jemanden, dem der CSD gleichgültig ist. Meist werden das Engagement, die Botschaft und die Veranstaltung im Geist des liberalen Zusammenlebens begrüßt oder strikt abgelehnt. Nach Angaben der Veranstalter wurden im vergangenen Jahr rund 153.000 Teilnehmer und Zuschauer gezählt, darunter zahlreiche Gäste von außerhalb. Über die ganze Woche verteilt, dürften es dieses Jahr kaum weniger werden. Die meisten werden zum Straßenfest am Wochenende, 14./15. Juli, kommen. Große Aufmerksamkeit wird auch die CSD-Politparade am Samstag, 14. Juli, in der Innenstadt auf sich ziehen. Die bunte Show, die sich einerseits durch ganz viel Lebensfreude, aber eben auch durch politische Botschaften und Forderungen auszeichnet, wird am Marienplatz beginnen und enden. »Party und Politik«, so bezeichnet Stadtrat Thomas Niederbühl (Rosa Liste) den CSD. Als Geschäftsführer des Vereins Münchner Aids-Hilfe ist er zusammen mit LeTRa e.V., Rosa Liste und dem Sub Veranstalter des neuntägigen Spektakels. Feiern und fordern, darum geht es vor allem bei der Politparade am 14. Juli. Konkret fordern die Veranstalter Akzeptanz und Gleichstellung in der Gesellschaft, nicht nur auf dem Papier. Noch nicht mal an diesem Punkt sei Bayern angekommen. »Bis jetzt hat sich in Bayern gar nichts bewegt«, kritisiert Niederbühl. Ganz im Gegenteil, Bayern sei der größte Bremser. Dabei schien der große Wurf in Deutschland im vergangenen Jahr mit der Ehe für alle doch ein unübersehbares Signal gewesen zu sein. »Für uns ist es ein wichtiger Schritt, die rechtliche Gleichstellung zu haben«, erklärt Niederbühl, aber die Politik müsse diese Gleichstellung jetzt auch umsetzen. In dieser Hinsicht würden jedoch keine Bemühungen unternommen. Er befürchtet, die Staatsregierung könnte mit ihrer Politik den konservativen und zu einer Gleichstellung nicht bereiten Teil der Bevölkerung bedienen wollen: »Es ist zu erwarten, dass Bayern dem Rechtsruck hinterherhechelt.«

Was für die CSD-Veranstalter ein Problem ist, ist gleichzeitig auch eine Chance. Die Landtagswahl im Herbst zwingt die Politiker, sich zu positionieren. So nehmen an der Politparade praktisch alle größeren politischen Vereinigungen teil außer der AfD. Die CSU ist indirekt durch die LSU (Lesben und Schwule in der Union) vertreten. Dass in der Union die Meinungen auseinandergehen, zeigt sich auch in der Aussage von Josef Schmid, Zweiter Bürgermeister in München, der im offiziellen Magazin zum CSD erklärt hat: »Ich werde mich auch weiterhin in der Gesellschaft und auch in meiner Partei für einen normalen Umgang mit den LSBTI (Lesben, Schwule, Bi-, Trans- und Intersexuelle) einsetzen.« Wie überall, wo Ausgrenzung und Diskriminierung stattfindet – und derartigen Übergriffen sind LSBTI Menschen in Deutschland nach wie vor ausgesetzt – kann die explizite Betonung von Gemeinsamkeiten helfen, Hindernisse zu überwinden. Die Gemeinsamkeit, die der CSD schafft, ist die Freude am Feiern. Ganz unpolitisch, ganz unverbindlich. Dazu haben die Veranstalter ein Programm zusammengestellt, das so bunt ist wie das Motto des CSD. »Das größte Highlight sind die ­Weather Girls am Samstagabend auf dem Marienplatz«, kündigt Alexander Kluge, Geschäftsführer der CSD München GmbH, an. Das Kultduo (»It’s Raining Men«) tritt am 14. Juli ab 21.10 im Herzen Münchens auf. Bis dahin finden ab 7. Juli zahlreiche Veranstaltungen im Rahmen der PrideWeek statt, darunter das Regenbogen-Konzert der Münchner Philharmoniker (Sonntag, 8. Juli, 19 Uhr, Theater LEO 17, Eintritt: 22 Euro), das in diesem Jahr zum zweiten Mal stattfindet. Das ganze Programm gibt es auf www.csdmuenchen.de

Der unbestrittene Höhepunkt der Woche sind aber das Straßenfest zwischen Frauenplatz und Marienplatz (14./15. Juli) und die Politparade am 14. Juli. Ab 9 Uhr ist Aufstellung am Marienplatz, um 12 Uhr geht’s los, um 15 Uhr kommt der Zug dort auch wieder an. Bis die letzten Wagen da sind, kann es nach 16 Uhr sein. Die 134 angekündigten Fußgruppen und Fahrzeuge werden abschnittsweise (Lenbachplatz bis Sendlinger Tor) auch über den Altstadtring ziehen. Hier wird es während der Parade zwangsläufig zu Behinderungen kommen. Das sollte aber kein Problem für die Münchner sein. Schließlich gehört Toleranz zu ihren Stärken.

Artikel vom 07.07.2018
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