Zwei unvergessene Legenden

Gedenken an Hans Attenberger & Sepp Schillinger: 7. Juli 1968 – 7. Juli 2018

Das Duo Hans Attenberger und Sepp Schillinger beim siegreichen Rennen in Assen (Holland) 1968. Ihnen wird am 7. Juli zum 50. Todestag gedacht.	Foto: Franz Besendörfer

Das Duo Hans Attenberger und Sepp Schillinger beim siegreichen Rennen in Assen (Holland) 1968. Ihnen wird am 7. Juli zum 50. Todestag gedacht. Foto: Franz Besendörfer

Ebersberg · Der Ebersberger Diakon Herbert Schütze putzt Pokale mit Zahnpasta, Robert Stemmer steckt an Kränzen Blätter mit kleinen Stecknadeln fest, seine Frau Rosi bügelt 50 Jahre alte Schleifen auf. Nein, die Drei bereiten sich nicht auf Fronleichnam vor. Sie präparieren Siegerkränze und Pokale für die Gedenkfeier und die Ausstellung zum 50. Todestag von Hans Attenberger und Sepp Schillinger, die der »Freundeskreis Attenberger / Schillinger« veranstaltet.

Am Samstag, den 7. Juli morgens werden Fahnenabordnungen der Ebersberger Schützenvereine die Fans, Freunde und ehemaligen Rennfahrer-Konkurrenten aus ganz Deutschland zum Gedenkgottesdienst in die Ebersberger Pfarrkirche begleiten. Der Gottesdienst ist gleichzeitig die Auftaktveranstaltung für eine dreiwöchige Ausstellung, mit großformatigen Bildern von Seitenwagen-Rennen, originalen und selten gewordenen Rennmaschinen aus den 1960er Jahren, maßstabsgetreuen Modellen von Gespannen und einer lebensgroßen Nachbildung von Hans Attenberger und Sepp Schillinger. Zur Ausstellungseröffnung werden besondere Gäste erwartet: Metzger Rudl, der in Gilching ein privates Museum mit einzigartigen BMW-Motorrädern betreibt. Er hat gleichzeitig für die Ausstellung seltene Exponate zur Verfügung gestellt. Mit dabei sind unter anderem auch Heiner Vester, in den 1960er Jahren erfolgreicher Beiwagenfahrer und Freund Attenbergers, die beiden »Huaberbuam« aus Obing, Fred und Josef (letzterer war zu seiner Zeit zweimaliger Weltmeister und der weltbeste Beifahrer in der Disziplin der Gespannfahrzeuge), und Franz Besendörfer, der als Sportfotograf das letzte Bild der beiden vor ihrem tödlichen Unfall geschossen hat. Sie alle gedenken dem 7. Juli 1968, der für Ebersberg und vor allem für die Freunde von Attenberger und Schillinger eine besondere Bedeutung hat.

Hans Attenberger und sein Beifahrer Sepp Schillinger

waren am 7. Juli 1968 in Spa / Francorchamps (Belgien) auf dem besten Weg, Weltmeister im Seitenwagen-Rennen bis 500 ccm zu werden, wären sie nicht in der letzten Runde, in der sie das Feld knapp vor Georg Auerbacher und Hermann Hahn anführten, tödlich verunglückt. Was heute noch an sie erinnert, sind die Attenberger-Schillinger-Straße am Volksfestplatz, ein Ehrengrab am Ebersberger Friedhof und der »Freundeskreis Attenberger-Schillinger«, der seit 20 Jahre das Leben und die Renngeschichte der beiden Motorradrennfahrer recherchiert und akribisch nachzeichnet. Ihr Verdienst ist, dass Pokale, Kränze, Bilder und Zeitungsberichte der beiden erfolgreichen Sportler nicht dem Verfall preisgegeben wurden und nun, archiviert, die Zeitgeschichte dokumentieren. Warum die Veranstaltung für ein Ereignis, das vor einem halben Jahrhundert stattgefunden hat? Man versteht es vielleicht, wenn man weiß, dass sich 1968 viele Ebersberger mit den beiden Stars in Freundschaft und in Respekt verbunden fühlten. Die bescheidenen und leidenschaftlichen jungen Männer haben ihr soziales Umfeld an ihrem Erfolg teilhaben lassen, vielleicht ihr größter Verdienst.

Beide sind nach wie vor unvergessen

So hat man mit den Beiden mitgefiebert, die es noch am 6. Juli, dem Vorabend zum entscheidenden Rennen, bis in die Nachrichten des Deutschen Fernsehens geschafft haben. Sie standen knapp vor ihrem Weltmeister-Titel und damit am Ziel ihrer Träume: Hans Attenberger wurde trotz oder vielleicht auch gerade wegen seiner Behinderung zum Vorbild einer Generation. Wenn er sein Motorrad startete und zu Trainingszwecken über den gefrorenen Klostersee und die Hügel des Ebrachtals hinauf donnerte, liefen die Kinder zusammen. Sepp Schillinger, der strahlende Bauernbursch aus Grafing, wollte Ende 1967 seiner Freundin zuliebe mit dem Rennsport aufhören und konnte seinen Freund und Partner dann doch nicht alleine lassen. Beide starteten mit fulminanten Rennen in die Saison 1968. Sie starben im entscheidenden Rennen, in der letzten Runde und wenige Kilometer vor dem Ziel. Der Terminplan: Samstag, 7. Juli: 9.00 Uhr Gedenk-Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Sebastian Ebersberg, 10.00 Uhr Gedenken am Ehrengrab Attenberger Schillinger im Alten Friedhof in Ebersberg, 10.45 Uhr Gedenken am Grab Schillinger im Friedhof der Gemeinde Oberndorf, 11.30 Uhr Ausstellungseröffnung (VW-Autohaus Ebersberg, Ebersberger Autostadt); Dauer der Ausstellung: 7. bis 31. Juli 2018, Öffnungszeiten: werktags 8.00 bis 18.00 Uhr, samstags 8.00 bis 13.00, Veranstalter ist der Freundeskreis Attenberger/Schillinger. Otto Hartl

Artikel vom 05.07.2018
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