Der Zwilling im anderen Land

Landkreis München unterhält viele Partnerschaften, besonders mit Polen

Am 17. Tag der Blasmusik (oben) findet in Kirchheim-Heimstetten ein interkultureller Austausch mit den befreundeten Polen statt. Die beiden Landräte (unten) aus den Landkreisen München und Wieliczka, umringt von deutschen und polnischen Bürgermeistern.

Am 17. Tag der Blasmusik (oben) findet in Kirchheim-Heimstetten ein interkultureller Austausch mit den befreundeten Polen statt. Die beiden Landräte (unten) aus den Landkreisen München und Wieliczka, umringt von deutschen und polnischen Bürgermeistern.

Landkreis München · Der Duden bezeichnet Freundschaft als ein auf gegenseitiger Zuneigung beruhendes Verhältnis von Menschen zueinander. Der Landkreis München unterhält zu den Bewohnern verschiedener anderer Landkreise partnerschaftliche Beziehungen.

»Bei unseren Begegnungen und gegenseitigen Besuchen ist dieses Verhältnis immer spürbar«, äußert sich Franziska Herr vom Landratsamt über die Hintergründe dieser Partnerschaften. »Freundschaften wollen aber auch gepflegt sein und Partnerschaftsarbeit ist immer zeitintensiv.« Die Münchner Wochenanzeiger hakten nach. Wie steht es um diese Freundschaften? In diesem Teil geht es um die ganz besonderen Partnerschaften mit Polen. Der Landkreis München ist brüderlich verbunden mit den Landkreisen Esslingen und Leipzig sowie mit der Region Hannover. Seit 2003 blickt der Landkreis München auch »über den Tellerrand« bzw. über die Bundesgrenze hinaus, denn hier bestehen außerdem Partnerschaftsverträge mit den kleinpolnischen Landkreisen Kraków (Krakau) und Wieliczka. Im Zuge einer Verwaltungsreform wurden am 1. Januar 1999 in Polen die Landkreise neu gegründet. »Im gleichen Jahr, im Juli, setzt auch die Geschichte der Partnerschaft des Landkreises München und der polnischen Landkreise Krakau und Wieliczka ein«, so Franziska Herr. »Zuerst entwickelten sich informelle Kontakte. Dank der Bemühungen der amtierenden Landräte wurden 2002 in beiden Ländern Kreistagsbeschlüsse gefasst, die den Abschluss förmlicher Partnerschaftsverträge vorbereiteten. Die Besiegelung der Freundschaft erfolgte sodann am 7. April 2003 in Krakau und einen Tag später in Wieliczka.« Es ist nun quasi eine eingetragene Partnerschaft.

Wie profitiert man von einer internationalen Partnerschaft?

Der Landkreis München profitiert von den Partnerschaften in erster Linie durch Erfahrungsaustausch: »sowohl auf politischer als auch auf Verwaltungsebene«, sagt Franziska Herr. »In regelmäßigen Abständen finden gegenseitige Delegationsbesuche statt, bei denen wir unterschiedlichste Themen erörtern und Arbeitserfolge vorstellen und diskutieren. Auch darüber hinaus gibt es vor allem mit den polnischen Partnern Austauschtreffen und auch gegenseitige Hilfeleistungen auf interkultureller oder fachlicher Ebene.« Aktuelle Projekte sollen einen konkreten Einblick geben und beweisen, dass die Partnerschaft nicht nur diplomatischer Natur ist: »Neben den Begegnungen zwischen Kreistagsmitgliedern gibt es auf sportlicher Ebene die Jugend-Olympiade des Landkreises München. Sie existiert seit 2000 und entstand aus einem entsprechenden Antrag der CSU-Fraktion im Kreistag. Die erste Teilnahme der beiden polnischen Partnerlandkreise Krakau und Wieliczka erfolgte 2004 auf Vorschlag der Verwaltung. Sechs Jahre später haben sich die beiden polnischen Partnerlandkreise dazu entschieden, ein Pendant zur Jugend-Olympiade in Krakau bzw. Wieliczka aufzulegen. Daraus entstanden die Europäischen Jugendspiele, die zum dritten Mal stattfinden und gerade begonnen haben.« Das Landratsamt freut sich zudem auch über die zahlreichen Blaskapellen aus den Partnerlandkreisen am jährlichen Tag der Blasmusik im Landkreis München. Heuer findet er am Sonntag, 8. Juli auf dem Alten Volksfestplatz in Kirchheim statt. Das Blasorchester »Sygnal« aus Radziszów im Landkreis Krakau wird aus diesem Anlass ab dem 6. Juli im Landkreis München zu Gast sein. Aktuell leben im Landkreis München 3.957 polnische Staatsbürger, davon 2.068 Männer und 1.889 Frauen. Die zwei polnischen Partnerlandkreise des Landkreises München sind Krakau und Wieliczka.

Ein Paar Facts zu den beiden »Speckgürteln«

Der Landkreis München zählt rund 340.000 Einwohner, hat seinen Sitz in der kreisfreien Stadt München und befindet sich mit einer Fläche von zirka 664 Quadratkilometern im Norden, Osten und Süden der Bayernmetropole. Der Landkreis Krakau umschließt die kreisfreie Stadt Krakau, wo auch sein Sitz ist, im Norden und Westen auf einer Fläche, die etwa doppelt so groß wie der Landkreis München ist, dafür mit etwas weniger Einwohnern, nämlich zirka 250.000. Der Landkreis Wieliczka ist im Südosten Krakaus mit einer Einwohnerzahl von gut 100.000 und einer Fläche rund ein Drittel kleiner als im Landkreis München. Nach ein wenig Mathematik stellt man fest, dass sich die Landkreise, die komplett im »Speckgürtel« Krakaus sind, insgesamt etwa genauso viele Einwohner haben wie der hiesige Landkreis.

Verhältnis Großstadt und Umland spielt bei beiden eine große Rolle

Die beiden polnischen Landkreise prosperieren, rund 20.000 Firmen funktionieren alleine im Landkreis Krakau und auch touristisch sind sie sehr attraktiv, etwa mit dem UNESCO-Weltkulturerbe »Salzbergwerk Wieliczka« samt Schlössern. Es sind auch Besuchermagnete für Wanderer, denn die Berge sind in geringer Distanz südlich der Metropole erreichbar. Krakau selbst ist historisch sehr bedeutsam für die Geschichte Polens und Mittel-/Osteuropas, da sie einst Hauptstadt und Sitz der polnischen Könige war. Schlösser, Kathedralen und unzählige noch erhaltene Häuser und Bauten aus den letzten Jahrhunderten zählen zu den vielen Sehenwüdigkeiten der Großstadt, die ebenfalls wie München im Süden des Landes gelegen ist.

Auch gemeinsame Schicksale verbinden die Landkreise

Viele Gemeinsamkeiten verbinden also die beiden doch eigentlich so unterschiedlichen Regionen miteinander. »Gemeinsam haben wir, dass die Landkreise um Krakau ungefähr so liegen, wie der Landkreis München um die Landeshauptstadt. Das Verhältnis Großstadt und Umland spielt also eine große Rolle«, fügt Franziska Herr vom Landratsamt zu. »Gemeinsam haben wir beispielsweise aber auch das Thema Hochwasserschutz: Wie die Isar durch den Landkreis und durch München fließt, so fließt die Weichsel durch Krakau und es gibt immer wieder Hochwasser und Hochwasserschäden. Erfahrungen und akute Hilfestellungen aus dem Landkreis München sind willkommen!« Und was schätzt man im Landratsamt denn besonders an den Partnerkreisen? »Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen« kommt da als Antwort. Weiter: »Die polnische Gastfreundschaft ist sprichwörtlich. Das hat bisher jeder erfahren, der einmal in unseren Partnerlandkreisen zu Gast war.« Dass es zu vielen weiteren Austauschprogrammen in der Zukunft kommen wird, ist also längst beschlossene Sache. Der Landkreis München und die Landkreise Krakau und Wieliczka sind eine internationale Partnerschaft mit Zukunft. An alle dortigen Leser der Münchner Wochenanzeiger: Serdeczne pozdrowienia z powiatu Monachium! (Herzliche Grüße aus dem Landkreis München!)

Daniel Mielcarek

Artikel vom 04.07.2018
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