Veranstaltung zu aktueller Ausstellung im Stadtmuseum

München · Familienerbstücke unter der Lupe

Im Zeichen des Hakenkreuzes Fotografie des Historischen Museums der Stadt München 1936.	Foto: Stadtarchiv München

Im Zeichen des Hakenkreuzes Fotografie des Historischen Museums der Stadt München 1936. Foto: Stadtarchiv München

München · Zahllose Gegenstände aus jüdischen Haushalten fanden während der Zeit des Nationalsozialismus ihren Weg in nichtjüdische Familien. Häufig sind die Gegenstände mit einer Erzählung verbunden und werden so weitergereicht.

Dr. Carolin Lange, Provenienzforscherin an der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern, sucht die Geschichten zu Ihren »Familienerbstücken«.

Im vertraulichen Gespräch können Bürger ihr in der Ausstellung »Erwerbungen des Münchner Stadtmuseums im Nationalsozialismus« berichten – am Mittwoch, 11. Juli, 17 Uhr, bei der Veranstaltung »Erbstücke und Familiengeschichten unter der Lupe« im Stadtmuseum, St.-Jakobs-Platz 1. Bei dieser Veranstaltung handelt es sich um keine Führung durch die Ausstellung, sondern um Einzelgespräche mit Dr. Carolin Lange für die keine Anmeldung erforderlich ist. Dauer: 17 bis 20 Uhr; Eintritt: 7, erm. 3,50 Euro, Abendticket ab 18 Uhr (inkl. Ausstellung und Programm): 3,50 Euro. Die Ausstellung „»Ehem. jüdischer Besitz’ – Erwerbungen des Münchner Stadtmuseums im Nationalsozialismus« ist an diesem Abend bis 20 Uhr geöffnet.

Museum beleuchtet eigene Geschichte

Die Ausstellung ist noch bis 23. September zu sehen. Die Erforschung der Herkunft von Kunstwerken in den eigenen Sammlungsbeständen gehört zu den Schwerpunkten der wissenschaftlichen Arbeit des Münchner Stadtmuseums. Als erstes Museum in München widmet das Haus diesem Thema eine Ausstellung, in der auch die eigene Geschichte in der NS-Zeit beleuchtet wird.

Die Präsentation versteht sich als Momentaufnahme in einem Prozess kontinuierlicher Aufarbeitung. Sie zeichnet die vielfältigen Biografien von ausgewählten Exponaten aus den unterschiedlichen Sammlungen des Museums nach.

Dazu gehören Kunstgegenstände aus den Bereichen Grafik und Gemälde, Mode und Textilien sowie Kunsthandwerk und Möbel, aber auch Musikinstrumente und Marionetten. Anhand der Vielfalt der unterschiedlichen Sammlungsbestände wird das ganze Ausmaß der nationalsozialistischen Raubaktionen greifbar, die sämtliche Segmente des öffentlichen und privaten Lebens betrafen.

Präsentiert werden Objekte mit gesicherten Provenienzen ebenso wie Werke, deren Herkunft bislang ungeklärt ist. Aufgrund der zumeist lückenhaften Quellenlage besteht hier weiterer Forschungsbedarf. Vor diesem Hintergrund versucht die Ausstellung durch die öffentliche Präsentation der Gegenstände weiterführende Hinweise über die noch ungeklärten Herkunftsgeschichten der Kunstobjekte zu erhalten.

Während der NS-Herrschaft erwarb das Münchner Stadtmuseum durch Schenkung, Ankauf oder Tausch über 20.000 Kunst- und Kulturgegenstände, von denen etwa 2.600 Objekte hinsichtlich ihrer Herkunftsgeschichte als kritisch einzustufen sind und bezüglich ihrer Provenienz näher untersucht werden müssen. Die Herkunft von rund 450 Artefakten konnte bereits eindeutig geklärt werden.

Bislang beherrschen Kunstwerke namhafter Künstler oder bedeutender jüdischer Kunsthändler und -sammler die Schlagzeilen zu diesem Thema, wie zuletzt der sogenannte »Schwabinger Kunstfund« um die Sammlung Hildebrand Gurlitts.

Verstellt wird dadurch der Blick auf die alltäglichen und mitunter sehr privaten Kunst- und Kulturgegenstände, die gleichermaßen der nationalsozialistischen Verfolgungs- und Enteignungspolitik zum Opfer fielen.

Auch »kleine Leute« Opfer der Enteignungen

Denn von den Repressalien und dem staatlich organisierten Eigentumsentzug der Nationalsozialisten waren auch heute kaum noch bekannte jüdische Künstler, Gewerbetreibende und Privatpersonen betroffen, genauso wie politische Gegner des Regimes. So wird die Geschichte der Entrechtung und Enteignung im »Dritten Reich« unvollständig bleiben, solange nicht auch dem Schicksal der »kleinen Leute« und dem aus kunsthistorischer Sicht weniger bedeutenden Kultur- und Kunstgegenständen die gleiche Aufmerksamkeit geschenkt wird.

Artikel vom 28.06.2018
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