»Wir wollen wachrütteln«

Giesing · Lebensqualität vor Wachstum: Bürgerinitiativen laden zu Infoabend ein

Wie verträgt sich städtisches Wachstum mit Lebensqualität? Darüber diskutieren Bürger,  Politiker und Stadtplaner am Freitag im Anton-Fingerle-Bildungszentrum (Foto).	Foto: bs

Wie verträgt sich städtisches Wachstum mit Lebensqualität? Darüber diskutieren Bürger, Politiker und Stadtplaner am Freitag im Anton-Fingerle-Bildungszentrum (Foto). Foto: bs

Giesing · München wächst und wächst und wächst. Vor rund 60 Jahren hat die bayerische Landeshauptstadt erstmals die Marke von einer Million Einwohnern überschritten, inzwischen leben schon über 1,5 Millionen Menschen in München. Im Jahr 2036 dürften es laut neuesten Zahlen fast 1,7 Millionen sein.

Immer mehr Menschen in einem bereits stark verdichteten Raum bedeuten mehr Verkehr, mehr Belastung für die Umwelt und weniger Lebensqualität. Genau hierzu wollen am Freitag, 8. Juni, verschiedene Bürgerinitiativen (BI) und Vereine aus dem Münchner Osten und Südosten sensibilisieren und aufklären. Um 18 Uhr beginnt die Informationsveranstaltung »Lebensqualität vor Wachstum« im Anton-Fingerle-Bildungszentrum (Schlierseestraße 47), zu der alle interessierten Bürger eingeladen sind. Der Eintritt ist frei.

»Wir wollen die Leute wachrütteln, den Finger in die Wunde legen«, betont Andreas Dorsch von der BI Gartenstadt Harlaching. Anfang des Jahres habe es eine ähnliche Veranstaltung in Feldmoching gegeben. Dort hätten sich dann mehrere Bürgerinitiativen gefunden, um die Probleme vor Ort zu beleuchten.

Für den Südosten Münchens gibt es zwar keine städtebauliche Entwicklungsmaßnahme (SEM) wie im Norden oder Nordosten, doch Nachteile des Wachstums sind hier auch zu spüren: Vielerorts werden Neubauten hochgezogen, bezahlbarer Wohnraum wird jedoch zusehends Mangelware. Der Verkehr nimmt immer stärker zu, infrastrukturelle Einrichtungen wie Schulen sind längst überlastet. Nicht zu vergessen: der negative Einfluss von Flächenversiegelung auf das Stadtklima.

»Bis zu dem Termin in Feldmoching hat sich kaum jemand getraut, auch die negativen Seiten des Wachstums anzusprechen«, sagt Andreas Dorsch. Langsam setze hier zwar – begünstigt auch durch prominente Ereignisse wie den illegalen Abriss des Uhrmacherhäusls in Giesing – bei den Bürgern ein Umdenken ein, von der Politik käme aber viel zu wenig. Beim Infoabend wird Dorsch aufzeigen, warum organisch gewachsene bauliche Strukturen für höhere Lebensqualität sorgen.

Wie man Grünflächen in der Stadt schützen kann, erklärt Christian Hierneis vom BUND Naturschutz. Denn Wiesen und Bäume sind in einer Großstadt essentiell – dominiert der graue Beton über das natürliche Grün, heizen sich Städte zu stark auf. Übermäßige Hitze kann die Folge sein, ganz zu schweigen von höherer gesundheitlicher Belastung durch Schadstoffe und fehlenden Erholungsflächen für die Stadtbewohner. Hierneis wird die Gefahren durch Wachstum und Nachverdichtung ebenso aufzeigen wie Lösungswege. »Im Prinzip müsste man jeden städtischen Innenhof begrünen«, erläutert Andreas Dorsch, der in Harlaching lebt. »So war das vor 100 Jahren ursprünglich auch geplant.«

Die Vorträge sind relativ allgemein gehalten – die angesprochenen Themen betreffen aber Haidhauser und Giesinger ebenso wie Perlacher, Truderinger oder Ramersdorfer. Anschließend können die Besucher Fragen an Stadtplaner und Politiker stellen und diskutieren. Die Bürgerinitiativen und Vereine (s. unten) werden sich an Infoständen vorstellen.

Benjamin Schuldt

Wer ist dabei?
• BI Gartenstadt Harlaching
• IWAP e.V.
• Heimat Giesing
• Schutzgemeinschaft Ramersdorf
• Aktionsgruppe Untergiesing
• BI Haidhausen
• Lebenswertes Ramersdorf
• Green City
• BI Amisiedlung
• BI Fauststraße 90
• BI Rettet die Unnützwiese

Artikel vom 05.06.2018
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