Gedenktafel am Königsplatz erinnert an das einstige NS-Machtzentrum

Orte der Erinnerung

Maxvorstadt · Es ist zwar kein Geheimnis, wird aber trotzdem gerne unter den Tisch gekehrt: München, die »Weltstadt mit Herz«, war einst die »Hauptstadt der NS-Bewegung«.

Hier wurde die NSDAP in den 20er Jahren groß, hier waren die Parteizentrale sowie wichtige Kultstädten der Nationalsozialisten angesiedelt. Damit das niemals in Vergessenheit gerät, wurde zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus 2002 eine neue Informationstafel am Königsplatz, Ecke Brienner/Arcisstr. aufgestellt.

Sie löst eine andere, schadhaft gewordene Tafel ab, die 1996 dort errichtet worden war. Wie diese informiert auch die neue, auf Initiative des BA Maxvorstadt angefertigte Tafel über Lage und Ausdehnung des NS-Macht- und Kultzentrums rund um den Königsplatz – nun allerdings nicht nur in deutscher, sondern auch in englischer Sprache.

Außerdem sind einige »Erinnerungsorte« neu in den Lageplan aufgenommen: etwa das frühere Gestapo-Gefängnis und die Gestapo-Zentrale im Wittelsbacher Palais. Die Aufstellung der neuen Tafel nahm der BA Maxvorstadt, unterstützt von verschiedenen Vereinen, Organisationen und Kirchengemeinden zum Anlass, erneut die Forderung nach einem NS-Dokumentationszentrum zu unterstreichen.

»Ich glaube, wir können jetzt optimistisch sein«, meinte BA-Chef Klaus Bäumler, der sich seit Jahren für NS-»Erinnerungsorte« in der Maxvorstadt einsetzt. Nachdem sich der bayerische Landtag vor kurzem einstimmig für ein Doku-Zentrum ausgesprochen hat, soll nun ein inhaltliches Konzept erarbeitet werden – voraussichtlich unter der Federführung der Landeszentrale für Politische Bildung.

Stadtrat Siegfried Benker, der in Vertretung von OB Ude an der Aufstellung der Gedenktafel teilnahm, warnte allerdings vor zu früher Freude. »Es ist noch ein langer Weg«, betonte er. »Diskussionen gab es schon viele– ohne Druck von unten könnte auch diese wieder versickern.« Ein Standort für das Doku-Zentrum ist bis jetzt noch nicht gefunden. Nach Ansicht von BA-Chef Bäumler gäbe es auf dem riesigen Areal rund um den Königsplatz jedoch mehrere geeignete Orte.

Dabei verwies er vor allem auf das alte städtische Heizkraftwerk, das einst die NS-Bauten mit Strom versorgte. Darüber hinaus brachte Bäumler eine interessante neue Idee ins Spiel: Ein virtuelles Doku-Zentrum im Internet, wo Informationen zur Münchner NS-Vergangenheit gesammelt werden. Auf diese Weise ließe sich nicht nur das reale Forschungs- und Dokumentationszentrum vorbereiten, sondern auch die Zeit bis 2008 überbrücken. Dann nämlich wird das Zentrum frühestens fertig sein. rme

Artikel vom 31.01.2002
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