Die »Kings of Bavaria«

Munich Cowboys starten zuversichtlich in die neue Spielzeit

Die Schwäbisch Hall Unicorns waren letzte Saison nicht zu stoppen. Die Munich Cowboys wollen diesmal wenigstens in die Playoffs.	Foto: © Peter Roth

Die Schwäbisch Hall Unicorns waren letzte Saison nicht zu stoppen. Die Munich Cowboys wollen diesmal wenigstens in die Playoffs. Foto: © Peter Roth

München · Von einer Saison, wie sie die Schwäbisch Hall Unicorns 2017 gespielt haben, können die Munich Cowboys – und alle anderen Mannschaften in der German Football League GFL – derzeit nur träumen.

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Mit 17 Siegen in 17 Spielen haben es die American Footballer aus Schwaben im letzten Herbst bis zum Deutschen Meistertitel geschafft. Die Cowboys dagegen konnten in 14 Hauptrundenspielen nur drei Siege holen und sind der Abstiegsrelegation damit nur knapp entgangen. Das soll dieses Jahr anders werden und Head Coach Garren Holley ist zuversichtlich, dass sein Team auch sportlich Taten folgen lässt.

Eine erste Standortbestimmung ist das Vorbereitungsspiel am Samstag, 7. April, ab 16 Uhr im Dantestadion. Gegner ist der Regionalligist Würzburg Panthers. Eintrittskarten sind zwischen 10 und 14 Euro (ermäßigt: 8 bis 12 Euro) auf www.munich-cowboys.de erhältlich.

Das Ziel sind die Playoffs. Dazu müssen die Cowboys in der acht Mannschaften umfassenden GFL Süd mindestens den vierten Platz erreichen und damit am besten den inoffiziellen Titel »King of Bavaria« holen, wie Holley es nennt. Damit spielt der 31-jährige Headcoach auf die bayerische Überzahl in der Liga an. Nach dem Aufstieg der Wildcats aus Kirchdorf am Inn kommen mit den Cowboys, den Ingolstadt Dukes und den Allgäu Comets aus Kempten gleich vier Teams aus dem Freistaat. Cowboys-Präsident Werner L. Maier freut sich auf insgesamt sechs Derbys, davon natürlich drei auf heimischem Boden: am 8. Juli gegen Ingolstadt, am 21. Juli gegen Kirchdorf und am 1. September gegen die Allgäu Comets.

Noch mehr freut er sich nach einem schwierigen Jahr auf den ersten Kickoff. In der Off-Season (spielfreie Zeit) konnten Coaching Staff und Team fokussiert an Fitness und Taktik arbeiten. Auch die Zusammenstellung der Mannschaft verlief nahezu problemlos.

»Wir wollen mehr Beständigkeit. Das ist uns gelungen«, fasst Maier die Vorbereitung zusammen. Die wichtigsten Weichen seien früh gestellt gewesen, lediglich auf einer Position habe man erst spät eine gute Lösung gefunden. Gemeint ist der Quarterback, als Spielgestalter einer der wichtigsten Spieler auf dem Feld. Die Cowboys gehen mit dem 23-jährigen Trenton Miller auf dieser Position in die Season. Er sei ein absoluter Führungsspieler, der durch seine Vielseitigkeit und Qualität seine Mannschaft zum Erfolg führt, so die Vorschusslorbeeren bei der Vorstellung.

Für den US-Amerikaner ist es seltsam, die Season zu unterbrechen, weil in Russland eine Fußball-Weltmeisterschaft gespielt wird. Werner L. Maier aber ist Realist: »Wenn du mit American Football gegen Fußball antrittst, hast das wenig Sinn.« So wird das Heimspiel gegen die Ingolstadt Dukes ausnahmsweise nicht am Samstag, sondern erst am Sonntag, 8. Juli, ausgetragen. D

er Grund: Am 7. Juli finden in Samara und Sotschi zwei Viertelfinalspiele statt. Weil Deutschland als Titelverteidiger Aussichten hat, genau dann anzutreten, verzichten die Footballer auf die direkte Konkurrenz im Kampf um die Zuschauer und weichen aus.

Der Terminkalender ist ohnehin entzerrt, nachdem die Europameisterschaft im American Football, die in Frankfurt hätte stattfinden sollen, abgesagt wurde.

Es hatte Querelen um ausstehende Zahlungen des internationalen Football-Verbands IFAF gegeben, woraufhin die Global Association of International Sports Federations die IFAF suspendiert hatte – mit der Folge, dass die EM 2018 kurzerhand abgesagt wurde. Umso böser die Überraschung bei den GFL-Vereinen, dass die IFAF nun doch eine EM durchführen will, allerdings in Finnland. Die GFL müsste, wenn sie denn Spieler verschiedener Nationen abstellen wollte, mindestens zwei Spieltage verlegen, was zum jetzigen Zeitpunkt wenig realistisch erscheint. Betroffen seien fast die Hälfte der Spieler in der GFL, so Maier.

Fatal: Letztlich muss wahrscheinlich jeder Spieler selbst entscheiden, ob er seiner Nationalmannschaft oder seinem Vereinsteam in dieser Zeit die Treue hält – mit der Folge, dass die GFL-Meisterschaft an den beiden betroffenen Spieltagen eine erhebliche Verzerrung zu befürchten hat. Die IFAF bringe die Spieler damit in Gewissenskonflikte.

Die Munich Cowboys seien zwar weniger betroffen als andere Vereine, aber dass die IFAF auf die GFL bei der Terminierung keine Rücksicht nehme, findet Maier, gelinde gesagt, befremdlich. Schließlich ist Deutschland amtierender Europameister.

Ungeachtet dessen basteln die Cowboys zielstrebig an einer erfolgreichen Zukunft. Laut Garren Holley hat das Trainerteam viel dafür getan, dass die Mannschaft zusammenwächst. Der Verein sei dabei, seine Strukturen weiter zu professionalisieren. Was die Mannschaft jetzt noch braucht, ist die Unterstützung von den Rängen und selbst da ist man mit der Entwicklung sehr zufrieden. Im vergangenen Jahr mit nur einem Heimsieg sei der Zuschauerschnitt von rund 1.100 auf 1.400 im Schnitt angestiegen, und das bei anhaltender Tendenz. Die Mannschaft geht mit dem größten Etat der Vereinsgeschichte in die Season, im Ligavergleich immer noch bescheiden.

Aber im Hintergrund hat sich der Verein ­erheblich stabilisiert, Sponsorenpartnerschaften verlängert und wirtschaftlich gut aufgestellt – und einen Headcoach, der ruhig und fokussiert weiterarbeitet, auch wenn es mal nicht rund läuft. Platz vier in der GFL Süd hört sich nach einem erreichbaren Ziel an.
Von Carsten Clever-Rott

Artikel vom 06.04.2018
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