Chance für Stadtentwicklung vorerst vertan

Rot-Grün blockiert Bahntunnel

München-Ost · Im letzten Planungsausschuss hat die rot-grüne Rathausmehrheit den Antrag auf einen Bahntunnel von Zamdorf bis Johanneskirchen wieder einmal vertagt.

»Dies beweist«, so Stadträtin Barbara Schöne von den Freien Wählern, »dass der SPD und den Grünen die Nöte der Bürger am Münchner Nord-Osten, die Tag und Nacht unter Lärm und Stau durch die vielen Güterzüge leiden, völlig egal sind.«

Die Freien Wähler hatten den Antrag auf den Bahntunnel schon im Juli gestellt. Mit der erneuten Vertagung des Problems war sie nicht einverstanden, doch angesichts der Mehrheitsverhältnisse hatte ihr Protest keine Chance. Stadträtin Barbara Schöne erläutert die Historie und die riesige Problematik der Bahntrasse zwischen Zamdorf und Johanneskirchen: »Bereits in den 1980er Jahren haben die Landeshauptstadt München und die Bundesbahn eine Umwelt-Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben mit dem Ergebnis, dass 10 bis 12 Tunnels gebaut werden sollten.

Ende der 1980er Jahre schien sich für kurze Zeit eine Koalition zur Realisierung der Bahntunnel anzubahnen. In einer Bürgerversammlung versprachen der damalige Oberbürgermeister Georg Kronawitter (SPD) und ein Vertreter der Bahn den 400 anwesenden Bewohner aus dem Münchner Nord-Osten, die erforderlichen Millionen bereitzustellen. Auf die Einhaltung dieses Wahlversprechens warten die rund 20.000 betroffenen BürgerInnen heute noch.

Für viele Stadtteilbewohner hat nicht die Tatsache, dass sie mit ihrem Auto ständig im Stau vor den Bahnschranken stecken bleiben (was besonders im Berufsverkehr eine starke Belastung bedeutet) erste Priorität, sondern der Lärm der rund 250 Züge Tag und Nacht. An Lärm kann man sich nicht gewöhnen. Auf den Hauptverkehrsstraßen fahren nachts viel weniger Autos und Laster und die Verkehrsverminderung bedeutet weniger Lärm, aber auf dieser Bahnstrecke nehmen die Güterzüge nachts und damit die Lärmbelastung, Erschütterungen und aerodynamischen Probleme extrem zu.

Krach bedeutet für den menschlichen Körper Dauer-Stress: Bei nächtlichem Verkehrslärm über 62 dB steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich an. Und das ist der springende Punkt: Von 22 Uhr bis morgens früh donnern immer mehr Güterzüge durch die Nacht und rauben den Anwohnern den wohl verdienten Schlaf, den sie brauchen, um gesund zu bleiben und ihre Arbeitsfähigkeit zu erhalten. Diese Dauer-Lärmbelastung ist unzumutbar.

»Im übrigen bedeutet die Untertunnelung dieses Streckenabschnitts eine städtebauliche Chance ersten Ranges. Der Münchner Osten ist das letzte große städtebauliche Entwicklungsgebiet. Durch eine Zusammenführung der Gebiete links und rechts der Bahnlinie von Zamdorf bis nach Johanneskirchen durch einen Bahntunnel würde ein neues Siedlungs- und Freizeitareal hinzugewonnen werden, von dem Städteplaner eigentlich nur träumen können,« meint Stadträtin Schöne.

»Anstelle von Lärm, den Bahnflächen, zwei Bahnübergängen, deren Schranken bei mehr als 250 Zügen am Tag mehr geschlossen als geöffnet sind, könnten die Siedlungen Zamdorf, Daglfing, Denning, Englschalking und Johanneskirchen mit unzähligen Freiflächen dazwischen planerisch zu einem neuen Lebens- und Siedlungsbereich zusammengefasst werden, in dem es Platz für viele neue Wohnungen geben würde.«

Artikel vom 23.01.2002
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...