Wiener Tram auf unseren Schienen

»Ulf« erobert München

München · Ein ungewohntes Gesicht wird in den nächsten Wochen auf den

Eine rot-weiß lackierte Tram in sehr ungewohntem Design; sie hört auf den Namen „Ulf“ und ist normalerweise in Grinzing oder Ottakring statt nach Giesing oder Harlaching unterwegs, kennt auch den Kärnter Ring besser als den Wintrichring und wendet sonst eher am Westbahn- denn am Westfriedhof – kurz: Sie gehört eigentlich nach Wien.

„Ulf“ steht für „Ultra-low-floor“, zu deutsch: extrem-niedrigflurig und ist eine Spezialkonstruktion der österreichischen Siemens-Tochter SGP (Simmering-Graz-Pauker-Werke) für die Wiener Verkehrsbetriebe. Der „Ulf“ weist eine Einstiegshöhe von nur 18 cm über Straßenhöhe auf und ist damit in der Tat das extremste Niederflurfahrzeug, das bisher gebaut wurde. Möglich wurde dies durch eine sehr raffinierte, allerdings auch sehr aufwändige Technik:

Der gesamte Antrieb des Fahrzeuges, sonst unter dem Wagenboden liegend, wurde seitlich mit stehenden Motoren, in sogenannten Portalen untergebracht, die jeweils zwischen den einzelnen Wagenteilen liegen. die Wagenkästen schweben zwischen diesen Portalen, deren Durchgangsbreite allerdings durch die seitlichen Antriebseinheiten reduziert ist. Diese Konstruktion ist unter den Technikern sehr umstritten, weswegen der „Ulf“ sich bisher außerhalb Wiens nicht weiter verbreiten konnte. Gestaltet hat den „Ulf“ im übrigen die Sportwagenschmiede Porsche.

Warum nun der Einsatz in München? Der Anlass ist das bevorstehende große Jubiläum der Münchner Tram und damit des Münchner Nahrverkehrs: 125 Jahre – von der Pferdebahn zur MVG – unter diesem Motto feiern die Münchner Verkehrsbetriebe am letzten Oktoberwochenende. Im Mittelpunkt des Festprogramms steht am Samstag, 27. Oktober 10 Uhr ein großer Trambahnkorso durch die Münchner Innenstadt. In diesem Korso werden nicht nur zahlreiche historische Münchner Fahrzeuge mitfahren, sondern auch zwei „Gasttrambahnen“ aus anderen Städten.

Der eine ist der „Ulf“ aus Wien, der zweite wird auf Vermittlung der Fa. Siemens ein moderner 5-teiliger Gelenkzug mit dem nicht minder wohlklingenden Nahmen „Combino“ sein, der im Oktober aus Potsdam nach München anreisen wird. Wir werden den „Combino“ dann natürlich ebenfalls vorstellen. Warum der „Ulf“?

Zum einen, weil die Münchner Verkehrsbetriebe seit vielen Jahren eine gute und enge Zusammenarbeit mit den Wiener Verkehrsbetrieben verbindet – im Straßenbahn- wie im U-Bahnbereich. Ein regelmäßiger Erfahrungs- und Informationsausstausch hat beiden großen Verkehrsunternehmen schon viel Nutzen gebracht. „Ulf“ wird dem Münchner Verkehrsbetreiben nicht nur für einige Wochen zur Verfügung gestellt, sondern ist auch bereits in Wien einigen Anpassungen und Einbauten unterzogen worden, damit er in München fahren kann.

In der Landeshauptstadt wird der „Ulf“ nicht nur am Trambahnkorso teilnehmen, sondern auf der Linie 21 verkehren.

Artikel vom 26.09.2001
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