Das große Leser-Interview der Münchner Wochenanzeiger

Reisinger: »Klare und ehrliche Analyse der Gesellschafter nötig«

Intensiv: Leserfragen zum TSV 1860 München. Fotos: Anne Wild

Intensiv: Leserfragen zum TSV 1860 München. Fotos: Anne Wild

München/Giesing · Die Münchner Wochenanzeiger haben zum großen Leser-Interview mit dem Präsidenten des TSV 1860 München aufgerufen. Ein Experiment – auch für uns. Zahlreiche Fragen unserer Leser gingen per E-Mail ein und bilden einen Querschnitt dessen, was Fans derzeit berührt. Robert Reisinger hat sich dankenswerterweise viel Zeit genommen, sie ausführlich zu beantworten.

Matthias Geyer (28) aus Augsburg möchte wissen:

Wird das Testspiel beim Sheffield FC im Januar stattfinden?

Robert Reisinger: Ich persönlich fände ein Spiel zwischen dem TSV 1860 München und dem Sheffield FC reizvoll. Auch kann ich mir vorstellen, dass viele unserer Fans die Reise nach England gerne mitmachen würden. Wie ich gehört habe, sind noch ein paar logistische Probleme zu lösen, aber ich bin zuversichtlich, dass das Spiel stattfinden kann.

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Markus Imhof aus Meitingen fragt:

Wie kann es weitergehen, wenn jeder im Verein (KGaA, e.V., Investor, Fans) in eine andere Richtung geht? Sollten wir nicht versuchen, alle im Sinne unseres Vereins am gleichen Strang zu ziehen und unsere persönlichen Kleinkriege sein zu lassen?

Im Grundsatz stimme ich Ihnen zu. Nur Ihre Beschreibung der Konfliktlinien als »persönliche Kleinkriege« sehe ich anders. Es geht eben nicht um Persönliches oder vermeintliche Kleinigkeiten, sondern um das große Ganze. Und vor allem geht es um ein gemeinsames Verständnis davon, was wir hier warum und wie tun. Das gilt es zu entwickeln! Erst dann lässt sich nämlich überhaupt an einem gemeinsamen Strang ziehen. Solange dieser Strang aber nicht klar definiert ist, zerrt wohl zwangsläufig jeder in eine andere Richtung.

Ohne eine klare und ehrliche Analyse der Gesellschafter, was im Profifußball beim TSV 1860 jahrelang falsch lief, werden wir bei einem Neuaufbau, wie wir ihn jetzt betreiben müssen, die alten Fehler wiederholen. Dazu bin ich nicht bereit und meine Kollegen auch nicht. Die Analyse wird bei den Gesellschaftern sicher unterschiedlich ausfallen. Dazu sind die Interessenlagen nun mal in Teilen verschieden. Aber sie muss gemacht werden. Und sie wird gemacht!

Die Sechs-Jahres-Bilanz seit dem Jahr 2011 – ich glaube auf den Punkt können sich alle einigen – fällt verglichen mit dem eigenen Anspruch mehr als spärlich aus. Von der Champions League und »we go to the top« wurde geträumt und die Regionalliga Bayern ist die nackte Realität. Von einem eigenen Stadion wurde jahrelang phantasiert und im alten Grünwalder spielen wir. Das hat für mich klare Gründe und über die müssen wir offen reden.

Erschwerend kommt hinzu: Der TSV 1860 München hat in den vergangenen Jahren auf dramatische Weise einen Verlust an Sympathie, Glaubwürdigkeit und Authentizität erlitten. Und zwar nicht nur innerhalb unserer eigenen Fanbasis, sondern gleichermaßen bei Sponsoren, Unterstützern, Freunden und auch bei der Stadt München. Wer das nicht sehen kann oder will, trägt für mich ein dickes Brett vor dem Kopf. Die verzweifelt wirkenden »#Zam hoid’n« und »#gemeinsam« Kampagnen waren für mich Ausdruck davon. Je häufiger diese Floskeln bemüht wurden, umso sicherer konnte man sein, dass in Wirklichkeit gar nichts stimmt.

Seit dem unfreiwilligen Abstieg in die Regionalliga und dem erzwungenen Neuanfang ist ein deutlicher Umkehreffekt feststellbar. Partner und Sponsoren solidarisieren sich mit dem TSV. Es gab eine Welle von Neueintritten in den Verein. Die Fans machen Heimspiele zu Fußballfesten und legen dabei ein kaum für möglich gehaltenes Maß an Selbstregulierung an den Tag. Die Menschen mögen den TSV wieder und entdecken ihn neu. Der Löwe hat wieder ein Gesicht. Dazu tragen die Mannschaft und das ganze Umfeld bei. Das finde ich großartig! Dieses zarte Pflänzchen müssen wir hegen und pflegen – mit Bescheidenheit und Realitätssinn.

Sympathien bringen aber kein Geld in die klammen Kassen... (Ergänzende Frage der Redaktion)

Nein, das tun sie nicht. Sie sind aber unverzichtbare Grundlage für alles andere. Im Sport lebt man vom Image. Wir sind im Profifußball nun mal auch ein Erlebnisanbieter, der konsequent ein eigenes Image braucht und das auch inszenieren muss. Ein »weiter so« wie in den vergangenen Jahren kann und darf es nicht geben. 1860 ist heute für Sponsoren attraktiver als noch in der Zweiten Liga. Auch das hat Gründe.

Mancher beklagt einen vermuteten Stillstand. (Ergänzende Frage der Redaktion)

Noch spektakulärer und dynamischer als das, was dem TSV 1860 in den vergangenen acht Monaten widerfahren ist, kann es im Profifußball kaum zugehen. Stillstand sieht für mich anders aus. Wenn jetzt leidenschaftlich über Zukunftskonzepte gestritten wird, ist das für mich kein Zeichen für »Chaos« oder »Machtkämpfe«, wie gern geschrieben wird, sondern diese Diskussion ist nach dem Absturz überlebensnotwendig. Wir müssen sie dringend führen. Das funktioniert aber sicher nicht, wenn über alles eine Harmoniesoße gegossen wird, die mit der Realität nichts zu tun hat. Oder wenn behauptet wird, grundsätzlich unterschiedliche Auffassungen wären »persönliche Kleinkriege« – denn das sind sie nicht.

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Wolfgang Gehling aus München hat mehrere Fragen:

Wieso ist der Kooperationsvertrag geheim und ist nicht, zumindest in entscheidenden Passagen, den Mitgliedern zugänglich (z.B. zur Einsicht in der Geschäftsstelle)?

Vertragliche Vereinbarungen zwischen Gesellschaftern unterliegen in der Wirtschaft in der Regel der Vertraulichkeit. Das ist kein ungewöhnlicher Umgang damit und für die Diskretion in solchen Angelegenheiten gibt es sehr gute Gründe. Ihre Frage zielt vermutlich darauf ab, ob beim Vertragsabschluss im Jahr 2011 keine besondere Berichtspflicht des Präsidiums gegenüber den Mitgliedern des Vereins bestanden hätte? In meinen Augen: ja.

Klar ist: Eine Einsicht für jedermann in beliebige Verträge auf der Geschäftsstelle ist völlig ausgeschlossen – das ist weder erlaubt noch sinnvoll. Den Mitgliedern aber auf der Mitgliederversammlung in einer verständlichen übersichtlichen Zusammenfassung zu erklären, welche vertraglichen Verpflichtungen man als e.V. eingegangen ist, halte ich für richtig. Warum das beim damaligen Vertragsabschluss durch frühere Präsidiumsmitglieder unterblieben ist, kann ich rückblickend nicht beantworten. Die Vereinssatzung war damals auch eine andere. Sie stammte noch aus der Zeit von Wildmoser. Heute haben die Mitglieder mehr Rechte und nehmen sie auch wahr.

Das Präsidium hat den Mitgliedern gegenüber umfassende Rechenschafts- und Auskunftspflichten in der Mitgliederversammlung – dort ist der richtige Ort dafür. Die gängige Rechtsprechung besagt, dass ein Vereinsmitglied nicht automatisch mit seiner Mitgliedschaft Anteile am Vereinsvermögen erwirbt und deshalb auch keine generelle Berechtigung zur Einsichtnahme in Geschäftsbücher und Verträge besitzt. Das Vereinsrecht kennt keine Vorschrift, die dem Kontrollrecht von Gesellschaftern nach § 716 BGB gleich kommen würde. Es würde auch zu weit führen, wenn Mitglieder ständig die Geschäftsstelle damit beauftragen könnten, irgendwelche Unterlagen vorzulegen.

Ich persönlich würde die Berichtspflicht gegenüber den Mitgliedern grundsätzlich eher weiter als zu eng auslegen. Noch dazu bei einem Anteilsverkauf. Ganze Gesellschafterverträge können aus Rücksicht auf berechtigte Interessen des Vertragspartners aber keinesfalls ausgehändigt werden.

Wieso ist für die Mitglieder das Gutachten, betreffend den Beschluss der Mitgliederversammlung zum Hoppen-Antrag, nicht einsehbar oder wird veröffentlicht, immerhin wird dadurch ja eine Vorgabe durch das höchste Gremium nicht umgesetzt. Entsprechend sollte dieses Gremium auch informiert werden.

Die Mitglieder werden auf der nächsten Mitgliederversammlung ausführlich darüber informiert. Eine öffentliche Mitteilung über den Sachstand erfolgt demnächst durch den Verwaltungsrat, dem der Antrag zur Prüfung vorliegt. Mögliche Rechtsgutachten, die der Verein einholt, sind nie zur Veröffentlichung bestimmt. Sie können Hinweise enthalten, die schutzwürdige Interessen des Vereins berühren. Dafür bitte ich um Verständnis.

Welche Nachteile konkret hätte der Verein durch die Kündigung (außer, dass diese ggf. angefochten würde)?

Dazu wird der Verwaltungsrat Stellung nehmen.

Wie ist der Stand der Zustimmung durch den Verwaltungsrat?

Der Verwaltungsrat prüft den Antrag und wird sich fristgerecht dazu äußern.

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Michaela Schneider möchte wissen:

Wie werden die Spendengelder aus div. Aktionen der Fußballabteilung des TSV verwendet und um welchen Betrag (nur Spenden aus Aktionen) handelt es sich hierbei circa?

Für das Jahr 2017 liegen mir noch keine Zahlen über die Höhe der Spenden an den gemeinnützigen e.V. vor. Im Jahr 2016 betrugen die Spenden laut Kassenbericht in Summe 63.683 Euro. Die Gelder werden für die Nachwuchsausbildung von den U9 bis zu den U17-Junioren verwendet. Das können Ausrüstungsgegenstände sein, aber auch Vergütungen für Ausbilder oder Reisekosten und Trainingslager. Es sei denn, Spenden sind von vornherein zweckgebunden – wie etwa für die Blindenfußballer. Dann finden sie nur dort Verwendung. Das hohe Niveau der Ausbildung beim TSV 1860 München kann nur aufrechterhalten werden, weil viele Mitglieder den Verein durch ihren Mitgliedsbeitrag und Spenden unterstützen.

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Stefan Markt (39) aus München hat ebenfalls mehrere Fragen:

Was hat Sie dazu bewogen, Präsident beim TSV 1860 München zu werden? Wie wird man Präsident?

Ich wurde in einem für den Verein schwierigen Moment im Frühsommer vom Verwaltungsrat gefragt, ob ich das Amt nach dem Rücktritt von Peter Cassalette kommissarisch übernehmen würde. Es stand für mich außer Frage, dass ich meinem Verein, der mit dem Rücken an der Wand stand, helfe. Für die Einarbeitung eines Neulings hätte in dieser extremen Druckphase keine Zeit bestanden. Mir waren die Abläufe und Gegebenheiten vertraut, deshalb konnte ich zusammen mit meinen Vorstandskollegen sofort handeln. Die Mitgliederversammlung hat mich dann für die restliche Amtszeit zum Präsidenten gewählt. Meine Tätigkeit für den TSV 1860 München ist ein unbezahltes Ehrenamt. Das genaue Procedere zur Wahl des Präsidenten regelt die Vereinssatzung, die Sie im Internet unter tsv1860.org einsehen können.

Wer besitzt die Markenrechte beim TSV 1860 München? Wie werden diese benutzt? Und: Wer bekommt mein Geld, wenn ich einen Schal im Fanshop des TSV 1860 München kaufe?

Es gibt Markenrechte, die der TSV 1860 im e.V. nutzt und Markenrechte, die die ausgegliederte Profifußball-Tochter KGaA nutzt. Jeder im für sich erforderlichen Rahmen und Umfang. Die Markenrechte wurden im Zuge der Ausgliederung unter dem Präsidium Wildmoser komplett an die KGaA übertragen. Die Rückübertragung der Wortmarke »TSV München von 1860 e.V.« an den Verein führte zu einer Auseinandersetzung mit unserem Mitgesellschafter, der dadurch sein wirtschaftliches Interesse geschädigt sieht.

Zum zweiten Teil der Frage: Unser Mitgesellschafter hat im Jahr 2011 die TSV 1860 Merchandising GmbH erworben und betreibt seither auf eigene Rechnung das Geschäft mit Fanartikeln. Anthony Power ist dort neben Roland Kneißl Geschäftsführer. Es gibt eine Vereinbarung zwischen den Gesellschaftern, die die KGaA am Unternehmensgewinn aus Fanartikeln partizipieren lässt. Das sind aber keine Riesensummen, die da umgesetzt werden. Wer also einen Fanschal erwirbt, darf sich sicher sein, dass ein Teil des Gewinns der Merchandising GmbH in den Lizenzfußball beim TSV 1860 München fließt.

Können Sie bitte verständlich darlegen, was es mit dem Antrag von Ulla Hoppen auf sich hat, und wie der derzeitige Stand dazu ist?

Der Antrag auf Kündigung des Kooperationsvertrags zwischen dem TSV München von 1860 e.V. und unserem Mitgesellschafter wurde von der Mitgliederversammlung gegen die Stimmen des Präsidiums angenommen, vorbehaltlich einer vorherigen Zustimmung durch den Verwaltungsrat. Der Verwaltungsrat wird zu seiner Entscheidung zeitnah eine Erklärung abgeben. Der Wunsch der Mitglieder ist für mich Ausdruck einer harten kritischen Haltung gegenüber unserem Mitgesellschafter, die dort auch zur Kenntnis genommen wurde.

Gerade aus einer bestimmten Richtung sind Sie immer wieder Beleidigungen und Verunglimpfungen ausgesetzt. Wie gehen Sie damit um? Und: Warum stellen Sie die ständigen Anschuldigungen nicht richtig, sondern lassen sie – quasi unkommentiert – im Raum stehen?

Ich kann nicht jeden Quatsch, der durch das Netz geistert, richtig stellen. Dafür habe ich weder Zeit noch Nerven. Wer sich ernsthaft für die Positionen des Präsidiums Reisinger, Sitzberger, Schmidt interessiert, wird in der Presse fündig oder fragt nach. Ich besuche regelmäßig Fanklubs und vereinsnahe Vereinigungen und stelle mich dort persönlich Mitgliedern und Fans des TSV 1860 im Gespräch. Ich weiß, auf welches Medium Sie mit Ihrer Frage anspielen und ich bin nicht glücklich darüber. Die dort gepflegte Form der Polarisierung ist für niemanden sinnvoll. Auch nicht für diejenigen, die glauben davon zu profitieren. Man muss aber grundsätzlich sehen, dass die Münchner Sportpresse insgesamt wieder einen seriösen und professionellen Umgang mit dem TSV 1860 München pflegt. Das ist für mich viel wichtiger.

Die Stadt hat die Kapazität des Sechzger-Stadions willkürlich auf 12.5000 reduziert. Wie viele Leute dürften denn baurechtlich ins Stadion?

Das weiß ich nicht. Wir sind aktuell mit verschiedenen Sachverständigen dabei, ein Dossier zusammenzustellen, das alle relevanten Fragen rund um die Entwicklung im Stadion an der Grünwalder Straße zusammenfasst. Dabei spielen Politik wie auch Baurecht eine Rolle. Dazu kann ich im Februar mehr sagen und genauer Auskunft geben, wann welches Fassungsvermögen wie und warum verändert wurde. Das war bis dato nie meine Baustelle. Oberbürgermeister Reiter und ich haben über Möglichkeiten einer Verbesserung des Ist-Zustands im Grünwalder Stadion gesprochen. Sein Besuch bei uns am Spieltag gegen Bayreuth war eine schöne Sache. Jeder weiß, dass sein Herz eigentlich für einen anderen Verein schlägt. Ich bin erfreut, wie viel Verständnis uns für unsere schwierige Situation entgegen gebracht wird. Die Stadt München und die politischen Verantwortungsträger haben den TSV 1860 nicht vergessen, auch wenn es in der Vergangenheit manchmal so gewirkt haben mag.

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Sebastian W. (24) aus München möchte wissen:

Stimmt es, dass im Kooperationsvertrag mit Hasan Ismaik steht, dass es ihm verboten ist, gegen die 50+1-Regel vorzugehen?

Unser Mitgesellschafter hat sich im Rahmen des Kooperationsvertrages zur Einhaltung der Satzungen und Ordnungen des DFB und der DFL verpflichtet.

Ist die Finanzierung der Dritten Liga auch ohne Mithilfe von Hasan Ismaik möglich?

Für die KGaA existiert ein testierter Wirtschaftsplan für zwei Jahre, den Geschäftsführer Markus Fauser aufgestellt hat. Dieser schließt einen möglichen Aufstieg in die Dritte Liga ausdrücklich ein. Ich freue mich über jede Form des Sponsorings. Wenn sich in der Richtung Möglichkeiten ergeben die Mittel zu erhöhen – sehr gern!

Haben Sie versucht, mit Hasan Ismaik direkt Kontakt aufzunehmen, oder nur über Mittelsmänner?

Natürlich gab es Versuche. Sie können mit unserem Mitgesellschafter aber nur schwer direkt Kontakt aufnehmen. So eigenartig das klingen mag. Wir sind als Gesellschafter aber stets in persönlichem Kontakt mit seinen Beratern und Vertretern. Es steht jedem Gesellschafter frei, sich von wem auch immer in Gesprächen vertreten zu lassen.

Wann hört Markus Fauser auf und wann wird bekannt gegeben, wer sein Nachfolger wird?

Herr Fauser beendet sein Interimsmanagement zeitnah. Gleichzeitig werden die Gesellschafter zusammen einen geeigneten Nachfolger vorstellen.

Kann der e.V. es verhindern, wenn die 50+1-Regel fällt, dass Hasan Ismaik gegen einen geringen symbolischen Betrag die KGaA übernehmen kann?

Sollte die 50+1-Regelung im Deutschen Fußball fallen, gilt bereits als vereinbart, dass die Geschäftsführungs-GmbH von der HAM International Ltd. zu einem Symbolpreis übernommen werden kann. Die Geschäftsführungs-GmbH gehört zu 100 Prozent dem Verein. Über dieses Konstrukt wird aktuell die Einhaltung von »50+1« sichergestellt. So sind die Fakten.

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Wolfgang Herrling schreibt:

Warum steht der Verein nicht zu 100 Prozent zum Grünwalder Stadion, auch für die 1. und 2. Liga? In Fürth, Darmstadt etc. ist dies auch möglich. In der 1. und 2. Liga erzielt man die Haupteinnahmen nicht mit Zuschauereinnahmen. Ein Stadion mit 20.000 Zuschauern reicht 1860. Wenn 1860 ein Stadion mit 40.000 Zuschauern benötigt, bräuchte der FC Bayern im Verhältnis ein Stadion für 500.000 Zuschauer. Mir ist nicht bekannt, dass es derartige Planungen gibt.

Sie haben Recht mit Ihrer Bemerkung, dass Zuschauereinnahmen vom Spieltag im Profifußball nur einen vergleichsweise geringen Anteil am Gesamtumsatz ausmachen. Jetzt und hier eine Feststellung darüber zu treffen, welches Stadion für den TSV 1860 München im Falle einer Rückkehr in die Zweite oder Erste Bundesliga das Beste wäre, halte ich für verfrüht. Ich sehe das Stadion an der Grünwalder Straße als geeigneten Spielort für die Regionalliga und die Dritte Liga. Wie schwer es übrigens auch die von Ihnen genannten Vereine Darmstadt 98 und die SpVgg Greuther Fürth haben, sehen Sie aktuell in der Zweiten Liga.

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Mathias Schreiner (24) aus München interessiert:

Wird mit der Stadt bereits über einen dauerhaften Verbleib und dafür notwendige und zukunftsfähige Umbaumaßnahmen diskutiert, wenn unterstellt wird, dass ein Neubau auf der »grünen Wiese« mittel- bis langfristig von keinem finanziert werden kann?

Die Verantwortlichen sind im Austausch mit der Stadt München hinsichtlich der Nutzungsmöglichkeiten. Aktuell einen dauerhaften Verbleib auszurufen, macht politisch wenig Sinn. Wenn mir Mitte Mai diesen Jahres jemand erklärt hätte, dass wir zwei Monate später mit der ersten Mannschaft im Grünwalder Stadion spielen würden, hätte ich das für ausgeschlossen gehalten. Manchmal bekommen Dinge eine überraschende Eigendynamik.

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Oliver Musco (35) aus Olching:

Was mir auf der Seele brennt: ich möchte gerne Fanartikel kaufen, um den Verein zu unterstützen und Flagge zu zeigen. Wichtig wäre mir zu wissen, wie viel Geld davon der Verein erhält und wie viel der Investor. Schade, dass entsprechende Anfragen bei Facebook gelöscht und nicht beantwortet wurden.

Unser Mitgesellschafter verdient mit dem Verkauf von Fanartikeln kein großes Geld und es gibt wie gesagt eine Vereinbarung zwischen den Gesellschaftern, die die KGaA am Unternehmensgewinn der TSV 1860 Merchandising GmbH partizipieren lässt.

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Johann Roschatt (59) aus München hat mehrere Fragen:

Welche Kosten zu Lasten des Vereins wurden durch das Rechtsgutachten zum Antrag, den Kooperationsvertrag zu kündigen, ausgelöst?

Darüber gibt der Rechenschaftsbericht des Kassiers auf der nächsten Mitgliederversammlung Auskunft. Aus Ihrer Frage lese ich Skepsis heraus, ob es sich dabei nicht generell um eine unnötige Ausgabe handelt? Das ist nicht der Fall. Gerade in einem derart komplexen Gefüge wie dem Vertragsverhältnis der Gesellschafter ist eine rechtliche Prüfung einzelner Aspekte unabdingbar. Das ist im Wirtschaftsleben nicht außergewöhnlich. Kosten für ein klärendes Gutachten sind allemal sinnvoller als Kosten für langwierige Rechtsstreits.

Wann und in welcher Form werden die Inhalte des Gutachtens kommuniziert?

Der Verwaltungsrat wird zum Antrag der Kündigung des Kooperationsvertrags fristgerecht Stellung nehmen.

Warum ist die rechtliche Prüfung des Antrags nicht vor dessen Zulassung zur Mitgliederversammlung erfolgt?

In welcher Form und mit welcher Maßgabe hätte diese Prüfung vorab erfolgen sollen? Das halte ich für praxisfern. Der Antrag wurde vorbehaltlich einer Zustimmung durch den Verwaltungsrat gestellt. Über das Ergebnis seiner Beratungen wird der Verwaltungsrat die Mitglieder informieren.

Welche Kosten kommen durch den vor dem OLG München verlorenen Rechtsstreit (Vereinsausschlussverfahren) mit dem Mitglied Kirmaier auf den Verein zu?

Auch dazu gibt der Rechenschaftsbericht des Kassiers auf der nächsten Mitgliederversammlung Auskunft.

Wann findet das von Ihnen avisierte Gespräch mit Herrn Kirmaier statt?

Das Gespräch zwischen mir und Herrn Kirmaier hat bereits stattgefunden. Wir haben uns dabei sehr konstruktiv ausgetauscht und werden dies nächstes Jahr fortsetzen.

Wann ist mit der Vorlage eines tragfähigen Konzepts der Gesellschafter für die KGaA (sportlich/finanziell, 3–5-Jahresplan) zu rechnen?

Geschäftsführer Markus Fauser hat einen testierten Wirtschaftsplan für zwei Jahre aufgestellt. Dieser Plan einschließlich einer Sanierungsvereinbarung für die KGaA entstand unter Mitwirkung beider Gesellschafter. Zeitlich darüber hinaus reichende Absprachen sportlicher und wirtschaftlicher Natur sind Gegenstand laufender Verhandlungen. Für uns als Gesellschafter ist unabdingbar, dass auch ein künftiger Geschäftsführer den eingeschlagenen soliden kaufmännischen Kurs fortführt.

Durch welche Maßnahmen soll die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der KGaA im Rahmen des Lizenzierungsverfahrens für die 3. Liga nachgewiesen werden (sofern die HAM keine weiteren Mittel zur Verfügung stellt bzw. der Verein einer weiteren Darlehensaufnahme durch die KGaA nicht zustimmt)?

Im bestehenden Wirtschaftsplan der KGaA ist ein möglicher Aufstieg in die Dritte Liga bereits berücksichtigt. Die Aufnahme neuer Darlehen würde die Unwucht der Gesellschaft nur weiter vergrößern. Das ist nicht sinnvoll. Im Bereich des Sponsorings sehe ich hingegen Entwicklungsmöglichkeiten. Nehmen Sie als Beispiel unseren bekannten Nachbarn in München. Dort sind alle drei Anteilseigner zugleich die größten Sponsoren im Klub. Ähnliches können Sie in Dortmund feststellen. Der größte Anteilseigner ist auch der Hauptsponsor.

Artikel vom 11.12.2017
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