Münchner Studenten haben Null Chance auf dem lokalen Wohnungsmarkt

Student, ledig, jung, sucht... eine Bleibe

München · »Der Wohnungsmarkt ist wie leergefegt«, bringt Uni-Rektor Andreas Heldrich die missliche Lage der Münchner Studenten auf den Punkt. Tatsächlich scheint die Wohnungssuche eine Prüfung zu sein, gegen die Diplom, Magister und Staatsexamen das reinste Kinderspiel sind.

Zwar gibt es 9.500 Studentenwohnheimplätze in München, davon rund 7.000 vom Studentenwerk, doch von diesen Zahlen darf man sich nicht täuschen lassen. Zum Wintersemester 2001/2002 wurden, wie der Geschäftsführer des Studentenwerks, Dieter Maßberg, berichtet, nur 740 neu bezogen. Bei 7000 Erstsemestern und 3300 Bewerbern auf der Warteliste ist dies ein Tropfen auf dem heißen Stein.

Besonders hart trifft der Wohnungsmangel die 1000 ausländischen Neuzugänge. Obwohl die Uni stolz auf den über dem Bundesdurchschnitt liegenden Ausländeranteil von 14,4 % ist, kann sie den jungen Frauen und Männern keine Unterkunft bieten - für viele Grund, »stante pede« wieder nach Hause zu fahren. »Für die Reputation der Uni im Ausland ist das miserabel« klagt Rektor Heldrich.

Fürs Erste wurden jetzt Notunterkünfte eingerichtet. Doch die engen Wohnboxen, von denen z.B. acht Stück in der Studentenstadt Freimann stehen oder auch die Matratzenlager in Turnhallen sind natürlich nur Übergangslösungen. Man sei dem Studentenwerk dankbar für das Notangebot - trotzdem werde ihm bei Fotos von diesen Behausungen doch anders, erklärt Andreas Heldrich. Ohne Ruhe und Platz zum Lernen sieht er den Studienerfolg der jungen Leute gefährdet. Offenbar hat sich jedoch in diesem Semester alles gegen die Münchner Studenten verschworen.

Denn auch die Situation auf dem privaten Wohnungsmarkt hat sich deutlich verschärft, wie Dieter Maßberg berichtet. Wurden 1994 noch 4925 Zimmer angeboten, rechnet das Studentenwerk 2001 nur noch mit 1300. Auch die Pläne, Studenten in freistehenden Kasernen-Gebäuden unterzubringen, haben sich auf Grund der aktuellen Sicherheitslage zerschlagen. Mehr noch: Einige Studenten mussten sogar schon »Hals über Kopf« aus ihren Kasernenzimmern ausziehen. Hinzu kommt, dass bis Juni 2002 die Bewohner der Studentenanlage im Olympiapark für sechs Wochen ihre Wohnungen für die Sportler der Leichathletik-EM räumen müssen.

Abhilfe schaffen will man langfristig mit Baumaßnahmen. In Planung sind 2360 Wohnplätze, die bis 2004/ 2005 fertig sein sollen. Bis dahin bleibt Dieter Maßberg und Rektor Andreas Heldrich nichts anderes übrig, als weiter eindringlich an die Bevölkerung zu appellieren, Studenten aufzunehmen und zu hoffen, dabei auf Münchner mit einem Herz für die Wohnungslosen zu stoßen. (ah)

Artikel vom 28.11.2001
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