SPD-Stadträte ärgern sich über Freistaat

Keine Ganztagsschulen

München · Seit Jahrzehnten kämpft die SPD in Bayern für die Ganztagsschule.

Mit der Forderung nach Ganztagsschulen befindet sich die SPD-Stadtratsfraktion und die SPD-Landtagsfraktion auf einer Linie mit Gewerkschaften, dem Bayrischen Städtetag, der Wirtschaft und den Eltern. So haben sich in einer Umfrage landesweit 86 % der Erziehungsberechtigten dafür ausgesprochen, dass ihre Kinder den ganzen Tag in der Schule bleiben können.

Auch wenn die Ganztagsschule nicht für alle Eltern und Schüler, die für ihre Bedürfnisse ideal zugeschnittene Schulart darstellt, so ist das Angebot jedoch zeitgemäß, dringend notwendig und eine Antwort auf gesellschaftliche und schulpolitische Herausforderungen.

Während andere Bundesländer, wie Nordrhein-Westfalen 600 Ganztagsschulen aufweist oder Rheinland-Pfalz sich ein Programm zum Aufbau von 300 Ganztagsschulen leistet und dafür noch im kommenden Schuljahr 30 Millionen DM zur Verfügung stellen will und selbst Brandenburg 90 Ganztagsschulen einrichtet, übt sich Bayern weiterhin im Sommerschlaf.

In ganz Bayern gibt es nur 29 Ganztagsschulen, davon sind 24 in privater Trägerschaft, das heißt ganz Bayern hat nur 5 kommunale Ganztagsschulen, eine davon befindet sich in München.

Wiederholt hat die Stadt München den Antrag gestellt, weitere Ganztagsschulen zu bekommen, der Freitstaat hat dies stets abgelehnt. Nun schwenkt Kultusministerin Hohlmeier auf die Linie ein und spricht sich für ein achtjähriges Ganztagsgymnasium aus. Bei diesem Modell geht es jedoch vielmehr um die Verteilung der vorgeschriebenen Jahres-Wochenstunden (265) auf einen ganztägigen Betrieb, was hochgerechnet zu einer Verkürzung der gymnasialen Gesamtzeit führt.

Ansonsten besteht innerhalb der CSU-Politiker Uneinigkeit, wie mit Ganztagsschulen weiter verfahren werden soll. »Vollmundige Versprechen, große Ankündigungen, schnelle Rückzieher – keine vollendete Taten, das ist die Linie der Staatsregierung«, so die SPD-Stadtrats-Fraktion.

Stadtrat Haimo Liebich, schulpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion: Das Prinzip des »Fleckenteppichs«, das der Freistaat fährt ist eine Ersatzlösung und geht hauptsächlich zu Lasten der Kommunen und der Eltern. Damit wird der Freistaat seinem verfassungsgemäßen Bildungs- und Erziehungsauftrag nicht gerecht.

Es muss vielmehr, von der Grundschule angefangen über die Realschulen bis hin zu den Gymnasien, ein bedarfsgerechtes Angebot für Ganztagsschulen geben. Dabei genügt es nicht den Unterricht auf den ganzen Tag auszudehnen, vielmehr müssen die neuen Ganztagsschulen unter dem »Primat der Pädagogik« stehen.

Es ist allerhöchste Zeit, dass der Freistaat den Startschuss gibt und sich nicht länger drückt. Finanzpolitische Ausreden sind absolut unglaubwürdig mit Blick auf die Steuermehreinnahmen und die Privatisierungserlöse.

Artikel vom 05.09.2001
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