Kleine Experten ganz groß

»Schule N Fair in die Zukunft!« nach zwei Jahren erfolgreich abgeschlossen

Stolz zeigen die Kinder ihre Urkunden: zwei Jahre Schule N mit zehn Projekttagen haben sie zu Nachhaltigkeits-ExpertInnen ausgebildet.	Fotos: Ökoprojekt MobilSpiel e.V.

Stolz zeigen die Kinder ihre Urkunden: zwei Jahre Schule N mit zehn Projekttagen haben sie zu Nachhaltigkeits-ExpertInnen ausgebildet. Fotos: Ökoprojekt MobilSpiel e.V.

Trudering · »Schule N – Fair in die Zukunft!« heißt das zweijährige Angebot für Grundschulen, zu dem sich fünf Münchner Umweltbildungseinrichtungen zusammengeschlossen haben. Das N steht für Nachhaltigkeit im Sinne einer positiven Gestaltung von Zukunft für Mensch und Umwelt.

Nachhaltigkeit in der Grundschule? Ist das nicht zu komplex und sperrig und obendrein fern der Lebenswirklichkeit von 6-10-Jährigen? »Ganz und gar nicht«, so die Projektleiterin Ludgera Ewers von Ökoprojekt MobilSpiel e.V., »wir setzen die verschiedenen Themen der Nachhaltigkeit praktisch und alltagstauglich für die Kinder um, dadurch werden sie greifbar. Die Schüler realisieren in diesem Projekt, wie viele Nachhaltigkeitsaspekte sie in ihrem Alltag finden, und dass sie in all diesen Bereichen selber aktiv werden können.« Und so können nun unter anderem Kinder der Grundschule am Lehrer-Götz-Weg nach zwei Jahren Schule N ganz genau erklären, was sich dahinter verbirgt: »Es bedeutet, dass wir gut auf unsere Umwelt aufpassen müssen, damit wir auch in Zukunft gut auf der Erde leben können«, weiß z.B. der achtjährige Felix aus der 2a der Grundschule am Lehrer-Götz-Weg.

Die Schule N ist so aufgebaut, dass die Schulklassen in der 1. oder 3. Jahrgangsstufe starten und in zwei Schuljahren insgesamt zehn Projekttage zu verschiedenen Themen der Nachhaltigkeit durchführen. Diese finden entweder in der Schule oder an außerschulischen Lernorten wie z.B. dem Ökologischen Bildungszentrum (ÖBZ) statt. Zu den acht Themenbereichen Lebensräume, Ernährung, Selber machen, Stadt & Mobilität, Klima & Energie, Gerechtigkeit, Konsum & Lebensstile sowie Partizipation gibt es ein breites Angebot an Modulen, aus denen die Lehrkräfte jene Angebote auswählen können, die sie mit ihren Klassen durchführen möchten. »Essenziell ist, dass alle Module Lehrplaninhalte des neuen Lehrplan PLUS abdecken«, erläutert Steffi Kreuzinger, pädagogische Leitung von Ökoprojekt MobilSpiel e.V., einen der Mehrwerte für die teilnehmenden Grundschulen. Somit ist die Schule N kein Zusatzangebot, für das fünf Vormittage pro Schuljahr von den Lehrkräften freigeschaufelt werden müssen.

Im Gegenteil wird ihnen Arbeit abgenommen und derselbe Lehrplaninhalt mit vielfältigen Methoden durch fachkundige Umweltpädagogen vermittelt. Zudem werden auch die Lehrkräfte durch die Schule N in die für sie neuen Themenfelder eingeführt. In diesem von der Heidehof Stiftung geförderten und von Ökoprojekt MobilSpiel e.V. koordinierten Angebot wird KnowHow gebündelt: Green City e.V. kennt sich aus mit Verkehr und urbanem Gärtnern, das Ökologische Bildungszentrum München (ÖBZ) hat vielfältige Angebote zu Ernährungs- und Konsumthemen, die Naturindianer sind Profis im Selber machen, das Naturerlebniszentrum Burg Schwaneck in Pullach beschäftigt sich vor allem mit Lebensräumen, und Ökoprojekt MobilSpiel e.V. bietet verschiedene Schulklassenprojekte zu den Themen globale Gerechtigkeit und Klimawandel an.

Steffi Kreuzinger schildert, wie es zum Zusammenschluss dieser Anbieter kam: »Wir haben die Erfahrung gemacht, dass viele Klassen einzelne Projekte buchen, die Inhalte dann aber für die Kinder im luftleeren Raum stehen bleiben. Unsere Idee ist es, die Angebote zu bündeln und den Schüler den ›roten Faden Nachhaltigkeit‹ aufzuzeigen, der sich durch all unsere Projekte zieht.« Derzeit arbeiten die Umweltbildungseinrichtungen mit drei Münchner Grundschulen sehr intensiv zusammen.

An zweien dieser Grundschulen haben jeweils die 2. und 4. Jahrgangsstufen die Schule N nun zum ersten Mal komplett durchlaufen. Die Kinder jubelten, als sie erfuhren, dass sie die Schule N auch im 3. und 4. Schuljahr fortführen. Die Lehrkräfte sind von dem Konzept überzeugt. »Die Themenbereiche bleiben dieselben wie in den ersten beiden Schuljahren«, ergänzt Ludgera Ewers«, da es zu jedem Themenbereich ein vielfältiges Angebot gibt und sich die Lehrplaninhalte natürlich ändern, macht es Sinn, die Schule N fortzuführen. Dadurch lernen die Schüler weitere Aspekte der Nachhaltigkeit kennen (und das große Ganze fügt sich immer mehr zusammen) und setzen sich intensiv mit ihren Handlungsmöglichkeiten für Umwelt- und Klimaschutz auseinander.«

Und was haben die Kinder nun an diesem Abschlussvormittag gelernt? Zunächst haben sie in einem Laufspiel alle Themenbereiche der Schule N noch einmal aufgegriffen. Anschließend bastelten sie sich ihre eigene Schule N-Schatzkiste, rollten Samenkugeln für mehr Biodiversität in der Stadt und verwandelten Kieselsteine in bunte Fantasiesteine. (Dabei konnten sie ganz nebenbei erfahren, woher die Steine kommen, die sie an der Isar finden.) Außerdem haben sie sich damit beschäftigt, was sie wirklich glücklich macht. Materieller Konsum? Weit gefehlt! »Ich freue mich, wenn das Gemüse in unserem Garten wächst und ich es ernten kann«, erzählt Leni. »Und ich bin glücklich, wenn mein großer Bruder mit mir spielt«, fügt Angelina hinzu.

Zeit mit den Eltern verbringen oder ein schöner gemeinsamer Ausflug sind weitere Glücksmomente für die Kinder. Und natürlich: sechs Wochen ohne Schule! Am Ende des Projekttages bekamen sie feierlich ihre Schule N-Urkunden überreicht.

Artikel vom 02.08.2017
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...