Ehrenkarten für Heimatmusical zu gewinnen

Heidi im Metropol Theater

München · Eine Alpenbrise weht in diesem Herbst durch das Metropol-Theater in Freimann. Singende Tannen, rappende Frankfurter Milchbrötchen und steppende Geißen erwarten den Zuschauer in der kecken und lebendigen Heidi-Inszenierung von Dominik Wilgenbus, dem gefeierten Regisseur der »Cenerentola« in der Pasinger Fabrik.

Obwohl Heidi, in nahezu 50 Sprachen übersetzt und unzählige Male verfilmt, in diesem Jahr ihren 121. Geburtstag feiert, ist sie kein bißchen angestaubt. In ihrer Welt voller Sehnsüchte erlebt sie den spannungsvollen und auch schmerzhaften Gegensatz zwischen der Natur in der Schweizer Bergwelt und der Zivilisation im städtisch vornehmen Frankfurt.

Die wundervolle Geschichte vom Kind der Berge, in dessen Gegenwart sich das härteste Schicksal zum Guten wendet, enthüllt durch die Verwandlung in Musik-Theater heutigen Augen und Ohren ihre Größe und Kraft. h.c. myllas Musik erweckt den Roman zu neuem Leben, mit einer rasanten Mischung aus Pop und fetziger Folklore. Diese Heidi läßt Kitsch und Heimat-Idylle hinter sich, um naiv, mit spielerischem Ernst dem Stoff gerecht zu werden.

Dennoch malt Johanna Spyri nicht schwarz-weiß. Die Bergwelt in ihrer darwinistischen Radikalität erscheint zuweilen grausam und ungerecht, hingegen werden die geistigen und technischen Errungenschaften der Zivilisation als Verbesserung der Lebensqualität begrüßt.

Darüberhinaus ziehen sich archaische Motive von antiker Dimension, wie zum Beispiel der blinde Seher in Gestalt von Peters Großmutter, durch die Geschichte. So wird einem Chor in ständig sich wandelnder Gestalt Erzähler- und Kommentarfunktion übertragen.

Spyri zeigt anhand des Schicksals der Heldin und ihres Großvaters zweierlei: Wie es möglich ist, Fremdbestimmung durch vehemente Selbstbestimmung aufzuheben, und wie schmerzhaft und langwierig der Lernprozeß zur Integration in die Gesellschaft ist. Der Alp-Öhi als typischer Vertreter eines verbitterten und dadurch zynischen Erwachsenen hat sich vom Leben und Miteinander-Leben abgewandt, und in eine perspektivlose Einsamkeit geflüchtet. Im Prozeß ihrer eigenen Selbstfindung gelingt es Heidi, dem Öhi auf dem Weg zurück in die menschliche Gemeinschaft zu helfen.

Liefert bereits die literarische Vorlage eine Fülle von aussagekräftigen Bildern und Zeichen, so kann die Musik die Innenwelten der Figuren schaffen, und daneben atmosphärische Arbeit leisten, die Geschichte strukturieren und ins rein Menschliche, Zeitlose vertiefen.

Die »Songs« stellen nach klassischem Vorbild emotionale Fixpunkte dar, sollen also das Mitfühlen des Zuschauers evozieren. Sehr wohl melodiös und klar, drücken sie aber nicht – wie heute im kommerziellen Musical an der Tagesordnung – »auf die unfehlbaren Knöpfe«, zielen keinesfalls auf optimale Berieselung oder Überrumpelung. Harmonisierung und Instrumentierung sorgen für die nötige Distanz. Wenn das Herz aufgeht, darf der Kopf deswegen nicht abschalten.

Die Münchner Wochenanzeiger verlosen 5 x 2 Karten für das Heidi-Musical. Wer gewinnen möchte schreibt einfach eine Postkarte an: Münchner Wochenanzeiger GmbH, Rathenaustraße 134, 80937 München, Stichwort: »Heidi« nicht vergessen! Einsendeschluss ist der kommende Montag! Der Rechtsweg ist wie immer ausgeschlossen.

Artikel vom 10.10.2001
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