Hasan Ismaik will gegen 50+1-Regelung klagen

Investorenmodell beim TSV 1860 München gescheitert?

Deutliche Worte: DFB-Vizepräsident und BFV-Vorsitzender Rainer Koch. Archivfoto: Anne Wild

Deutliche Worte: DFB-Vizepräsident und BFV-Vorsitzender Rainer Koch. Archivfoto: Anne Wild

München/Giesing · Nach dem sportlichen Abstieg aus der Zweiten Liga hat der TSV 1860 München keine Lizenz für die Dritte Liga erhalten. Bis zum Fristende, am Freitag, den 2. Juni 2017, 15:30 Uhr, konnte die TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA keine ausreichende Finanzierung für die kommende Saison nachweisen. Die Löwen sind damit zu einem Neuanfang in einer der Amateurligen unter dem Dach des Bayerischen Fußballverbandes gezwungen.

Am Ende war es ein Untergang mit Ansage. Der Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik soll sein Finanzierungsversprechen an eine Reihe von Bedingungen geknüpft haben, die der Verein – wie die Vizepräsidenten der Löwen, Heinz Schmidt und Hans Sitzberger, erklärten – »aus rechtlichen und organisatorischen Gründen in der gewünschten Form nicht erfüllen kann«. Entsprechende Stellungnahmen der Ligaverbände würden ihre Einschätzung stützen.

Erbost darüber, sich nicht durchsetzen zu können, ließ Ismaik die Finanzierung platzen und erklärte die Vertreter des e.V. in einer Mitteilung zu Schuldigen der Misere. Sein – Ismaiks – Handeln hingegen sei getragen von »guter Corporate-Governance« (deutsch: guten Grundsätzen der Unternehmensführung) betonte er. Ob das so ist, gilt bei vielen Beobachtern des TSV 1860 München mindestens als umstritten. Schließlich führte Ismaiks von Hire-and-Fire geprägte »gute Corporate-Governance« die Löwen trotz Millioneninvestitionen erst sportlich in die Dritte Liga und schließlich zum Lizenzentzug, während der Mehrheitsgesellschafter und seine persönlichen Anhänger von der Champions League träumten.

Der kalkulierte Absturz in die vierte Liga mag für den verhinderten Investor möglicherweise eine strategische Komponente gehabt haben. Ismaiks heimliche Hoffnung: außerhalb der Zuständigkeit von DFL und DFB würde innerhalb der Regionalverbände die 50+1-Regel nicht greifen. Doch bei einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz mit dem Bayerischen Fußballverband (BFV) machte der DFB-Vizepräsident und Vorsitzende des BFV, Rainer Koch, schnell klar wohin die Reise geht.

»Es ist keine Frage, dass wir mit allen Kräften versuchen werden, den Verein zu unterstützen, um eine Rückkehr in den Profifußball zu schaffen. Die Lizenzierung für die Dritte Liga ist verwehrt, damit kann 1860 in die Liga darunter gehen. 1860 ist mit dem heutigen Tag aus dem Bereich der DFL und des DFB entlassen, alle weiteren Fragen rund um den Spielbetrieb sind nun mit dem BFV zu klären«, erläuterte Koch. Unmissverständlich hob der BFV-Präsident hervor: »Wir werden in keiner Form dulden, dass der TSV 1860 von außen unter Druck gesetzt wird. Auch bei uns gilt der Rahmen der 50+1-Regel. Ich habe Herrn Ismaik in diesen Räumen die 50+1-Regel erklärt, und auch, dass deren Bestimmungen beim BFV gelten.«

Die kategorische Forderung Ismaiks, die Juniorenmannschaften aus dem Verein herauszulösen und in die von ihm dominierte KGaA zu überführen, kommentierte Koch ebenso klar: »Ich möchte Herrn Ismaik in aller Deutlichkeit sagen: So lange 1860 in der Zuständigkeit des BFV spielt, wird das nicht passieren. Wer solche Forderungen stellt, hat hier keinen Platz.«

Der Jordanier ließ daraufhin die Süddeutsche Zeitung in einem Telefonat wissen, er wolle nun gegen die 50+1 Regelung vor Gericht klagen. Er habe das nie tun wollen, sehe sich aber jetzt dazu gezwungen. Ein solches Verfahren kann dauern. Bis zu einer Entscheidung darüber dürfte es Ismaik finanziell günstiger kommen, sein Investment in einer unteren Spielklasse zu parken.

(as)

Artikel vom 04.06.2017
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...