Rebell und Weltbürger

Oskar Maria Graf neu entdecken: Ausstellung im Literaturhaus München

Oskar Maria Graf 1928 in Berlin (links) und 1964 in Berg, fotografiert von Stefan Moses.        F.: Bayerische Staatsbibliothek München/Bildarchiv, Münchner Stadtmuseum/Sammlung Fotografie

Oskar Maria Graf 1928 in Berlin (links) und 1964 in Berg, fotografiert von Stefan Moses. F.: Bayerische Staatsbibliothek München/Bildarchiv, Münchner Stadtmuseum/Sammlung Fotografie

München · Zum ersten Mal seit über 20 Jahren ist er mit einer großen Schau in München neu zu entdecken: Oskar Maria Graf (1894-1967), der Rebell, Weltbürger und große Erzähler. Im Mittelpunkt der neuen Ausstellung im Literaturhaus München (Salvatorplatz 1) steht die Zeit des Exils und die Frage nach der »wahren Heimat«.

Schreiben war für Graf ein politischer Akt – ob nun in München, Wien, Brünn oder New York, wo er über 30 Jahre seines Lebens verbrachte und vor fast genau 50 Jahren (am 28. Juni 1967) starb. Sein Hauptwerk »Das Leben meiner Mutter«, von Thomas Mann als »einzigartiges Monument der Liebe und der Pietät« gepriesen, entstand in den USA. Als Erzähler beschwört er Landschaften der Erinnerung, in seiner Überzeugung gegen jede Art von Ideologie steht Graf fest wie ein Baum, sein Leben lang. Ein Baum steht auch im Zentrum der Ausstellung.

Die Schau zeigt Oskar Maria Graf als internationalen und modernen Schriftsteller. Im Mittelpunkt stehen das Leben und Schreiben in den Jahren des Exils. Oskar Maria Graf und seine Frau Mirjam lebten von 1933 bis 1938 in Wien und Brünn, ab 1938 dann in New York. Als Autor von weltliterarischem Rang schrieb der gebürtige Oberbayer in dieser Zeit zahlreiche seiner großen Werke. Der Hintergrund der langjährigen Staatenlosigkeit Grafs und sein Rückzug in die sprachliche Isolation bieten auch Anknüpfungspunkte für heutige weltpolitische Fragen nach Flucht und Asyl.

Der Besucher folgt bei seinem Weg durch die Ausstellung den Stationen einer Emigration. Begleitet von Grafs biografischem Weg werden die in den jeweiligen Phasen wichtigen Themen inszeniert. Die Räume und Denkbilder ermöglichen eine überzeitliche Auseinandersetzung mit den großen Konzepten Politik, Vernetzung, Erinnerung, Sprache und Heimat. Zugleich entfaltet das Werk des Dichters und Schriftstellers seine ganze Kraft, indem die Themen anhand literarischer Werke versinnbildlicht werden.

Die Ausstellung des Literaturhauses München entstand in Kooperation mit der Bayerischen Staatsbibliothek und der Monacensia München. Zu den weiteren Kooperationspartnern zählen die LMU und Oskar-Maria-Graf-Gesellschaft, die zahlreiche Leihgaben stellten und die Kuratoren inhaltlich berieten. Ein besonderer Dank der Veranstalter geht an Ricarda Glas – die Enkelin Oskar Maria Grafs – die der Ausstellung die Original-Lederhose ihres prominenten Großvaters zur Verfügung gestellt hat.

Die Ausstellung wird am Donnerstag, 1. Juni, um 19.30 Uhr, mit einer Lesung von Friedrich Ani und Musik von der Gruppe »Die Heimatlosen« eröffnet. Der Eintritt kostet hier 15 Euro, ermäßigt 10 Euro. Von 2. Juni bis 5. November ist die Ausstellung montags bis mittwochs und freitags von 11 bis 19 Uhr, donnerstags von 11 bis 21.30 Uhr sowie samstags, sonntags und an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 6 Euro, ermäßigt 4 Euro.

Information
Zur Ausstellung »Rebell. Weltbürger. Erzähler« gibt es ein umfangreiches Begleitprogramm an mehreren Orten in München sowie in Oskar Maria Grafs Heimatdorf Berg am Starnberger See.

Hier drei Höhenpunkte:

Donnerstag, 15. Juni, 19 Uhr: »Mein Graf« – Ein Abend mit Harald Grill und Josef Eder (Musik), Theater im Fraunhofer (Fraunhoferstraße 9)
Dienstag, 27. Juni, 20 Uhr: »Wir sind Gefangene« – Lesung mit Oliver Leeb, Riffraff (Tegernseer Landstraße 96)
Sonntag, 23. Juli, 11 Uhr: »Ein gemütlicher Spektakel war überall« – Lesung und Musik, Monacensia (Maria-Theresia-Straße 23)

Mehr Informationen unter literaturhaus-muenchen.de

Artikel vom 01.06.2017
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