Selbstbewusstsein stärken

Verein »High Five« gibt Skateboardkurse für sozial benachteiligte Kinder

Fanta (rechts) und Adrien geben in der Halle am Candidplatz regelmäßig Skateboardkurse für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche. 			                 Foto: js

Fanta (rechts) und Adrien geben in der Halle am Candidplatz regelmäßig Skateboardkurse für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche. Foto: js

Untergiesing · Aufgeregt läuft ein etwa zehnjähriger Junge mit einem Übungsbuch auf Adrien zu. Das Kind trägt Helm und Knieschützer, unter seinem Arm klemmt ein Skateboard. Adrien, der wie die anderen Mitarbeiter des Vereins »High Five« nur seinen Vornamen nennt, schlägt eine Seite auf und erklärt dem kleinen Skater: »Du weißt, was du willst. Einfach üben.«

Fünfmal pro Woche gibt der Verein in einer Halle am Candidplatz Kurse für Kinder und Jugendliche. Die Teilnehmer stammen vorwiegend aus sozialen Einrichtungen.

»Heute ist viel los« freut sich Adrien. Insgesamt 15 Kinder sind gekommen, um sich von ihm und seinen Kollegen Fanta und Tobi in dem kleinen, mit kunstvollen Graffitis bemalten Gebäude, das etwa fünf Gehminuten vom Candidplatz entfernt ist, im Skateboardfahren unterrichten zu lassen. Im vergangenen Winter, als die Unterkunft noch von zahlreichen Familien bewohnt worden sei, hätten viele der Flüchtlingskinder an den Kursen teilgenommen, berichtet Fanta. »Wir arbeiten unter anderem mit Gemeinschaftsunterkünften, Waisenhäusern und Jugendzentren zusammen«, erzählt Adrien.

Ziel des Projekts sei es, sozial benachteiligten Kindern über den Sport soziale und körperliche Kompetenzen zu vermitteln. Skateboardfahren ist dazu besonders geeignet: Hier gibt es weniger Regeln und mehr kreative Spielräume als zum Beispiel bei Mannschaftssportarten.

»Beim Fußball heißt es elf gegen elf – und am Ende gewinnt Deutschland«, sagt Adrien, der aus Frankreich stammt. Er lacht. Beim Skateboard dagegen könne jeder selbst entscheiden, welche Übungen und Tricks er trainieren wolle. Dadurch werde das Selbstbewusstsein gestärkt und die Ausdauer gefördert.

Allerdings lernen die Teilnehmer bei den Kursen mehr als gekonnt über Rampen zu springen. Ebenso wichtig seien Aspekte wie Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit, betont Fanta: »Absagen ist zwar kein Problem. Aber wir legen großen Wert darauf, dass die Jugendlichen uns Bescheid geben, wenn sie einmal nicht kommen können.«

Einmal in der Woche gibt Fanta spezielle Kurse nur für Mädchen. Zwar könnten diese auch an den allgemeinen Terminen teilnehmen. »Aber manche trauen sich das nicht – oder sie genieren sich, wenn Jungs dabei sind«, erklärt die Trainerin. Die Arbeit mit den weiblichen Skaterinnen unterscheide sich zum Teil deutlich von den Kursen für beide Geschlechter. Mädchen seien weniger draufgängerisch, erzählt Fanta: »Die stürzen sich nicht wie die Jungs einfach die Rampe runter.« Dennoch seien sie im Endeffekt oft erfolgreicher: »Sie hören häufig besser zu und lernen deshalb schneller.«

Für alle Kinder und Jugendliche offen

Offen ist das Angebot der Initiative, die vom Referat für Bildung und Sport der Landeshauptstadt und der Laureus Foundation gefördert wird, übrigens für alle Kinder und Jugendlichen aus München. Den Teilnehmer aus sozial benachteiligten Verhältnissen werde dadurch Zugang zu anderen Milieus ermöglicht, erklärt Ingrid Gasser, die Leiterin des Projekts. Die Kursgebühr richte sich nach dem Einkommen der Eltern, für Kinder aus sozialen Einrichtungen sei die Teilnahme kostenlos. Weitere Infos zum Angebot des Vereins gibt es im Internet unter www.wearehighfive.com

Julia Stark

Artikel vom 31.05.2017
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