In einer komplizierten Zeit verbreitet das Fest Zuversicht

München · Warum Ostern Mut macht

Der Osterhase bringt dem kindlichen Glauben nach die Ostereier. Im übertragenen Sinn steht das Ei für das Leben und der Hase für die Auferstehung.	Foto: annca, CC0

Der Osterhase bringt dem kindlichen Glauben nach die Ostereier. Im übertragenen Sinn steht das Ei für das Leben und der Hase für die Auferstehung. Foto: annca, CC0

München · Ostern ist doch irgendwie ein seltsames Fest. Man gedenkt der Kreuzigung Jesu, feiert seine Auferstehung und das jedes Jahr zu einem anderen Datum. Wirklich seltsam, schließlich kennt man Jesu Geburtstag doch ganz genau und feiert ihn immer am 25. Dezember.

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Zu sagen, es verhalte sich etwas anders, wäre eine glatte Untertreibung. Was Geburts- und Kreuzigungsdatum betrifft, so existieren schlicht keine zuverlässigen Quellen, die die genauen Daten belegen könnten. Nicht einmal die Bibel wird hier genauer, und dabei wäre die Bibel – bei allem Respekt vor dem Buch der Bücher – alles andere als eine zuverlässige Quelle, die man wörtlich verstehen darf. Weihnachten und Ostern sind mehr oder weniger willkürlich datierte Kirchenfeste, die darüber hinaus ihren Ursprung in heidnischen Bräuchen haben.

Nicht zufällig fällt Weihnachten fast auf den Tag genau mit der Wintersonnenwende zusammen und ebenso wenig ist es Zufall, dass das Osterdatum vom ersten Vollmond nach Frühlingsbeginn abhängt. Mit Ostern verbindet man Ostereier, Osterhasen und regional unterschiedliche Bräuche. So sieht Ostern heute aus. Doch dieses älteste christliche Fest hat einen ernsten Hintergrund. Es geht um die Auferstehung des bis dahin irdischen Jesus von den Toten am dritten Tag nach seiner Kreuzigung. Demzufolge ist der Erlöser der christlichen Kirche zunächst gestorben – am Kreuz, wie allgemein bekannt ist. Darüber weiß ein Großteil der Deutschen Bescheid.

Knapp 80 Prozent wissen, dass Kreuzigung und Auferstehung Jesu im Mittelpunkt des Osterfests stehen, wie eine Umfrage ergeben hat. Des letzten Abendmahls gedenken die Christen am Gründonnerstag, der Kreuzigung am Karfreitag, der Auferstehung von den Toten am Ostersonntag. Während man beim Karfreitag und dem Karsamstag die Bedeutung nachvollziehen kann – »Kar« ist dem althochdeutschen »kara« entnommen, das so viel wie »Trauer« bedeutet – liegt der sprachliche Ursprung des Wortes »Ostern« im Dunkeln. Anders als in den meisten anderen europäischen Sprachen sind die Worte »Ostern« und das englische »Easter« nicht direkt dem Namen des jüdischen Pessachfestes entnommen. Vielmehr soll sich »Ostern« sprachlich auf die Morgenröte zurückführen lassen, die im Althochdeutschen zu »ostarun« wurde.

Ostern ist das höchste Fest im Christentum. Darin sind sich die römisch-katholische und die evangelisch-lutherische Kirche einig. Schließlich geht es um nicht weniger als den Sieg des Lebens über den Tod und um die Hoffnung der Christen auf das ewige Leben.

In seiner Osterbotschaft formuliert der bayerische Landesbischof und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm: »Sagt allen Menschen, dass am Ende nicht Hass und Tod siegen werden, sondern das Leben!

Diese Botschaft ist keine Vertröstung auf ein Jenseits, sondern Beginn einer neuen Realität. Sie ist die tägliche Erinnerung daran, dass diese Welt nicht so bleiben wird, wie sie ist!« Mit seiner Osterbotschaft, die an alle Menschen gerichtet ist, verbreitet Bedford-Strohm Zuversicht. »Ostern will uns Mut machen, gestärkt durch den Gottesdienst am Ostersonntag, mit neuem Vertrauen in die Zukunft zu schauen und uns zu öffnen für unsere Mitmenschen. Gerade in der Gemeinschaft mit anderen Menschen erfahren wir Hilfe und Stärkung.«

Ostern transportiert vielfältige Botschaften, die aber eines gemeinsam haben: Sie vertreiben die Furcht und verbreiten Zuversicht. So hat auch der kindliche Glaube in dem ursprünglich sehr ernsthaften Zusammenhang mit Ostern seinen Platz. Während das Ei schon seit dem vierten Jahrhundert als Symbol des Lebens Teil der österlichen Bräuche ist, ist die Eiersuche erst seit dem 19. Jahrhundert überliefert. Die Eier werden in der Nacht zum Ostersonntag vom Osterhasen versteckt, der genauso geheimnisvoll sein Werk verrichtet wie das Christkind zu Heiligabend.

Aber wieso eigentlich der Osterhase, der nun wirklich keine Eier legt? Den haben wir dem Medizinprofessor Georg Franck von Franckenau zu verdanken. Vor etwa 340 Jahren hat er diesen Kinderglauben verbreitet. Der Hase war schon vorher ein Symbol für die Auferstehung. Da war der Zusammenhang, den von Franckenau hergestellt hat, naheliegend. Genauso wie der Zeitpunkt, zu dem Ostern gefeiert wird: immer dann, wenn die Natur erwacht und nach dem kalten dunklen Winter die Furcht vertreibt und Zuversicht verbreitet. Wir wünschen Ihnen ein frohes Osterfest. Von Carsten Clever-Rott

Artikel vom 14.04.2017
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