Wohnen wieder teurer

Der neue Mietspiegel: Kein Ende der Preisspirale in Sicht

Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter sieht dringenden Änderungsbedarf beim Mietspiegel.	Foto: SM

Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter sieht dringenden Änderungsbedarf beim Mietspiegel. Foto: SM

München · So weit ist es schon gekommen, dass die schlechte Nachricht für München fast eine gute ist: Laut neuestem Mietspiegel ist die durchschnittliche Netto-Miete »nur« um 4,7 Prozent gestiegen. Das sind 1,3 Prozent weniger, als zuletzt von 2013 bis 2015.

Doch Galgenhumor beiseite: Ab sofort liegt der durchschnittliche Mietpreis in München somit bei 11,23 Euro pro Quadratmeter. Es bleibt dabei, dass das Wohnen in München alljährlich mehr zum Luxus wird. Als »Mietpreisbremse« lassen sich die jüngsten Zahlen jedenfalls nicht gerade bezeichnen. Als der neue Mietspiegel 2017 deshalb letzten Donnerstag vom Sozialausschuss im Münchner Rathaus abgesegnet wurde, waren sich die Fraktionen auch ziemlich einig: Das Werk sei mal wieder unzureichend, hieß es da fast einmütig, aber auch, dass es ohne halt nicht geht. Denn der Mietspiegel ist für Mietverhältnisse von entscheidender Bedeutung. Er bildet eine gesetzliche Grundlage, auf der Vermieter Erhöhungen begründen müssen. Die in dem Werk festgeschriebene »ortsübliche Vergleichsmiete« darf um maximal 20 Prozent überschritten werden. »Viel zu viel« heißt es da selbst von Seiten der Bundesregierung, die den Wert gerne auf die Hälfte senken würde.

Kritisiert wird aber vor allem, dass die Vergleichszahlen nur aus Neuverträgen und den Mieterhöhungen der letzten vier Jahre errechnet würden. Wer schon sehr lange in derselben Wohnung lebt und keine Mieterhöhung über sich ergehen lassen musste, fließt in die Berechnung der ortsüblichen Vergleichsmiete gar nicht erst ein. Und gerade dieses System helfe laut Grünen-Fraktionschefin Gülseren Demirel, »die ohnehin schon sehr hohen Preise weiter aufzuschaukeln und sie zu legalisieren.« Deshalb schlägt die SPD beispielsweise auch vor, seit Jahren unveränderte Mietverträge in die Berechnungen mit einzubeziehen. Niedrigere Durchschnittwerte wären automatisch die Folge. Problem nur: Der Mietspiegel, der alle vier Jahre neu berechnet und mindestens alle zwei Jahre aktualisiert werden muss, ist Teil des Bürgerlichen Gesetzbuches. Dringende Änderungen, wie sie auch Oberbürgermeister Dieter Reiter fordert, könnten damit nur von Berlin, bzw. von der Bundesebene ausgehen. Als Faustregel gilt: je kleiner die Wohnung, desto höher der Quadratmeter-Preis. Noch am erschwinglichsten Häuser, die zwischen 1967 und 1977 errichtet wurden. Allerdings sind die einzelnen Wohnlagen nicht unbedingt vergleichbar, so dass auch unterschiedliche Preis-Kategorien berücksichtigt werden müssen. Klassische Villenviertel wie Bogenhausen, Nymphenburg oder Pasing rangieren in der Gunst der Mieter wesentlich höher, als das etwas abgelegenere Ludwigsfeld, mit seinen schwierigeren Verkehrsverbindungen.

Und das hebt die Preise, ebenso wie der ungebremste Trend der Münchner und »Zuagroasten« ins Zentrum ziehen zu wollen und dabei am liebsten in eine der schönen alten Altbauwohnungen in Isarnähe. Aus diesem Grund wurden zuletzt sogar zwei neue Einstufungen erforderlich: Nämlich die »zentrale gute/beste Lage«, die nunmehr die teuerste ist und Altstadt, Lehel, Schwabing, Maxvorstadt sowie Gärtnerplatz- und Glockenbachviertel umfasst. Die zweite, neueste Kategorie ist die sogenannte »zentrale Durchschnittslage«, in die Wohnungen an großen Verkehrsschneisen oder das südliche Bahnhofsviertel und Milbertshofen eingestuft werden. Alte Münchner Wohnquartiere wie Haidhausen, Au, Neuhausen, Sendling oder Westend sind im Durchschnitt bis zu 1,50 Euro pro Quadratmeter günstiger als etwa Schwabing. »Mit dem neuen Mietspiegel ist der Startschuss für die nächste Erhöhung gefallen«, monierte jedenfalls der Mieterverein den neuesten Beschluss. Nach seiner Einschätzung, würden jetzt vor allem Wohnungen in Giesing, der Au und Haidhausen teurer. Auch Oberbürgermeister Dieter Reiter betonte erneut, dass eine Reform des Mietspiegels zwingend erforderlich sei und in Zukunft auch die Bestandsmieten in die Berechnung einfließen müssten. Er erwarte von der Bundesregierung umgehend Abhilfe, »damit sich die Menschen das Leben in der Stadt München noch leisten können.«

Artikel vom 13.03.2017
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