Unerkannte Barrieren

Jugendliche prüfen ihren Stadtteil auf Herz und Rampen

Wer meint, ein Postbriefkasten hänge doch wohl nicht zu hoch, hat noch nie versucht, ihn vom Rollstuhl aus zu erreichen.	Foto: VA

Wer meint, ein Postbriefkasten hänge doch wohl nicht zu hoch, hat noch nie versucht, ihn vom Rollstuhl aus zu erreichen. Foto: VA

München · Menschen mit Behinderung stoßen im Alltag oft auf die verschiedensten Barrieren, aber oft müsste das gar nicht sein. Ein hoher Bordstein wird schnell zum unüberwindbaren Hindernis und ein zu hoch aufgehängter Briefkasten zur Herausforderung. Doch wie ist es um solche Hürden im eigenen Stadtviertel bestellt? Ist es auch für Menschen mit Handicap zugänglich oder lauern unüberwindbare Barrieren?

Das können Kinder und Jugendliche jetzt selbst herausfinden und sich dabei in die Situation von Menschen mit Beeinträchtigung einfühlen. Beim Stadtteil-Check des Kreisjugending München-Stadt (KJR) machen sie sich mit Rollstühlen, Augenbinden, Simulationsbrillen und Blindenlangstöcken auf den Weg. Angeleitet werden sie von Blinden oder Sehbehinderten sowie Menschen im Rollstuhl. Nach der Winterpause bietet das KJR-Projekt »Auf Herz und Rampen prüfen« die Stadtteil-Checks ab sofort wieder an. Kindergärten, Horte, Schulen oder Jugendgruppen können solch einen Check in ihrem Stadtteil kostenlos durchführen. Dabei erfahren die Kinder und Jugendlichen, mit welchen Barrieren Menschen mit Behinderung(en) im Alltag umgehen müssen und mit welchen Sinnen sie sich orientieren können. Ihre Ergebnisse und Vorschläge geben sie an den örtlichen Bezirksausschuss weiter. Nach einer kurzen Vorstellung und Einführung ins Projekt, wird die Benutzung der Hilfsmittel durch Expertinnen und Experten in eigener Sache erklärt. Die Teilnehmenden werden mit Rollstühlen, Augenbinden und Blindenlangstöcken sowie Simulationsbrillen die Gegend erkunden.

Ein Stadtteilcheck findet in drei Projektphasen statt, wobei Vorbereitung und Nachbereitung jeweils etwa zwei Stunden in Anspruch nehmen. Die Durchführung des praktischen Checks dauert rund drei bis vier Stunden. Hier werden Teile eines Viertels auf seine menschlichen (Herz) und baulichen (Rampen) Barrieren getestet. Die Kinder erleben dabei selbst, wie es ist, sich mit einem Rollstuhl fortzubewegen oder als blinder Mensch im Alltag zurechtzukommen. Neben einer Sensibilisierung für das Thema Behinderung werden aufgedeckte Missstände an die politisch verantwortlichen Stellen (zum Beispiel Bezirksausschuss) weitergeleitet, um Veränderungen zu bewirken. An den Stadtteilchecks können Kinder im Alter von sechs bis 13 Jahren mit ihren Schulklassen teilnehmen sowie Gruppen aus Kinder- und Jugendeinrichtungen im Stadtgebiet München. Die Stadtteilchecks »Auf Herz und Rampen prüfen« werden ganzjährig angeboten. Kosten entstehen für die teilnehmenden Gruppen keine. Die Förderung des Projekts erfolgt durch Mittel der Landeshauptstadt München.

Weitere Infos

Seit 2009 bietet die Projektstelle »Auf Herz und Rampen prüfen« des Kreisjugendring München-Stadt Stadtteilchecks für Schulklassen und Jugendgruppen an. Mehr Informationen und Terminabsprache unter Telefon 5 52 73 18 30, Mobil 01 75/5 82 73 52 oder E-Mail an herzundrampen@kjr-m.de

Artikel vom 12.03.2017
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