Denkmal oder Altlast?

»Alte Schätzchen« können für Gemeinden teuer werden

Abriss? Der »Kratzerwirt« in Berglern steht zur Disposition. Für heuer ist eine Voruntersuchung über die Sanierungskosten geplant. 	Foto: kw

Abriss? Der »Kratzerwirt« in Berglern steht zur Disposition. Für heuer ist eine Voruntersuchung über die Sanierungskosten geplant. Foto: kw

Erding/Kreis Erding · Denkmalschutz ist immer wieder ein Aufreger, und zwar nicht nur für Gemeinden, sondern auch für Privatleute.

Die ­Tendenz im Landesamt für Denkmalpflege, historische Gebäude praktisch um jeden Preis zu erhalten, treibt die Bürgermeister um, denn nach den geltenden gesetzlichen Bestimmungen ist genau dieser »Preis« ja nicht von der Behörde, die den Erhalt angeordnet hat, zu bezahlen. Der alte Grundsatz »Wer zahlt, schafft an« wird auf den Kopf gestellt und jetzt gibt es eine neue Tendenz, die das Ganze für Kommunalpolitiker noch einmal richtig ärgerlich werden lässt: Privatleute tun sich leichter mit dem Abriss eines historischen Gebäudes als Kommunen.

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Das hat die Ottenhofener Bürgermeisterin Nicole Schley (SPD) jetzt erleben müssen, weshalb sie zusammen mit dem Gemeinderat ernsthaft darüber nachdenkt, das, was als »Schloss Ottenhofen« im Volksmund geführt wird, zu verkaufen. Die Gemeinde hätte zwar mit viel Aufwand vielleicht das Geld für eine Sanierung, aber dann fehlt es an einer Nutzung: Zu kleine, viel zu niedrige Räume, da fällt beim besten Willen keinem Gemeinderat eine sinnvolle Verwendung ein. Zudem sind die Sanierungskosten derart hoch, dass es einem verantwortungsbewussten Gemeindevertreter die Haare aufstellt: Schon muss (wir haben berichtet) eine Giebelwand mehr schlecht als recht durch ein massives Balkenwerk gestützt werden, damit das alte Gemäuer nicht vollends zusammenfällt.

Dass sich ein privater Eigentümer leichter tut, einen Abriss durchzusetzen, hat sogar der Rechtsanwalt der Gemeinde der Bürgermeisterin gegenüber angedeutet, wie diese bemerkte. Die Gemeinde jedenfalls hat zur Vermeidung weiterer Kosten in dem Rechtsstreit das Vorhaben abgeblasen. Zuwendungen des Freistaates Bayern für eine solche Sanierung sind schwer zu bekommen, denn diese sind meistens an Bedingungen, etwa eine öffentliche Nutzung, gebunden. Nachdem diese technisch in Ottenhofen bei diesem kleinen Überrest eines einstmals mächtigen Gutshofes scheitert, ist Schulterzucken angesagt bei den Gemeinderäten.

Da tut sich am anderen Ende des Landkreises Berglerns Bürgermeister Simon Oberhofer (FW) schon etwas leichter. Er denkt zwar auch über einen Abriss des historischen »Kratzerwirt« mitten im Ort nach, arbeitet aber zugleich an einem »Plan B«. Und der heißt Sanierung mit massiven öffentlichen Zuschüssen. Da tut er gut daran, denn der »Kratzerwirt« ist in einem wesentlich besseren Erhaltungszustand und hat gegenüber dem »Schloss« in Ottenhofen einen gewaltigen Vorteil: Eine öffentliche und damit etwa im Rahmen der Städtebauförderung zuschussfähige Nutzung ist hier technisch möglich, schließlich war das ja mal eine Gastwirtschaft.

Aber hier wie in Ottenhofen gilt: Die Sanierungskosten übersteigen die finanzielle Leistungsfähigkeit der Gemeinde. Und so ist für heuer eine »Voruntersuchung« geplant, damit über genau diese Kosten Zahlen auf den Tisch kommen, mit denen die Gemeinde argumentieren kann. Oberhofer: »Zum Ende des Jahres werden wir mehr wissen.« kw

Artikel vom 10.02.2017
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