Obacht auf dem Eis!

Das richtige Verhalten auf winterlichen Gewässern

Am Ebersberger Klostersee warnt ein Hinweisschild eindrücklich vor der Einbruchgefahr. Die Dicke des Eises ist gerade bei zugeschneiten Seen tückisch, erklärt Robert Hofmann von der BRK-Wasserwacht Markt Schwaben.	F.:: sd, Wasserwacht Markt Schwaben

Am Ebersberger Klostersee warnt ein Hinweisschild eindrücklich vor der Einbruchgefahr. Die Dicke des Eises ist gerade bei zugeschneiten Seen tückisch, erklärt Robert Hofmann von der BRK-Wasserwacht Markt Schwaben. F.:: sd, Wasserwacht Markt Schwaben

Ebersberg/Markt Schwaben · Der Winter 2017 läuft in diesem Januar zu seiner Höchstform auf. Anders als in den letzten milden Wintern begleiten uns Schnee und Eiseskälte heuer nun schon wochenlang. Auch diese Woche heißt es in Ebersberg: Dauerfrost und Tiefsttemperaturen bis zu zapfige minus zehn Grad.

Während einige sich schon nach den ersten warmen Tagen im Frühling sehnen, genießen die Wintersportler die Vorzüge eines weißen Winters für ihre Aktivitäten. Auch die vereisten Seen im Landkreis sind zum beliebten Ziel von Winterausflüglern geworden. Aber ist das nicht gefährlich? Kann man mittlerweile schon undenklich aufs scheinbar so zugefrorene Eis gehen?

Wir haben uns mit Robert Hofmann, den Vorsitzenden der BRK-Wasserwacht Markt Schwaben, unterhalten.

Kurier Ebersberg: Die ganze Woche Minusgrade und winterliche Verhältnisse. Ist das Eis schon so dick, dass man derzeit unbedenklich die Seen im Landkreis Ebersberg betreten kann?

Robert Hofmann: Nein, das kann man grundsätzlich nicht sagen. Man muss jeden See und die dortige Situation einzeln betrachten. Grundsätzlich friert der Klostersee in Ebersberg erfahrungsgemäß als erster zu, was aber nicht bedeutet, dass man dann auch ohne Bedenken aufs Eis gehen kann. Die Eisdicke selbst ist abhängig von vielen Faktoren. Gibt’s zum Beispiel eine Strömung im See (hervorgerufen durch Zulauf und Ablauf), friert dort das Wasser langsamer.

Eintretendes Grundwasser, wie es zum Beispiel in Markt Schwaben am Sportparkweiher der Fall ist, lässt das Wasser ebenfalls langsamer gefrieren. Aufsteigende Luftblasen, wie sie in moorigen Gewässern wie beim Klostersee und Kastensee auftreten, werden im Eis eingeschlossen und lassen das Eis poröser werden. Besondere Vorsicht ist immer notwendig, wenn das Eis mit Schnee bedeckt ist.

Zum einen gefriert das Wasser langsamer, weil Schnee isolierend wirkt, zum anderen sieht man Schwachstellen und Löcher im Eis nicht. Bäche und Flüsse frieren am Rand zuerst, dort ist das Eis auch am dicksten.
Zur Mitte hin wird das Eis dann dünner.

Kam es in den letzten Wintern zu einem Eiseinbruch im Kreis Ebersberg?

Hofmann: Nein, in den letzten Jahren kam es zu keinen uns bekannten Einbrüchen.

Woran erkennt man ob das Eis auch dick genug ist? Gibt es ein Faustregel?

Hofmann: Es gibt keine eindeutigen Zeichen, eindeutig sind leider nur Messungen. Diese sollten aber durch Fachpersonal durchgeführt werden. Das Kerneis (also der klare, durchsichtige Teil) muss mindestens 10 cm Dicke aufweisen, damit man ohne Gefahr das Eis betreten kann.

Was sollte man tun, wenn man tatsächlich ins Eis einbricht? Was wiederum sollte man unbedingt unterlassen?

Hofmann: Wenn man ins Eis einbricht, muss man auf alle Fälle um Hilfe rufen und sich so wenig wie möglich bewegen. Sich selbst aus dem Eis zu befreien ist sehr anstrengend und fast nicht möglich. Es gibt zwei Möglichkeiten, wenn keine Passanten in der Nähe sind, die helfen könnten: Zum einen kann man seitlich ein Bein auf das Eis legen und versuchen, sich so auf das Eis zu schieben und seitlich wegrollen. Oder man kann versuchen, sich durch Abstützen auf dem Eis den Weg zum Ufer frei zu brechen.

Wie kann man als Helfer jemanden aus dem eisigen Wasser ziehen, ohne sich selbst in zu große Gefahr zu begeben?

Hofmann: Zu aller erst den Notruf absetzen. Telefonnummer: 112. Grundsätzlich nur liegend der Einbruchstelle nähern. Am besten gesichert durch eine Leine. Gegenstände verwenden, welche die Aufliegefläche vergrößern. Dafür liegen an vielen Gewässern Leitern bereit. Auch umgedrehte Bier- oder Gartentische eignen sich hervorragend. Dem Eingebrochenen sollte man einen schwimmfähigen Gegenstand wie z. B. einen Rettungsring oder auch eine Jacke reichen. Allerdings sollte man niemals die Hand reichen. Die Gefahr, selbst ins Wasser gezogen zu werden ist zu groß.

Wie bereitet sich die Wasserwacht im Landkreis Ebersberg auf die Einsätze im Winter vor?

Hofmann: Im Landkreis sind vier Ortsgruppen an unseren größten Badegewässern stationiert, welche im Winter unregelmäßig eine Eiswache besetzen, wenn gerade viel Schlittschuhläufer unterwegs sind. Außerdem haben wir noch zentral in Ebersberg ein Einsatzfahrzeug ausgestattet mit allem Notwendigen stehen. Wir werden im Notfall durch die Integrierte Leitstelle (112) über Funkmeldeempfänger alarmiert und können so schnellstmöglich zu den Einsatzstellen fahren. Speziell vorbereiten müssen wir uns nicht, da unsere Schutzausrüstung im Sommer wie im Winter sehr ähnlich ist. Natürlich nutzen wir Eisdecken auch für unsere Übungen. So werden auch zeitweise zusätzliche Übungen spontan angesetzt, wenn sich das erste Eis auf unseren Seen gebildet hat.

Von Stefan Dohl

Artikel vom 20.01.2017
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