Die Münchner Bahnhofsmission hilft, hofft und bangt

Wegsehen hilft nicht

Hauptbahnhof · Sie sind Bahnchef Mehdorn ein Dorn im Auge: Die Bahnhofsmissionen. Das haben seine jüngsten Überlegungen zur „Ausquartierung“ dieser sozialen Dienste aus den deutschen Bahnhöfen klar gezeigt.

Bei Mitarbeitern und „Nutzern“ der Bahnhofsmission haben Mehdorns Äußerungen eingeschlagen wie eine Bombe. „Wir alle sind schockiert“, so Schwester Monika Plank, eine der Leiterinnen der Münchner Bahnhofsmission. „Unser Telefon steht seitdem nicht mehr still. Viele Münchnerinnen und Münchner erklären sich solidarisch mit uns und wollen uns durch Spenden unterstützen.“

Die Wirkungsfelder der Münchner Bahnhofsmission sind vielfältig. 24 Stunden am Tag hilft sie älteren und behinderten Menschen am Zug, kümmert sich um solche, die auf der Reise irgendwie in Not geraten sind, gibt pro Tag rund 300 Verpflegungen aus und berät Obdachlose, Drogenabhängige und andere Menschen mit Problemen.

Akute Gefahr besteht für die Münchner Bahnhofsmission noch nicht. „Das hiesige Bahnhofsmanagement steht uns äußerst positiv gegenüber und auch mit der Stadt München klappt die Zusammenarbeit bestens“, erklärt Schwester Monika. Die städtischen Zuschüsse fließen hier sehr viel großzügiger als in den meisten anderen Städten.

Außerdem beziehen sich Mehdorns Überlegungen zunächst vor allem auf die Bahnhofsmissionen mit Suppenküchen, die seiner Ansicht nach offenbar besonders viele „Asoziale“ anlocken. Solche Stellen gibt es nur noch in Berlin und Frankfurt am Main. In allen anderen Bahnhofsmissionen, so auch in München, wird nur Tee und Brot ausgegeben. „Wir konzentrieren uns mehr auf die soziale Beratung und Vermittlung der Menschen, wir wollen längerfristige Hilfestellungen geben“, so Schwester Monika. Sie fürchtet allerdings, dass im Zuge der systematischen Bahnhofserneuerungen nach und nach alle „Problemfälle“ aus den deutschen Bahnhöfen vertrieben werden.

Der Leipziger Bahnhof ist bereits „sauber“, als nächstes kommen wohl Frankfurt und Stuttgart dran. In etwa 10 Jahren soll auch der Münchner Hauptbahnhof erneuert werden. „Dann wird´s brenzlig“, so Schwester Monika. Verordnungen von ganz oben kann sich nämlich auch das Münchner Bahnhofsmanagement nicht widersetzen.

Doch die Hoffnung stirbt zuletzt: „Wir kämpfen weiter und hoffen, dass es nie so weit kommt.“ - Vielleicht sieht die Bahnführung ja doch noch ein, dass Wegsehen nicht weiterhilft. (rme)

Artikel vom 31.10.2001
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