Lassen Sie sich berühren von Gottes Nähe und Güte

Zeit, Gott nahe zu sein

Pfarrer Peer Mickeluhn schrieb für uns seine Gedanken nieder.	Foto: VA

Pfarrer Peer Mickeluhn schrieb für uns seine Gedanken nieder. Foto: VA

Sauerlach · Nahe dabei zu sein, das verheißt Unmittelbarkeit. Was treiben wir nicht alles für Aufwand, um das zu erreichen: Den größeren Flachbildschirm oder den Platz im Stadion für das ganz nahe Fußball-Erlebnis, der Versuch, bei Konzerten oder Veranstaltungen die besten Plätze zu bekommen, um ganz nahe dran zu sein.

Nähe ist auch das, was uns in menschlichen Beziehungen besonders wichtig ist. Wie schön, wenn mich jemand in den Arm nimmt oder ich zumindest das Gefühl habe, dass ich mich mit meinem Gegenüber sehr gut verstehe.

Gott nahe zu sein ist mein Glück – so heißt es im 73. Psalm in der guten alten Bibel. Diese Nähe muss ich nicht selber herstellen. Sondern Gott kommt mir von selber nahe. Das kann sogar erst einmal sehr erstaunen, vielleicht sogar erschrecken. Im Alten Testament hieß es sogar, dass der sterben müsse, der Gott sehen würde. Einfach deswegen, weil das alle Eindrücke, deren ein Mensch fähig wäre, sprengen würde.

Gott kommt uns so ganz anders nahe als jeder Mensch. Er versucht sich nicht aufzuplustern und auch nicht, künstlich zu beeindrucken. Gott kommt als kleiner Menschenjunge ganz und gar ohnmächtig zu uns. Und gerade das rührt besonders an. Denn er zwingt uns nicht, er lebt auch später vor allem vor, wie Gott sich um uns bemüht.

Der Dichter des Psalms 73 spricht sogar von Glück. Wir wissen: Glück kann ich nicht erreichen, wie die Ziellinie im 100m-Lauf. Glück ist etwas Dynamisches, das sich ergibt, wenn ich mich auch darauf einlasse, wenn ich es zulasse, glücklich zu sein. Das kann sogar in eigentlich sehr unglücklichen Situationen zustande kommen. Denn gerade da lässt uns Gott eben auch nicht allein. Und übrigens trägt da auch die Gemeinschaft aller Christen, die sich ja darauf verlassen, dass Gott nahe kommt. Wir sind ja schon in ganz vieler Hinsicht glücklich – oder könnten es zumindest sein und zulassen. Und wir haben auch die Möglichkeiten, dieses Glück und diese Nähe zu teilen.

Das ist der Sinn der Weihnachtsgeschenke. Diese Gemeinschaft und das Zueinanderstehen auch deutlich zu machen. So wie Gott zu uns steht. Für mich gehört mein Nächster da ganz fest dazu. Das sind die Leute, die tatsächlich vor meiner Nase sind, nicht nur meine Familie. Sondern auch der Obdachlose, der Fahrgast in der S-Bahn, der Flüchtling, der sich gar nicht zu Hause fühlt. Mein Nächster ist, gerade an Weihnachten, auch der, der das Gefühl hat, auf der Schattenseite unserer Gesellschaft zu stehen. Er kann mir nicht egal sein, gerade weil dieses Kind in der Krippe auf die Welt gekommen ist. Das bedeutet, sich auch wirklich in die erste Reihe zu setzen, nahe heran zu gehen und mich berühren zu lassen. Für mich ganz sicher auch im Gottesdienst an Weihnachten, der dazu da ist, auch meine Perspektive wieder zurechtzurücken.

Pfarrer Peer Mickeluhn

Artikel vom 21.12.2016
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