Die wahre Weihnacht

Ottobrunn · Gott hat mit seinem Sohn Großes für diese Welt vor

Das Wunder in der Krippe kann erst durch Ostern in seiner ganzen Bedeutung richtig erfasst werden, erklärt Pater Albert Link.	Foto: hw

Das Wunder in der Krippe kann erst durch Ostern in seiner ganzen Bedeutung richtig erfasst werden, erklärt Pater Albert Link. Foto: hw

Ottobrunn · »Wo Weihnachten drauf steht ist Ostern schon drin« Komisch - die Übernahme eines Werbeslogans aus diesem Anlass?

In den längst anlaufenden Adventwochen sind Schaufenster und Dekorations-Tische bereits voller »Weihnachts-Waren«, die behilflich sein wollen in unserer Vorbereitung auf das Fest. Aber sie schaffen es nicht, uns auf die »wahre Weihnacht« einzustimmen.

Weihnachten gilt vielen Zeitgenossen trotz aller Ver-weltlichung immer noch gefühlvoll als heiligstes Fest. Aber die Nähe zur religiösen Bedeutung wirkt trotzdem nüchtern. Acht Kilometer sind es ja auch nur vom Geburtsort Jesu in Bethlehem bis zum Hügel der Kreuzigung in Jerusalem! Das eigentliche Weihnachtsfest als »Fest der Kerzen und Lichter« erhält sein Licht von Ostern her! Manche Krippe im Schwarzwald erlebte ich nachdenklich, wo im Hintergrund der Krippe bereits vieldeutig das Kreuz zu sehen ist. Erst der vom Tod auferweckte Christus lässt uns das Kind von Bethlehem richtig sehen und akzeptieren.

Der Glaube will bewusst machen, dass Gott mit diesem Kind Großes für die Welt vorhatte. Er hat nicht mit Donner und Macht, sondern leise – aber wirksam, in die Geschichte eingegriffen. Armut und Wunden der Welt werden nicht ausgeblendet. Selbst eine dramatische Flucht nach Ägypten blieb auch dem »Christkind« nicht erspart. Aber dieses Kind wird als erwachsener Mann eine wirkmächtige Botschaft auslösen! Er bediente sich dabei gerade einfacher Leute. Was er immer schon in kleinen Zeichen zum Heil der Welt vorhatte, begann mit diesem kleinen Kind. Der Traum Gottes mit der Welt ist noch nicht zu Ende. Not, Nachteile und Tod sollten nicht einfach sinnlos bleiben. Sollen sich nicht zuerst die gesellschaftlichen »Verhältnisse« für alle ändern? Dies führte in Etappen der Geschichte nur zur oft beklagten »Gottvergessenheit« (Benedikt XVI.). Der Glaube will das »Verhalten« der Menschen ändern, damit sich dann auch die »Verhältnisse« ändern können.

Besonders wird in der Weihnachtszeit Frieden erhofft. Wie aber soll dieser kommen? Von einem König wird erzählt, er habe ein Gerichtsurteil unterschreiben sollen. Der Richter war zu dem Schluss gekommen: »Gnade unmöglich, im Gefängnis lassen!« Dem König aber ist nicht wohl bei der Sache. Der Verurteilte hat Frau und Kinder. Was für eine Zukunft bleiben der Familie! So von Mitgefühl bewegt, ändert der König das Gerichtsurteil. Er verschiebt nur ein Komma. »Gnade, unmöglich im Gefängnis lassen!« – Dies ist oft das Problem: Gibt es das: Vergeben und Vergessen? Gibt es die Chance an Weihnachten, ganz neu anzufangen? Dieses Risiko ist manchmal wirksamer als 'sture' Gerechtigkeit...

Sicher ist Friede gelegentlich eine vertrauliche Alternative und einen Versuch wert, den ich Ihnen allen im neuen Jahr 2017 im familiären Umkreis mit einem Gedicht von Werner Schaube wünsche: »Es geht nicht an, dass Gott Mensch wird und alles bleibt, wie es ist.

Es geht nicht an, dass Gott Mensch wird und kein Mensch lässt ihn ein.
Es geht nicht an, dass Gott Mensch wird und kein Mensch wird anders.
Es geht nicht an, dass Gott Mensch wird und die Welt geht ihren Gang.
Es geht nicht an, dass Gott Mensch wird und Kinder weinen noch immer.
Es geht nicht an, dass Gott Mensch wird und Menschen stehen abseits.
Es geht nicht an, dass Gott Mensch wird und keinem Menschen geht ein Licht auf!« Pater Albert Link

Artikel vom 21.12.2016
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