Streit ums Haus

Was wird aus der Paul-Heyse-Villa?

Maxvorstadt · Vielleicht finden sich ja am Münchner Waldfriedhof Hinweise darauf, ob sich der arme Paul Heyse schon in seinem Grab umgedreht hat.

Ein Wunder wärs jedenfalls nicht, angesichts dessen, was da in seiner Heimatstadt unter seinem Namen alles geschieht. Der nach ihm benannte Tunnel ist eine finstere Röhre und das Gezerre um seine einstige Behausung hat das Zeug zur Tragikkomödie.

Das hat der weltberühmte Münchener »Dichterfürst« und Nobelpreisträger jedenfalls nicht verdient. Vor allem seine frühere Villa an der Luisenstraße 22 hat sich seit Jahren zum dicksten Zankapfel der Maxvorstadt aufgebläht. Inzwischen, so heißt es, soll Mitte Januar eine Lösung gefunden werden, doch danach sah es schon mehrmals aus.

Im Grunde lässt sich das Verwirrspiel in vier Schlagwörter fassen. Sie lauten »Abriss«, »Teilabriss«, »Neubau« oder »Anbau«. Dies die Wünsche und Vorschläge, die sich in all der Zeit ebenso abwechselten, wie die Besitzer der Villa.

So forderte ein Eigentümer vor Jahren mit dem Plan, einen Anbau zu errichten, den Protest der Bürger heraus. Nach einem weiteren Verkauf des Grundstücks samt Villa verwehrte sich die Stadt dann gegen mehrfach korrigierte Bauanfragen. Kürzlich soll das Verwaltungsgericht bei einem nichtöffentlichen Termin einer »maßvollen Bebauung« in Form eines Anbaus im Garten zugestimmt haben, bei dem der ursprüngliche Bau erhalten bliebe. Ob die Stadt dem zustimmt, ist allerdings nicht bekannt.

Unklar bleibt allerdings die rechtliche Seite beim Denkmalschutz. Denn einem Neubau fiele die Einfriedungsmauer zum Opfer, die ebenso im Bayerischen Denkmalatlas vermerkt ist, wie der Querbau mit dem Café und der Weinhandlung. Auch die sehr alten Bäume müssten gefällt werden.

In der SPD wird befürchtet, dass diese Lösung zu einer Salamitaktik führen könnte, die auf die Zerstörung des Denkmalensembles hinausläuft. Mit Dominoeffekt für die ganze Stadtentwicklung. Denn ließe sich das Projekt durch Teilbebauung derart verändern, dass irgendwann auch der Denkmalschutz fürs Kerngebäude fällt, könnte das Investoren ermutigen, überall denkmalgeschützte Immobilien günstig zu erwerben und häppchenweise zu vergolden.

Mal abwarten, wie lange uns das Thema noch erhalten bleibt.

Artikel vom 20.12.2016
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