Baubeginn der Schrannenhalle verzögert sich weiter / Stadträte verärgert

Münchens Schandfleck

Altstadt · Das größte Bauvorhaben der Münchner Nachkriegsgeschichte sollte es werden - die Wiedererichtung der historischen Schrannenhalle am Viktualienmarkt.

Inzwischen entwickelt sich das Projekt jedoch zur „unendlichen Geschichte“, die Stadträte und Bevölkerung verärgert.

Bereits im Mai lehnte die Stadtgestaltungs-Kommission den Entwurf des Wiener Architekten Stefan Schumer ab. „Zu kühl und klobig“, lautete damals das Urteil. Mitte September nun ein neuer Versuch: Eine transparente Glas-Fassade sollte das Gebäude am Kopf der Markthalle zieren. So die Idee des Architekten. Doch wieder negative Kritik von der Stadtgestaltungs-Kommission. Durch sein transparentes Auftreten werde der Bau überbetont. Außerdem sei ein Glasbau der ebenfalls transparenten Synagoge zu ähnlich, die auf dem St.-Jakobs-Platz, in unmittelbarer Nähe zur Schrannenhalle, gebaut wird.

Der Wiederaufbau des Architektur-Denkmals lässt also weiter auf sich warten. Die CSU-Fraktion im Stadtrat fordert unterdessen: „Der Schandfleck in der Altstadt muss weg!“. Seit Beginn der Debatte waren die CSU-Stadträte skeptisch, ob das Konzept zum Wiederaufbau der historischen Halle funktionieren kann. Nun beantragten Richard Quaas und Helmut Pfundstein, stellvertretender Fraktionsvorsitzender, die Entfernung des hohen Bauzauns und die provisorische Einrichtung von Parkplätzen auf dem Gelände.

„Seit der skandalösen Baumfällaktion und eiligst vollzogenen Auflösung des Parkplatzes für die Viktualienmarkt-Händler und Besucher, fehlt es an standortnahen Parkplätzen. Da in der nächsten Zeit mit einem Baubeginn nicht mehr zu rechnen ist, kann der Parkplatz gerade für die Weihnachtszeit wieder hergerichtet werden. Das wäre eine kleine Geste der Wiedergutmachung an die Menschen, die sich seit 17 Monaten dieses Jammertal städtischer Inkompetenz ansehen müssen“, so das CSU-Duo.

Ähnlich sieht das auch DaCG-Stadtrat Bernhard Fricke. Er beantragte die sofortige Entfernung der „großspurigen“ Informationstafeln vom Bauzaun. Außerdem wüßte er gerne die Geschäfte rings um den Viktualienmarkt, die durch die bisherigen Infrastrukturarbeiten Einbußen erlitten haben, entschädigt. Den einzigen Vorteil in den Verzögerungen sieht Fricke darin, dass sich an der Baustelle ein kleines innerstädtisches Biotop entwickelt hat. „So profitieren wenigstens Tiere und Pflanzen von diesem größten baulichen Unfug aller Zeiten, für den vor gut einem Jahr 40 gesunde Bäume geopfert wurden.“

Auch OB Ude wird langsam ungeduldig: „Wir stehen unter großem Zeitdruck und müssen dem Architekten eine Empfehlung geben mit der er etwas anfangen kann“, so sein Apell an die Komission.

Artikel vom 04.10.2001
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