Ein Leben in Gefahr

Epiphyten im Botanischen Garten

Nymphenburg · Wie überleben Epiphyten im Dschungel? Dieser Frage widmet sich eine Führung zum »gefährlichen Leben der pflanzlichen Luftakrobaten« am Sonntag, 27. November, ab 10 Uhr im Botanischen Garten.

Denn der Waldboden des Dschungels ist für viele Pflanzen ein lebensfeindlicher Ort. Lediglich ein Prozent des im Kronenraum ankommenden Sonnenlichtes schafft den Weg bis in diese dunklen Tiefen des Waldes. Es gibt nur wenige hochspezialisierte Kräuter – man könnte sagen »grüne Asketen« – die mit dem wenigen Restlicht zurechtkommen.

Die meisten tropischen Waldkräuter haben das Lichtproblem auf durchaus »artistische« Weise gelöst und sich auf den schwankenden Ästen der Bäume angesiedelt – Epiphyten oder Aufsitzerpflanzen werden sie genannt. Das Leben im lichtdurchfluteten Kronenraum ist aber nicht frei von Tücken. Es fängt schon damit an, dass die Samen die Schwerkraft überwinden müssen, um in die luftigen Höhen zu gelangen. Manche Arten, wie beispielsweise die Flamingoblume, bedienen sich gefiederter Kuriere, die ihre bunten Früchte fressen und die Samen hoch oben im Geäst wieder ausscheiden.

Andere, wie die Schützenorchidee, setzen auf Masse, indem sie pro Frucht bis zu drei Millionen winzige Samen dem Wind anvertrauen. Aber auch für jene, die oben angekommen sind, hält das Leben dort so manche Herausforderung parat. Durch den chronischen Mangel an fruchtbarem Humus, haben Epiphyten erstaunliche Strategien hervorgebracht, um an Nährstoffe zu gelangen: Geweihfarne stellen ihren eigenen Kompost her, indem sie mit speziellen Nischenblättern herabrieselndes Laub auffangen. Eine ganze Armada streu-zersetzender Lebewesen baut das eingefangene Laub ab und macht die Nährstoffe für den Farn nutzbar. Andere pflanzliche Luftakrobaten, wie die Kannenpflanzen, wurden zu Fleischfressern und düngen sich mit erbeuteten Insekten.

Der Vielfalt der Anpassungen mittels derer Epiphyten das Leben in den Baumkronen meistern ist schier grenzenlos – seien es die schwebenden Zisternen der Tankbromelien, die schwammartigen Luftwurzeln der Vandas, oder die von Ameisen besiedelten Knollenlabyrinthe der Myrmekodien. Die faszinierenden Formen der Anpassung an ungewöhnliche Lebensräume möchte die Führung den Besuchern des Botanischen Gartens näher bringen.

Artikel vom 22.11.2016
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