»Symphonie des Grauens« zu Halloween

Gänsehaut im Großformat

München · Muss die Orgel der Kirchenmusik dienen? Wird die „Königin der Instrumente“ durch weltliche Musik entweiht?

Für Stefan Moser, Organist der Heilig-Geist-Kirche am Viktualienmarkt, gibt es nur „gute oder schlechte Musik“, dogmatische Scheuklappen sind ihm fremd. Zuletzt sorgte Moser für Aufsehen, als Kirchenmusikdirektor Bernward Beyerle seine September-Konzerte in St. Anna verbot, die Orgelbearbeitung von Mozarts „Zauberflöte“ oder Wagners „Fliegendem Holländer“ seien zu weltlich.

Musikalisches Neuland betritt Stefan Moser nun in der Münchner Philharmonie. Am Samstag, 27. Oktober, begleitet er das Stummfilm-Meisterwerk „Nosferatu“ auf der beeindruckenden Klais-Orgel des Gasteigs. Der Termin am Wochenende vor Halloween ist kein Zufall. Nach dem Konzert findet im Cafe Gasteig eine Halloweenparty statt.

„Nosferatu“, von Friedrich Wilhelm Murnau in den Jahren 1921 und 1922 gedreht, ist der Prototyp des Vampirfilms. Doch kaum bekannt ist, dass der Stummfilm von seinem Schöpfer gar nicht stumm gedacht war. Murnau gab dem Film den Untertitel „Eine Symphonie des Grauens“, und die klangliche Untermalung schuf der Komponist Hans Erdmann mit seiner „Fantastisch-romantischen Suite“. Die Originalmusik galt lange als verschollen.

Dem Berliner Musikwissenschaftler Bernd Heller gelang in Zusammenarbeit mit dem Münchner Filmmuseum eine Rekonstruktion aus Fragmenten der erhalten gebliebenen Noten. Bis zum schmetternden Fortissimo der „spanischen Trompeten“ hat der Organist in den elektronischen Speichern der Orgel abgelegt. Die Aufführung, pausenlose 90 Minuten hochkonzentrierte Hand- und Beinarbeit, stellt geradezu sportliche Ansprüche an die körperliche Kondition.

Die Filmmusik in Orgelfassung erlebt an Halloween seine Erstaufführung. Stefan Moser hat die Stimmen der orchestralen Originalbesetzung für die vier Manuale der Gasteigorgel umarangiert. Die Interpretationsanweisungen der Partitur wie „spukhaft“, „stürmisch“ oder „vernichtet“ setzt er virtuos in Pfeifenklang um. Das großformatige Gruseln ist garantiert.

In der Philharmonie im Gasteig, Samstag, 27. Oktober, um 20 Uhr. Karten sind zu 36 DM und 68 DM oder inklusive Halloweenparty mit Buffet zu 140 DM an allen Vorverkaufsstellen erhältlich oder beim Kartenservice des neuen Orgelforums München zu bestellen (www.orgelpunkt.com).

Artikel vom 25.10.2001
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