Nachverdichtung nach Plan

Im Landkreis werden verschiedene Konzepte verfolgt

Radwege neben der Staatsstraße müssen nicht immer neu gebaut werden, wenn man vorhandene Wege ertüchtigen kann. Im Holzland werden diese Konzepte näher geprüft. 	Foto: kw

Radwege neben der Staatsstraße müssen nicht immer neu gebaut werden, wenn man vorhandene Wege ertüchtigen kann. Im Holzland werden diese Konzepte näher geprüft. Foto: kw

Erding/Kreis Erding · Die Städte und Gemeinden im Kreis Erding sollen den Flächenverbrauch eindämmen. Das geht aus den Vorgaben des Bezirks hervor und das schlägt gerade auf die Region rund um den Flughafen ganz besonders durch.

Die Dörfer verändern sich rapide, weil überall das passiert, was die Planer mit »Nachverdichtung« bezeichnen. Dort, wo einmal landwirtschaftliche Anwesen standen, werden Mehrfamilienhäuser gebaut, mit allen Folgen für die Bevölkerungsstruktur. Die Gemeinde Bockhorn befasst sich gerade mit der Fortschreibung des Flächennutzungsplans. Dabei hat die Planerin Judith Praxenthaler vom Regionalen Planungsverband vorgeschlagen, die Entwicklung auf den Hauptort Bockhorn, sowie auf den Ortsteil Grünbach zu konzentrieren, was mit Sicherheit Debatten auslösen wird, die bereits bei der ersten Vorstellung des Entwurfes anklangen: Was ist mit den kleinen Ortsteilen, wo auch Menschen leben, deren Kinder vielleicht ein Haus bauen möchten?

Gerade die Bockhorner haben dabei erleben müssen, dass die Entwicklungen nicht immer steuerbar sind. So wurde in einem Ortsteil in der Laufzeit des aktuellen Flächennutzungsplans die Bevölkerung massiv vergrößert, obwohl die Gemeinde nicht das abgegeben hat, was die Planerin ein »Entwicklungssignal« nannte. In dem Augenblick nämlich, wo innerhalb eines im Zusammenhang bebauten Ortsgebietes gebaut wird, richten sich alle Neubauplanungen nach der Umgebungsbebauung. Der Gemeinde, die die Planungshoheit hat, entgleitet die Kontrolle.

An einer anderen Ecke des Landkreises, in Langenpreising, wird aktuell auch der Flächennutzungsplan weiterentwickelt. Hier ist Franz Pezold der Planer, und auch der bearbeitet das Thema »Flächenverbrauch«, und zwar mit dem Vorschlag, eine Art Masterplan zu entwickeln, der Aussagen darüber macht, wie sich die Gemeinde weit über die Geltungsdauer eines Flächennutzungsplans hinaus entwickeln will.

Langenpreising habe in Sachen »Nachverdichtung« gewaltig vorgelegt, rechnete er vor: Mehrfamilienhäuser würden den größten Anteil der Bauvorhaben ausmachen. Das ist von der Gestaltung her durchaus umstritten, wie frühere Debatten zeigen, aber Pezold wusste: »Die wollen eben sehen, dass die Gemeinde nicht nur auf die grüne Wiese baut.« Genau um die geht es auch bei ganz anderen Bauvorhaben: Die Gemeinde Kirchberg im Holzland im Osten des Landkreises befasst sich derzeit mit dem Radwegenetz. Bürgermeister Hans Grandinger hat sich dabei vom Gemeinderat eine Marschrichtung genehmigen lassen, die inzwischen auch vom Umweltministerium positiv kommentiert wird und außerhalb der Landkreisgrenzen, und zwar im Kreis Freising, mit Interesse beobachtet wird.

Grandinger hat nämlich ausgerechnet, dass allein in der kleinen Gemeinde Kirchberg für Radwege, wenn diese entlang von Staats- oder Kreisstraßen neu errichtet würden, die Fläche von 100 Bauparzellen asphaltiert werden müsste. Das passt für ihn gar nicht ins Bild: Er entwickelte statt dessen die Idee, vorhandene Wege zu nutzen, zu ertüchtigen, wo das erforderlich wird, und dann natürlich zu beschildern. Großer Vorteil für die Gemeinde: Das Thema »Grunderwerb« stellt sich erst gar nicht, weil die Wege bereits im Eigentum der Gemeinde sind.

Kirchberg geht damit in die Debatten im Rahmen der »Integrierten ländlichen Entwicklung« (ILE) im Holzland und könnte damit beispielgebend für drei weitere Gemeinden im Osten des Landkreises Erding werden. Die Unterstützung aus dem Umweltministerium ist den Holzländern dabei sicher. So teilte der stellvertretende Pressesprecher Alexander Mayer auf Nachfrage unter anderem mit: »Mit verschiedenen, teils ressortübergreifenden Maßnahmen arbeitet das Bayerische Umweltministerium fortlaufend daran, das Bewusstsein in der Öffentlichkeit für das Flächensparen zu erweitern und die Kommunen bei ­einer flächensparenden Siedlungsentwicklung zu unterstützen. Unter anderem werden die bayerischen Kommunen bei der Durchführung des Flächenmanagements und der Bewusstseinsbildung für das Flächensparen unterstützt.« Dieses Signal ist nicht falsch zu verstehen. kw

Artikel vom 28.10.2016
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