Bedeutende Ringsammlung aus vier Jahrtausenden

Bei Juwelier Hilscher zu Gast

München · Die Geschichte des Schmucks läßt sich besonders gut am Fingerring zurückverfolgen, war er doch ursprünglich den Göttern, Königen und später hohen Würdenträgern vorbehalten.

Die ältesten uns bekannten Ringe stammen aus den Königsgräbern in Mesopotamien um -3.500 bis -3.200. Dass Ringe vorwiegend am Finger neben dem kleinen Finger getragen werden, ist kein Zufall. In früheren Zeiten ging man davon aus, dass vom Ringfinger die meisten Adern zum Herzen führen.

Als Unterpfand der Liebe und Treue, besaß der Ring magische und sogar juristische Bedeutung: Er diente als Siegel oder als Ausweis, war Standes-, Würde- und Ehrenzeichen bei Papst, Bischof und Gesandten, galt als Amulett zur Abwehr von Bösem und auch Glücksbringer. Ringe wurden sogar als Werkzeuge verwendet. Nicht immer geben sie mit geheimnisvollen Zeichen der Magie ihren Sinn Preis, sie sind aber, und darin liegt der Reiz dieser außergewöhnlichen Ausstellung bei Juwelier Hilscher, Ausdruck ihrer Zeit und eines bestimmten Lebensgefühls.

Über den Wert als Schmuckgegenstand hinaus, besaß der Ring von jeher mannigfachen Sinngehalt. In allen Kulturen übernahm er bestimmte Aufgaben und Funktionen. Er diente als wichtiges Utensil der Magie und Zauberei und musste sogar als Zahlungsmittel herhalten. Schon die Ägypter besaßen individuelle Siegelringe mit Hieroglyphen. Ringe mit verborgenem Giftstachel tauchten im Mittelalter als heimtückische Mordwaffe auf. Die Mitglieder der berüchtigten Borgia-Familie, zu der auch Papst Alexander VI. gehörte, pflegten sich per Händedruck ihrer Feinde zu entledigen.

Doch auch sympathischen Inhalt barg der Ring: Parfüm-Schwämmchen, die Haarlocke der Geliebten oder eine Reliquie. Auch Ringe mit eingebauter Uhr haben Tradition. Exponate – Ältestes Exponat ist ein Ring aus dem zweiten Jahrtausend vor Christus, der dem Bannerträger des Sonnengottes Ra gehört haben soll. Weitere Raritäten aus vorchristlicher Zeit ist altägyptischer, byzantinischer, assyrischer, griechischer sowie graeco-römischer Fingerschmuck. Aufmerksamkeit verdient auch ein silberner Ring mit aufklappbarer Sonnenuhr aus dem 16. Jahrhundert, die Bronzehand der Liebesgöttin Aphrodite, ferner ein »Bogenspanner« aus der Villanova-Kultur, ein italienischer Wappenring mit Geheimfach sowie gläserne Liebesringe aus Venedig.

Ein Ring aus dem Biedermeier birgt ein süßes Geheimnis: Springt der leicht verzierte Ring auf, kommt ein kleiner Amor zum Vorschein. Um jede dieser Minikunstwerke: Vorchristliche Ringe bis hin zu Barock- und Jugendstilringen, rankt sich eine eigene Anekdote.

Artikel vom 15.11.2001
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