Beeindruckender Vortrag von Theologe Prof. Dr. Eugen Biser

»Bigotterie oder Glauben im ASZ?«

Schwabing-West · Am Donnerstag, 4. Oktober, fand im ASZ Schwabing-West eine besondere Veranstaltung statt:

Der bekannte und bedeutende Theologe Prof. Dr. Eugen Biser hielt im großen Saal des Alten- und Service-Zentrum Schwabing-West einen beeindruckenden Vortrag über das religiös-philosophische Thema »Auf Messers Schneide: Gläubig oder bigott?«, zu dem sich 40 SeniorInnen einfanden.

Professor Biser begann seinen Vortrag, als großer Paulus-Kenner, mit den Briefen des Apostels Paulus, aus denen sehr viel eigene Leiderfahrung berichtet wird, aber ebenso stark die zentrale Botschaft: Wir leben mit und durch den in uns wohnenden Jesus Christus.

Biser besprach die Grenze zwischen einem wahrhaft und wirklich Gläubigen durch die Grenzziehung von »erzkonservativer« und »fundamentalistischer« Haltung, die leider auch in der katholischen Kirche vorzufinden sei.

Gerade in diesen Tagen sei es wichtig, sich bewusst zu machen, dass ein wahrhaft an Jesus Christus glaubender Mensch keinesfalls Rachegelüste befriedigen wolle, sondern in einer vergebenden und gütigen Grundhaltung, ganz nach dem Vorbild Jesu Christi, jegliche Art von Vergeltung ablehnen müsse.

In diesem Zusammenhang verwies Biser auf die im Philemon Brief beschriebene Erzählung des entlaufenen Sklaven Onesimus, der noch gestohlen habe. Diesen zum Christen bekehrten ehemaligen Sklaven schickt Paulus mit einem Begleitschreiben an Philemon zurück. In diesem Schreiben bittet Paulus Philemon, seinem ehemaligen Sklaven seine Schuld(en) zu erlassen und sie – aus der Liebe Jesu Christi – als seine eigenen (Paulus) Schuld(en) zu betrachten. Da aber Philemon auch dem Apostel Paulus aufgrund seiner Bekehrung zum Christentum ebenfalls viel Liebe schulde, möge er die Schuld(en) doch am besten sich selbst zurechnen. Und das Wunder der Liebe geschieht auch hier, auch Philemon nimmt Onesimus in Vergebung und Liebe auf.

Dieses Ereignis, sich von der »inwohnenden Liebe« durchdringen, ergreifen und verändern zu lassen, kann jeder Gläubige immer wieder aufs Neue erleben, wenn er sich dieser Liebe öffnet und nicht meint, selbst immer Recht zu haben, ja oftmals selbst Recht zu sein.

Im Alltag sei es nicht immer ganz einfach, sich aus den gewohnten und üblichen Grundmustern zu lösen, denn es ist allzu oft »normal«, sich auf das als für sich beanspruchte Wissen über richtig und falsch, andere zu bevormunden und zu richten, auszurichten usw. Aber der aktive und bemühende Glaube an die uns tragende, liebevolle Kraft Jesu könne unsere tägliche Weiterentwicklung in Sachen Liebesfähigkeit befördern.

Daher seien alle rächenden und rachsüchtigen Wünsche abzulehnen. Auch die Todesstrafe sei aus christlicher Sicht eher abzulehnen, zumindest jedoch diskussionswürdig, da keinem menschlichen Wesen von Gott das Recht zugestanden wurde, ein anderes menschliches Wesen zu töten. Die zahlreichen ZuhörerInnen zeigten sich sehr stark gerührt von den einfühlsamen Ausführungen des über 80-jährigen, agilen und überzeugenden Theologie-Professors.

Die Fragen einiger Besucherinnen und Besucher beantwortete Biser mit großer Sachkenntnis. Aufgrund des großen Interesses eröffneten Professor Biser und der Leiter des Alten- und Service-Zentrum Schwabing-West, Herr Ulrich Egger, eine allgemeine Diskussionsrunde, an der sich die Seniorinnen und Senioren rege mit eigenen Ansichten und Erfahrungen beteiligten.

insbesondere Vorstellungen über einen rechtenden und richtenden Gott, über das »Fegefeuer« und die »Hölle« wurden angesprochen. Zentrales Element war jedoch der Trost, dass wir bei Jesus immer nur den liebenden Gott erlebenund daher vertrauen dürfen, dass im Vordergrund unserer Lebensbewertung durch Gott weniger das Gesetz als die Liebe stehe. Allerdings könnte es durchaus zutreffen, dass wir im Gewahrwerden und im Angesicht der tatsächlichen Liebe Gottes selbst Leid erleben, weil wir in dieser Liebe und in diesem Licht erkennen könnten, welches Defizit an Worten und Taten der Liebe wir tatsächlich zu verantworten haben.

Die Veranstaltung war ein großer Erfolg, was der lange Applaus zeigte, den Biser erhielt. Viele BesucherInnen wünschten sich weitere Nachmittage dieser Art und äußerten großes Interesse am Vortragsprogramm des ASZ.

Zu den vielfältigen Veranstaltungen im Alten- und Service-Zentrum Schwabing-West sind alle jungen, jung gebliebenen aber auch die etwas betagteren Schwabinger SeniorInnen herzlichst eingeladen. Alle Veranstaltungen finden in den gemütlichen Räumlichkeiten des Alten- und Service-Zentrums Schwabing-West, Hiltenspergerstraße 76, Eingang des Altenheims St. Willibrord, statt.

Anmeldung unter Telefon 30 66 91 10.

Artikel vom 18.10.2001
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...