Kein Job – ein Beruf

Kreis Erding · Handwerk: positive Zahlen und ein Wermutstropfen

Stefanie Rösch aus Inning am Holz erhielt heuer den Handwerker-Oskar aus der Hand von Kreishandwerksmeister ­Rudolf Waxenberger.	Foto: kw

Stefanie Rösch aus Inning am Holz erhielt heuer den Handwerker-Oskar aus der Hand von Kreishandwerksmeister ­Rudolf Waxenberger. Foto: kw

Erding/Kreis Erding · Der Landkreis Erding stellt sich mit großem Erfolg gegen den Trend beim Handwerk: Während in vielen Landkreisen, wie etwa im Nachbarkreis Freising, die Lehrlingszahlen zurückgehen, legt der Kreis Erding zweistellig zu: Mit 287 neu abgeschlossenen Lehrverträgen sind es stattliche 11 Prozent mehr als im Vorjahr.

Die Gesamtzahl der Lehrverhältnisse gab Kreishandwerksmeister Rudolf Waxenberger mit 787 an. 2.431 Betriebe gebe es im Kreis Erding, und die sogenannte Ausbildungsquote liege bei 10 Prozent, was einen großartigen Wert im Freistaat darstelle.

Der Durchschnitt im wirtschaftlich starken Oberbayern liege bei 3 Prozent. »Wir gehören zu den handwerklichen Spitzenlandkreisen«, stellte er unter dem Beifall einer größeren Festversammlung heraus. Diese Versammlung war anlässlich der Freisprechung von 47 jungen Handwerkern aus dem Kreis Erding zusammen gekommen. Bei aller Euphorie und optimistisch stimmenden Zahlen konnte Waxenberger einen Trend dennoch nicht leugnen: Beim Lebensmittel-Handwerk sei es nach wie vor schwer, die Lehrstellen zu besetzen. Das zeigen die Abschlusszahlen.

So gab es im Landkreis Erding nur eine einzige Auszubildende zur Metzgerei-Fachverkäuferin, aber die machte gleich den ganz großen Wurf: Sie schnitt als Beste im ganzen Bereich der Kreishandwerkerschaft ab, holte den »Handwerker-Oskar« und darf ein Jahr lang ­einen schmucken VW Up fahren, den die Kreishandwerkerschaft jedes Jahr für den besten Absolventen der Gesellenprüfung kreisweit bereit stellt. Bei den Metzgern und den ­Bäckern waren die Gesellenzahlen ähnlich übersichtlich, während umgekehrt gleich 20 junge Leute Schreiner werden wollten und das auch geschafft haben. Diese Unausgewogenheit gibt Waxenberger zu denken. Bei der Freisprechungsfeier in Lengdorf wollte das aber angesichts des erfreulichen Anlasses keiner vertiefen, zumal sich das auch so schnell wird nicht ändern lassen.

Dass der Landkreis Erding wirtschaftlich vor Kraft strotzt, das wird durch die Zahlen im Handwerk eindrucksvoll belegt, meinte auch Landrat Martin Bayerstorfer. »Neid muss man sich erarbeiten«, meinte er gut gelaunt, und den Neid der anderen Landkreise, den könne er gut aushalten.

Am Erfolg des Handwerks sind viele beteiligt, vor allem die Ausbildungsbetriebe. Hier nannte Waxenberger eine weitere Zahl: So koste die Ausbildung eines Maurers den Betrieb 35.000 Euro. »Die Betriebe nehmen nicht unerhebliche Kosten und Mühen auf sich«, kommentierte er. Das war wohl auch der Anlass für die Bürgermeisterin der gastgebenden Gemeinde Lengdorf, Gerlinde Sigl, in ihrem Grußwort dazu aufzurufen, das einheimische Handwerk bei der Auftragsvergabe zu unterstützen. »Handwerker braucht man immer«, meinte sie.

Im dualen Ausbildungssystem spielen die Berufsschulen eine zentrale Rolle. Dass hier der Landkreis Erding ausgezeichnet aufgestellt ist, das ist bekannt. Und so galt ein weiterer Dank den Lehrern an dieser Schule. Und dann wurde natürlich auch den Eltern gedankt, die ihre Kinder ein Handwerk erlernen haben lassen. Waxenberger: »Sie haben einen Beruf gelernt, keinen Job!« kw

Artikel vom 24.09.2016
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