Berhane Teklay aus Eritrea war Praktikant

Ottobrunn · Mit Wassermeister auf Tour

Rathausmitarbeiter Adrian Okrey (r.) studiert mit seinem Praktikanten Berhane Teklay einen Bauplan.	Foto: MO

Rathausmitarbeiter Adrian Okrey (r.) studiert mit seinem Praktikanten Berhane Teklay einen Bauplan. Foto: MO

Ottobrunn · »Ich habe noch nie so viel Papier gesehen«, sagt Berhane Teklay. Der 25-jährige Bauingenieur aus Eritrea machte im Juli ein Praktikum im Rathaus. In der Abteilung Bautechnik lernte er seitenweise Bauverordnungen, DIN-Normen und Vorgaben zum Brandschutz kennen.

Weiterer Artikel zum Thema
Ottobrunn · Vom Flüchtling zum anerkannten Bauingenieur
Artikel vom 04.10.2017: Freude über Festanstellung

»Hier gibt es für alles genaue Regeln; zum Beispiel, wann die Wasserleitungen gewechselt werden müssen. In Eritrea habe ich noch nie erlebt, dass eine Leitung ausgetauscht wurde«, so Teklay. In seiner Heimat, in der eine Militärdiktatur herrscht, werde ein Bauantrag dann genehmigt, wenn das Schmiergeld stimmt.

Durch die Praxis lernen

Damit Teklay einen Einblick in die deutsche Baupraxis bekam, ging Bautechniker und Rathausmitarbeiter Adrian Okrey, der den jungen Eritreer während des Praktikums betreute, mit ihm verschiedene Baupläne durch.

»Wir haben uns zum Beispiel die Tiefgarage in der Ortsmitte auf dem Plan angeschaut und dann in der Realität.« Da Okrey im Büro vor allem Papier zu bearbeiten hat, schickte er seinen Praktikanten häufig mit den Kollegen vom Bauhof und mit Wassermeister Otto Grabmeier auf Tour. »Die größte Chance, hier in Deutschland in der Baubranche Fuß zu fassen, bekommt Berhane über die Praxis«, so Okrey. »Wenn er beim Tausch einer Wasseruhr mitanpackt oder bei einer GPS-Vermessung dabei ist, kann er sich in den nächsten Jahren ein Grundgerüst an Berufspraxis aufbauen; und er lernt weiter unsere Sprache und unsere Kultur kennen.«

Diese Ausflüge in die Praxis machten Teklay auch am meisten Spaß; vor allem die Ottobrunner Wasserversorgung beeindruckte ihn. »Wir haben die Brunnen besucht und ich habe mir Pumpen und Hydranten genauer angeschaut.«

Jobvermittlung für qualifizierte Flüchtlinge

Dass der Weg über die Praxis geht, dem stimmt auch Helmut Blank vom Helferkreis Neubiberg zu; er lernte Berhane Teklay im September 2015 gleich nach dessen Ankunft in der Traglufthalle kennen. Blank setzt sich seit Februar über den von ihm mitgegründeten Verein Arrive Institute (www.arrive-ev.de) für die Jobvermittlung vor allem qualifizierter Flüchtlinge ein.

Dabei hilft er bei der Erstellung der Bewerbungsunterlagen und vermittelt Kontakte zu möglichen Arbeitgebern. »Wir haben uns sehr gefreut, dass Berhane sich bei der Gemeinde bewerben konnte und dieses Praktikum bekommen hat«, so Blank. Dieses Praktikum könnte ein Sprungbrett werden. »Aber der größte Erfolg ist, dass Berhane seitdem wieder lacht.«

Am Ende des Praktikums bedankte sich Berhane Teklay bei den Kollegen für die freundliche, offene Atmosphäre. Der junge Eritreer arbeitete gerne im Rathaus. Für die Zukunft wünscht er sich, dass Eritrea eine Demokratie wird. Nur dann kann er wieder nach Hause; zu seiner Familie und seinen Freunden – und als Bauingenieur mit deutschem Know-how arbeiten. MO

Artikel vom 12.09.2016
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...