Schlag gegen Kartenbetrüger

Polizei kommt einem Verbrecher-Clan auf die Spur

München · Gegen Mitglieder eines Familienclans mit Hauptsitz in Marseille und London, die auch in München ihr Unwesen trieben, gelang der Polizei jetzt ein entscheidender Schlag.

Seit Anfang 2016 sind dem im Bereich Kartenbetrug ermittelnden Kommissariat 74 30 Taten bekannt, bei denen Münchner Bürgerinnen und Bürger geschädigt wurden. Bundesweit sind nach jetzigem Stand etwa 120 Fälle bekannt, die von Mitgliedern des Familienclans begangen worden sind. Die Täter erbeuteten bundesweit etwa 150.000 Euro.

Zu der Summe gelangten sie durch Trickdiebstahl mit EC-Karten samt Ausspähen der PIN-Nummern. Dabei waren alle Opfer zwischen 60 und 90 Jahre alt.

Durch die Angaben der Geschädigten sowie der Auswertung von Videoaufzeichnungen konnte ihr Vorgehen entlarvt werden. Hierbei gaben sie sich als ausländische Touristen aus, die Hilfe beim Abheben von Bargeld an Geldautomaten benötigten. Die Opfer sollten mit ihren eigenen Geldkarten am Geldautomaten zeigen, wie das Abheben funktioniert. Durch raffinierte Ablenkungstricks gelang es den Tätern dann die entsprechenden Geldkarten aus dem Automaten zu entfernen und sogar die PIN auszuspionieren. Unmittelbar danach hoben sie an einem anderen Geldautomaten Bargeld ab.

Beschuldigte in Untersuchungshaft

Das Vorgehen war dabei so professionell, dass den Opfern glaubhaft vorgespielt wurde, der Geldautomat weise eine Störung auf und ihre Geldkarte werde nicht mehr aus dem Automaten ausgegeben.

Durch eine akribische Auswertung von Videomaterial sowie der Zeugenvernehmungen kamen die Ermittler des Kommissariats 74 auf die Spur eines international agierenden Familienclans. Mit Trickdiebstählen an Geldautomaten, Trickdiebstähle von Schmuck aus Juweliergeschäften und betrügerisches Erlangen von Fahrzeugen finanziert sich diese Verbrecherorganisation ihren Lebensunterhalt. Ihr Sitz ist in London und Marseille von wo aus die »Clan-Mitglieder« gesteuert werden.

Dem Kommissariat 74 sind 21 Beschuldigte bekannt, die für nicht weniger als 120 Trickdiebstähle an Geldautomaten in Deutschland verantwortlich sind. Davon waren zehn Täter nach Deutschland gekommen, um die Straftaten auszuführen und die erbeuteten Geldbeträge per Soforttransfer nach Marseille oder London zu überweisen. Die anderen elf Mitglieder nahmen das Geld dort in Empfang. Von den zehn in Deutschland tätigen Dieben konnten mittlerweile sieben im In- und Ausland festgenommen werden.

Der Erfolg basiert auch auf der guten Zusammenarbeit mit den Polizeibehörden anderer EU-Länder und der effektiven Zielfahndung des Kommissariats 102.

Die Beschuldigten, mit Wohnsitz in Frankreich und England, wurden in Untersuchungshaft genommen und müssen sich wegen Computerbetrug, Bandendiebstahl und Ausspähen von Daten verantworten.

Artikel vom 08.09.2016
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