Glanz und Gloria

Zur Historischen Jagd- und Kutschengala nach Oberschleißheim

Historische Kutschen sind auch dieses Mal wieder bei der Jagd- und Kutschengala zu bestaunen.	Foto: G. Schubert, Bernried

Historische Kutschen sind auch dieses Mal wieder bei der Jagd- und Kutschengala zu bestaunen. Foto: G. Schubert, Bernried

Oberschleißheim · Rasant gerittene Jagden hinter der Meute, historische Kutschen, elegante Reiterinnen im Damensattel, schneidige Kavalleristen sowie klassisch-barocker Reiterformationen: Am Sonntag, 4. September, veranstaltet der Bayerische Reit- und Fahrverband (BRFV) wieder die Historische Jagd- und Kutschengala im barocken Schlosspark von Schleißheim.

Zusammen mit dem Schleppjagdverein von Bayern und dem Verein Fahrkultur und -sport im Pfaffenwinkel soll den Besuchern dann wieder ein stilvoller Ausflug in die Vergangenheit geboten werden. Schirmherr der Historischen Jagd- und Kutschengala ist Staatsminister Dr. Markus Söder MdL. Im Zuge des 850. Jubiläums der Stadt München fand die Gala erstmals 2008 statt, erinnert sich Dieter Rügemer (Gesamtleitung) vom Bayerischen Reit- und Fahrverband e.V. »Das hat so eingeschlagen, dass wir die Veranstaltung seitdem jedes Jahr machen.«

Das Pferd wird bei dieser Gala zum Mittelpunkt eines prächtigen Ensembles höfischer Architektur und Gartenbaukunst des 17. und 18. Jahrhunderts. Die ersten Wettbewerbe starten um 10 Uhr. Als Begleitprogramm zur Bayerisch-Tschechischen Landesausstellung Karl IV 2016/2017, soll die diesjährige Historischen Jagd- und Kutschengala besonders an die eleganten Formen pferdesportlicher Traditionen erinnern, die im 19. Jahrhundert in Böhmen und Mähren, vor allem in der Region um Pardubitz gepflegt wurden, heißt es vom Veranstalter. Zu den berühmten Parforce-Jagden und Jagdrennen traf sich jedes Jahr die vornehme Gesellschaft Europas. Diese Ereignisse wirkten stilbildend in der Gesellschaft der damaligen Epochen.

Neben den bayerischen Pferdesportlern werden deshalb auch tschechische Reiterinnen und Reiter auftreten und damit dem Publikum einen nachbarschaftlichen Beitrag zum Erhalt des »Kulturgutes Pferd« präsentieren. Die Vorführung einer hinter der Hundemeute gerittenen Jagd in den Alleen des Schlossparks, sollen die Zuschauer an eine anspruchsvolle Passion der bayerischen Kurfürsten und ihrer Hofgesellschaft erinnern. »Eine Passion, die Vergnügen und Fitnesstraining zugleich war. In den ausgedehnten Wäldern um München wurde ihr damals ausgiebig gehuldigt«, heißt es weiter. Die Jagdhornbläsergruppen »Anjagd« und »Bien-Aller de Baviere« begleiten die Jagdvorführungen in Schleißheim stilgerecht mit den Signalen ihrer Parforcehörner.

Der historische Kutschencorso mit traditionellen Pferdegespannen erinnere an die Fahrkultur von Adel und Bürgertum in den Zeiten vor dem Siegeszug des Automobils. Die Kutschen und Karossen sind entweder restaurierte originale Fahrzeuge oder originalgetreu nachgebaut. Ebenso ist auch die Anspannung der Pferde originalgetreu. Es werden Kutschen präsentiert, wie sie für Reisen, Ausflüge und sportliche Vergnügungen verwendet wurden. Kutscher, Beifahrer und Fahrgäste sind in der Mode der Zeit gekleidet, in der die jeweiligen Kutschen im Gebrauch waren. Mit der Kommentierung der einzelnen Gespanne durch einen Fachmann, erfährt der interessierte Zuschauer Einzelheiten über die vorgestellte »Oldtimer«. Zudem bewertet eine Kommission die historisch originalgetreue Gesamtdarstellung der einzelnen Kutschen sowie das fahrerische Können ihrer Lenker.

Die Präsentation der schon fast vergessenen Reitkukltur »Reiten im Damensattel« steht ganz im Zeichen der Bayerisch-Tschechischen Landesausstellung. Zusammen mit ihren tschechischen Gästen führen Mitglieder der Vereinigung »Reiten im Damensattel« vor, wie sich in früheren Zeiten die vornehme Damenwelt zu Pferd zeigte. Auch hier bewertet eine Kommission die historische Gesamtdarstellung von Reiterin und Pferd sowie das reiterliche Können der Damen.

Mit einem besonders farbenprächtigen historischen Schauprogramm wird auch bei der diesjährigen Jagd- und Kutschengala an die traditionsreiche Geschichte der Kavallerie erinnert. Auch diese Vorführungen stehen heuer ganz im Zeichen der Bayerisch-Tschechischen Landesausstellung. »Unterm Rautenbanner für Kurfürst und König« ist das Motto der originalgetreu uniformierten bayerischen Grenadiers à Cheval, Chevaulegers und Ulanen.

Als Intermezzo der Historischen Jagd- und Kutschengala werden auch heuer wieder Reitergruppen auf ihren im barocken Typ stehenden Pferden, die Besucher mit Quadrillen verwöhnen. Wieder dabei sind die eleganten Damen der Reitergruppe »Showpferde Allgäu«. Neu im Programm sind die »Freunde der iberischen Reitkunst"« und besonders gespannt darf man auf die von tschechischen Reiterinnen angekündigte Damensattel-Quadrille sein. Zu einer Darstellung jagdlicher Traditionen gehört natürlich die Beizjagd. Vor allem fürstliche Landesherren pflegten die Beizjagd mit großem Engagement. Erfreulicherweise erklärte sich daher der Deutsche Falkenorden Bayern dazu bereit, die diesjährige Historische Jagd- und Kutschengala mit einer entsprechenden Präsentation zu bereichern. An die modische Pracht und Eleganz der kurfürstlichen Epochen erinnern die Barockgruppen »Freunde von Schleißheim« und »Le Barokoko«. Entsprechend der Mode von Barock und Rokoko gekleidet, flanieren die Damen und Herren im Schlosspark.

Zur Unterhaltung des Publikums spielen die »Schleißheimer Schlosspfeifer« auf. Diese präsentieren sich in der Uniform des 2. Linien Infanterie Regiments Kurprinz von 1805, dessen Träger der spätere bayerische König Ludwig I. war.

Auf dem großen Kanal in der Mittelachse des Parks, zwischen Großer Fontäne und Schloss Lustheim, laden originale venezianische Gondeln zum Mitfahren ein. Gegen eine entsprechende Gebühr kann sich der Besucher als Mitglied einer kurfürstlichen Hofgesellschaft fühlen, die das historische Treiben im Park an sich vorbeigleiten lässt.

Die gemeinsame Schlussaufstellung aller Akteure im Parkett des Schlossparks, an den Kaskaden und Fontänen der Wasserspiele, soll zum Höhepunkt der Veranstaltung werden. »Das festliche Geschehen der Hofhaltung bayerischer Herrscher – von Kurfürst Max Emanuel und seiner kurfürstlichen und königlichen Nachfolgern – lebt wieder auf«, so der Veranstalter.

Jagden, Parkpromenaden und galante Stelldicheins – Höfische Vergnügungen im Spiegel des frühen Meißener Porzellans: Eine Führung durch die Meißner Porzellan-Sammlung Stiftung Ernst Schneider mit Dr. Gudrun Szczepanek findet ebenfalls am Sonntag, 4. September, ab 13 Uhr im Schloss Lustheim statt. Das »weiße Gold« Porzellan war im 18. Jahrhundert von einer Exklusivität, die sich fast nur der Adel leisten konnte. In den Motiven und Dekoren spiegelt sich deshalb auch die Vorstellungs- und Lebenswelt der hochgestellten Kundschaft wieder. Ein privilegiertes, allein dem Adel vorbehaltenes Freizeitvergnügen war die Jagd, die auch vielfach auf Meißener Porzellan thematisiert wurde – sei es in imaginierten Darstellungen exotischer Jagden in den frühen Chinoiserie-Dekoren oder als detailreiche Wiedergabe fürstlicher Jagden im europäischem Stil. Die Teilnahme an der Führung ist kostenlos; es gilt die Eintrittskarte in die Sammlung. Treffpunkt ist direkt in Schloss Lustheim.

Die Ausstellung kann zu den Öffnungszeiten Dienstag bis Sonntag (bis September) jeweils von 9 bis 18 Uhr besucht werden. Nähere Infos und das Programm im Detail gibt es unter www.jagd-kutschen-gala.de ch

Artikel vom 31.08.2016
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