Ernst bis heiter

Retrospektive des Künstlers Wolfgang Niesner im Neuperlacher Kunsttreff

Wolfgang Nieders Kupferstrich »Gezeiten« beinhaltet sämtliche Facetten der Arbeitsweise des Künstlers.	Foto: VA

Wolfgang Nieders Kupferstrich »Gezeiten« beinhaltet sämtliche Facetten der Arbeitsweise des Künstlers. Foto: VA

Neuperlach · Einen Querschnitt des künstlerischen Schaffens von Wolfgang Niesner gibt es vom 23. September bis 3. Oktober in der ehemaligen Stadtbücherei im Quiddezentrum zu sehen.

Mit Zeichnungen, Druckgraphik, Malerei und Scherenschnitten erhält man einen Einblick in die Vielseitigkeit des zuletzt in Neuperlach ansässigen Künstlers. Wolfgang Niesner (1925 – 1994) zeitlebens ein hochbegabter und begeisterter Zeichner bediente sich neben Radierung und Holzschnitt der heute selten gewordenen Techniken Kupferstich und Schabkunst, die er meisterhaft beherrschte.

Seit 1970 sind seine Arbeiten zwar stark vom Existenzgefühl und Erleben seiner Umgebung in einer Trabantestadt geprägt und er befasste sich mit den Wechselwirkungen zwischen menschlich-organischer Körperform einerseits (meist Köpfe und Liegende) und Architekturgebilden andererseits, aber sie reflektieren auch darüber hinaus weisende, mehrschichtig ausdeutbare Gegenwartserfahrungen. Im weitesten Sinn ging es Niesner um Antwortversuche auf die Herausforderungen einer an Schönheit wie Schrecken, Höhen und Tiefen überreichen Zeit.

Doch finden sich in seinem Werk auch lebendige, humorvolle Schilderungen aus dem täglichen Leben und von Reisen unter anderem nach Paris, Cornwall, Irland, Canada, Tessin. Einen Nebenzweig seines vielfältigen Schaffens stellen auch die Scherenschnitte mit satirisch- grotesken und zeitkritischen Inhalten dar, von denen einige in dem in den fünfziger Jahren wieder aufgelebten »Simplicissimus« zur Veröffentlichung kamen. In Ihnen ging es Niesner wohl um eine Art Ausbalancierung ähnlich der Wirkung des Satyrspiels, das die von der griechischen Tragödie erschütterten Besucher wiederversöhnt in den Alltag entließ.

Wolfgang Niesner schrieb einmal: »Bildnerische Arbeit ist mir ein Hilfsmittel, Wirklichkeit präziser zu erfassen, mein Wahrnehmungsvermögen ständig zu schärfen und Antworten auf Zeiterscheinungen und Zustände zu geben. Vorzugsweise bediene ich mich des gezeichneten, radierten, gestochenen, geschabten, gemalten oder auch in Papier geschnittenen Bildes, dessen Möglichkeiten als Registrier-,Kontroll- und Projektionsinstrument mir ausreichend brauchbar und keineswegs überholt oder durch ein anderes Mittel ersetzbar erscheint.«

Die Ausstellung wird am Freitag, den 23. September von seiner Witwe, Friederike Niesner eröffnet. Sie bringt zur Vernissage ein Bilderrätsel mit: die Besucher dürfen die auf einer Radierung dargestellten Künstler erraten – who is who – und können damit an einer Verlosung teilnehmen, die bei der Vernissage, am Montag den 3. Oktober um 18 Uhr statt findet. Dazwischen ist die Werkschau Donnerstag bis Montag jeweils von 15 bis 19 Uhr geöffnet.

Artikel vom 29.08.2016
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