Heimlich, still und leise

Die früheren geheimen Schmuggelwege über die Alpen

Oft wurden Frauen eingesetzt, um das Schmuggelgut über die Grenze zu bringen, diese durften von männlichen Grenzern nicht entkleidet und durchsucht werden.	F: D. Schnöpf

Oft wurden Frauen eingesetzt, um das Schmuggelgut über die Grenze zu bringen, diese durften von männlichen Grenzern nicht entkleidet und durchsucht werden. F: D. Schnöpf

Schliersee · Es gibt ein paar Berufsstände, die für sich behaupten der älteste Beruf der Welt zu sein. Dazu gehören neben Müller und Zimmerer unter anderem auch Steinmetze, Korbmacher und Gastwirte. Ich will mich da gar nicht einmischen, nur soviel, Schmuggler gibt es wohl ähnlich lange.

Denn immer wenn Waren irgendwo hergestellt wurden, waren sie andernorts knapp und begehrt. Den Handel kontrollierten die jeweiligen Herrscher und verdienten kräftig mit, bis heute. Deshalb gab es natürlich seit jeher Menschen, die die offiziellen Handelswege umgangen haben und Waren schmuggelten. Auch an den bayerischen Grenzen blühte das Schwärzen, wie man auch sagt, egal ob nach Böhmen oder Österreich. Gerade bei uns in den Alpen bot das unwegsame Gelände große Möglichkeiten sich zu verbergen und somit von den Grenzpolizisten nicht erwischt zu werden. Geschmuggelt wurde fast alles. Verbote befeuerten dies. Als es im 17. Jahrhundert ein Einfuhrverbot für Salz nach Böhmen gab, wurde es dort zum Schmuggelgut Nummer eins. In Österreich hingegen war der bayerische Schnupftabak, der Brasil, sehr begehrt. Auch Lebensmittel oder Braugerste waren zeitweise gefragte Schmuggelgüter.

Dauerhaft hoch im Kurs stand natürlich der Alkohol, meist in Form von Schnaps. Mit viel Aufwand wurden die Fässer über die Berge gebracht, teils mit Lasttieren, denen man Tücher um die Hufe wickelte, um die Schrittgeräusche zu dämpfen. Die Schmuggler und die Grenzer waren in ihrem Geschäft beinahe in eine Art sportlichen Wettkampf verwickelt. Denn meist kannten sich die Betreffenden in den kleinen Grenzorten ganz gut und saßen nicht selten beim gleichen Wirt zusammen. Manchmal wetteten die Schmuggler sogar mit den Grenzern. Beide Gruppen feilten an ihren Vorgehensweisen und die Schmuggler waren sehr kreativ in der Auswahl ihrer Methoden. Es ging sogar soweit, dass Schmuggelgut in Särgen über die Grenze geschafft wurde, da es als Leichenfrevel galt einen Sarg zu öffnen und es somit lange dauerte, bis der erste Schmuggel dieser Art aufflog. Es gibt auch Berichte über kleinere Viehherden, die in einer grenznahen Kirche vor den Zöllnern versteckt wurden. Man merkt, die Schmuggler kannten auch in Sachen Gottesfurcht keine Grenzen. Ein weiterer Trick war Frauen über die Grenze zu schicken, die sich das Schmuggelgut unter ihre Kleider banden. Ein männlicher Grenzer durfte keinesfalls eine Frau entkleiden, um sie zu durchsuchen. Doch die Gendarmen waren auch nicht auf der Brennsuppe dahergeschwommen, wie es so schön heißt. So ist eine Geschichte überliefert, bei der eine Frau eine größere Menge Schweinefett schmuggelte, das sie sich um den Bauch gebunden hatte.

Die Grenzer bemerkten wohl die unnatürliche Leibesfülle, konnten die Frau jedoch nicht einfach entkleiden. Sie nahmen sie angeblich mit auf ihre Zollstation und setzten sie direkt neben den Ofen. Das Fett schmolz in der Wärme und als es die Kleidung der Frau durchweichte, musste sie ihre Tat gestehen. Auch in der Nähe unseres Freilichtmuseums in den Schlierseer Bergen gab es Schmugglerpfade und einige Geschichten werden heute noch erzählt. Bei uns im altbayerischen Dorf wird allerdings nichts geschmuggelt, bei uns geht alles mit rechten Dingen zu. Aber Sie können in unserer Schnapsbrennerei oder der Brauerei hautnah erleben, wie die einstmals beliebtesten Schmuggelgüter hergestellt werden. Und natürlich kann das Bier auch in unserem gemütlichen Biergarten probiert oder in der Flasche mit nach Hause genommen werden. Ganz legal. Besuchen Sie uns im altbayerischen Dorf und tauchen Sie ein in eine längst vergangene Zeit inmitten der Schlierseer Berge.

Ihr Markus Wasmeier

Artikel vom 04.08.2016
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