Beklemmende Drogenwelt

Schwabing · Vernissage in der Alexander Tutsek-Stiftung

Von Janusz Walentynowicz stammt dieses Exponat aus der Ausstellung »Life is not a Beach.«	Foto: ATS

Von Janusz Walentynowicz stammt dieses Exponat aus der Ausstellung »Life is not a Beach.« Foto: ATS

Schwabing · Zur aktuellen Ausstellung »Life is not a beach« bietet die Alexander Tutsek-Stiftung in der Karl-Theodor-Straße 27 am Donnerstag, 4. August um 16 Uhr eine thematische Führung an.

Sie widmet sich hauptsächlich den Fotografien von Matthieu Gafsou und geben einen Einblick in die beklemmende Welt von Drogenabhängigen. Die Führung vermittelt die künstlerischen und technischen Hintergründe der Arbeiten.

Unter dem Titel »Life is not a Beach« werden damit die Schattenseiten des Lebens thematisiert. Der Fotograf Gafsou dokumentiert sie in seinen 30 Fotografien auf eine authentische, gleichzeitig auch poetisch-achtsame Weise. Die 20 Skulpturen, der zweite Schwerpunkt der Ausstellung, sind aus dem alltäglichen und doch vielschichtigen Material Glas sowie Mixed Media gefertigt. International bekannte Kunstschaffende (Philip Baldwin & Monica Guggisberg, Mona Hatoum, Silvia Levenson, Janusz Walentynowicz und weitere), sowie Nachwuchskünstler ergründen in ihren unterschiedlichen Arbeiten tiefsinnig die generellen Ängste, sowie die inneren und äußeren Konflikte der Menschen.

Die Fotografien des Schweizers Gafsou stammen aus dem Projekt »Only God Can Judge Me.« Durch den Einsatz verschiedener formaler Herangehensweisen dokumentiert er das Leben von Abhängigen nüchtern und zugleich einfühlsam. Seine würdevollen Portraits langjähriger Drogenabhängiger mit ihren gezeichneten Gesichtern personalisieren eindrucksvoll ein gesellschaftliches Problem. Mit Stillleben fängt er ihren widersprüchlichen Lebensraum ein. Dokumentarisch-harte Nahaufnahmen von Drogenpäckchen, Gebrauchsutensilien, aseptischen Spritzräumen, Überwachungskameras und ähnlichem geben einen unmittelbaren Eindruck vom täglichen Daseinskampf Abhängiger. Die poetisch anmutenden Fotografien nächtlicher Schauplätze von Szene-Treffpunkten lassen den Betrachter dagegen die begehrenswerte Seite des Rauschs erahnen.

Matthieu Gafsou (geboren 1981) studierte Fotografie an der School of Applied Arts in Vevey und machte seinen Master an der University of Lausanne. Seine Fotografien werden in verschiedenen Ausstellungen in den USA und Europa gezeigt und sind in zahlreichen Sammlungen vertreten. 2009 wurde er mit dem »Prix de la fondation HSBC pour la photographie« ausgezeichnet. Er lebt in Lausanne wo er an der dortigen University of Art and Design lehrt.

Die Skulpturen internationaler Künstlerinnen und Künstler interpretieren das Thema der Ausstellung in einem weiteren Material. Das tiefe Tal der Depression wird durch einen ein Meter großen dunkelblauen Glas-See abstrahiert (Maria Lugossy) und durch eine erstarrt sitzende Figur (Janusz Walentynowicz) angesprochen. Die gläsernen bis ins Innerste sichtbaren Viren von HIV und Ebola thematisieren die Angst vor unheilbaren Krankheiten (Luke Jerram). Ein junger Fuchs in Mädchenkleidern führt drastisch die inneren und äußeren Schäden, die Kinder und Jugendliche erfahren können vor Augen (Silvia Levenson). Die Trostlosigkeit, die der Versuch, Probleme mit Suchtmitteln zu lösen, hinterlässt, zeigt eine 2,50 Meter große Installation aus Flaschenhälften (Mona Hatoum). Das Werk eines Japaners (Shige Fujishiro) macht mit einer aus Glasperlen karikierten Chanel-Einkaufstüte auf die Probleme Obdachloser aufmerksam.

Die Ausstellung dauert noch bis zum 2. September. Öffnungszeiten sind Dienstag bis Freitag von 14 bis 18 Uhr, Feiertags ist geschlossen.

Zu dem Projekt von Matthieu Gafsou ist im Kehrer Verlag ein Buch erschienen: Matthieu Gafsou, Only God Can Judge Me, € 39,90.

Artikel vom 01.08.2016
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