»Essen auf Rädern«

Gespräch mit dem jungen Norweger James Cleven

James Cleven ist für die NBH Vaterstetten mit »Essen auf Rädern« unterwegs.	Foto: NBH

James Cleven ist für die NBH Vaterstetten mit »Essen auf Rädern« unterwegs. Foto: NBH

Vaterstetten · James Cleven (19) ist ein sympathischer junger Mann, schlank und sportlich. Er spricht fließend Englisch, Norwegisch und wunderbar Deutsch, studiert Umweltschutz in USA und steckt jetzt mitten in einem Praktikum bei der Nachbarschaftshilfe Vaterstetten (NBH).

Eine mindestens interessante Konstellation. Jetzt ist ein Drittel seiner Praktikumswochen vorbei. Zeit genug für erste Eindrücke und eine Zwischenbilanz. Ein kurzes Gespräch.
NBH: Ganz wichtig: Interessieren Sie sich für Fußball? Die EM 2016 läuft!
James Cleven: Ja. Ich bin ein Fan und war so enttäuscht, als die norwegische Mannschaft sich nicht qualifizieren konnte. Ich bin in Lillehammer geboren und aufgewachsen. Schade, dass das norwegische Team nicht dabei ist. Aber ich schaue mir gern die Spiele der anderen Mannschaften an.
Sie sind mit »Essen auf Rädern« unterwegs, machen soziale Arbeit. Ergänzt das Ihre Ausbildung?
Ja. Menschen zu helfen ist immer relevant, wenn man eine Ausbildung macht. Ich studiere am St. Olaf College in Northfield / Minnesota Umweltschutz und will später in der Stadt- und Regionalplanung arbeiten. Da ist es sehr interessant, andere Menschen, Gesellschaften, Städte und Gemeinden kennenzulernen.
Muss man Northfield kennen?
Das ist eine kleine Stadt im Süden von Minneapolis, gegründet im späten 19. Jahrhundert. Northfield ist legendär, weil die dortige First National Bank einmal von Jesse James und seiner Bande überfallen wurde. Die Bürger verteidigten ihre Stadt und konnten die Gangster vertreiben. Außerdem stammt eine hier in Deutschland erfolgreiche Schriftstellerin aus Northfield: Siri Hustvedt.
Was erleben Sie täglich in Baldham und Umgebung?
Viel. Und jeder Tag verläuft unterschiedlich. Das gefällt mir besonders. Ich hatte bisher noch nie so viele Begegnungen mit älteren Menschen wie hier. Das ist neu für mich. Ich bewege mich sonst mehr unter Gleichaltrigen.
Was passiert bei Ihren Kontakten mit den Senioren?
Viele sind froh, mich zu treffen und dankbar für das Mittagessen, das ich bringe. Und viele erzählen mir gern Geschichten aus ihrer Vergangenheit, weil sie merken, dass ich sie gut verstehen kann, obwohl ich Amerikaner bin. Ich lerne viel. Und ich komme ins Grübeln. Ich frage mich, wie es mir ergehen wird, wenn ich alt bin. Wie wird meine Pflege in USA aussehen?
Das ist sympathisch weitsichtig für einen so jungen Mann. Genießen Sie auch Ihre Zeit jetzt und hier in Bayern?
Oh ja. München ist wunderbar. Ich erkunde die Stadt. Demnächst kommt mein Vater für ein paar Tage zu Besuch aus Minnesota. Das ist ein Bundesstaat im weiten Mittleren Westen der USA. Wie haben uns vorgenommen, einen Berg in den Alpen zu besteigen. Ein Kontrastprogramm.
Klingt großartig. Sie wollten offenbar bewusst für Ihr Praktikum nach Deutschland, zumal Sie prima Deutsch sprechen?
Ich habe mich bei Dr. Günter Seefeldt und seiner Organisation »International Cooperative Education« beworben und das Angebot für München bekommen. Da habe ich nicht gezögert. Deutsch habe ich in USA bei einem sehr engagierten Lehrer gelernt, für den die Sprache sein Leben war. Davon profitiere ich jetzt sehr. Ich will mich auch noch verbessern.
Gibt es ein Wort für Nachbarschaftshilfe auf Norwegisch?
Ja: Nabolagshjelpen.
Dann wünschen wir Ihnen viel Spaß beim Fußball und Wandern und bei der weiteren Arbeit mit der »Nabolagshjelpen«.
Danke. Ich bin gespannt, was ich noch erleben werde und wer Europameister wird.

Artikel vom 05.07.2016
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