Füreinander – Miteinander

Schwabing · Ein Nikolaus, der einen Scheck über 4.044,50 DM mitbringt – so etwas gibt es wohl nur im Märchen... und am Schwabinger Sophie-Scholl-Gymnasium (SSG).

Bei einer vorweihnachtlichen Feier, im Beisein des heiligen Nikolaus, konnte Schulleiterin Johanna Mehler den Scheck überreichen. Er ging an das Asylbewerberheim an der Waldmeisterstraße. Natürlich hat der Nikolaus das Geld nicht selbst aufgebracht. Es wurde ihm von vielen kleinen und großen »Englein« aus dem SSG zugetragen oder besser gesagt: »erlaufen«. Wie die Schwabinger Seiten im Oktober berichteten, fand damals ein Sponsorenlauf an der Schule statt.

Den Teilnehmerinnen wurde pro gelaufenem Kilometer ein bestimmter Betrag gezahlt, den ein Spender zuvor vertraglich zugesichert hatte. »Besonders begehrte Sponsoren waren die Lehrer«, erzählt Schulleiterin Mehler. »Die Schülerinnen rannten bis zum Umfallen, damit die Lehrer kräftig berappen mussten.«

So kam die stattliche Geldsumme zusammen. »Wir waren wirklich sprachlos«, sagt Barbara Nottebrock, die Leiterin des Asylbewerberheims. Sie ist zusammen mit einigen Asylbewerberinnen ins SSG gekommen, um den Scheck entgegenzunehmen. Die Frauen aus Afghanistan, Kongo und dem Kosovo haben ihre Kinder mitgebracht. Die Kleinen sind zuerst etwas verschreckt wegen der rund 800 Schülerinnen, die sich in der Aula versammelt haben, doch bald trocknen die Krokodilstränen.

»Das Geld werden wir u.a. für unsere Weihnachtsfeier verwenden«, erklärt Barbara Nottebrock. »Außerdem werden wir Kinokarten und MVV-Fahrkarten kaufen. Das können sich die Leute mit 80 DM Taschengeld im Monat kaum leisten.« Die Schülerinnen des SSG engagieren sich auch über die Geldspende hinaus für das Asylbewerberheim. Mädchen der 9. und 10. Klassen geben den ausländischen Schulkindern Nachhilfeunterricht und die Chefredakteurin der Schülerzeitung, Birgit Sprinz, hat im Advent eine Sammelaktion für Elektrogeräte gestartet.

Doch damit ist das soziale Engagement des SSG noch nicht erschöpft. Schon seit 17 Jahren unterstützt die Schule ein Kinderheim in Chile, dem auch dieses Jahr wieder der Erlös einer Kuchen-Aktion zufließt. Außerdem hat die Schule die Patenschaft für drei Kinder aus Guatemala, Indien und Uganda übernommen.

Bei soviel Einsatz greifen der Nikolaus und die Schulleitung tief in den Geschenkesack. Neben adventlichen Lecker-eien gibt es Kalender für die Jüngeren und Spinde für die Älteren sowie im nächsten Jahr ein komplett modernisiertes Schulhaus. rme

Artikel vom 13.12.2001
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