Mehr ist weniger

Münchner Polizei stellt Sicherheitsreport 2015 vor

Die Zahl der Wohnungseinbrüche im Bereich des Polizeipräsidiums München ist im vergangenen Jahr um 22,7 Prozent zurückgegangen.	Foto: www.polizei-beratung.de

Die Zahl der Wohnungseinbrüche im Bereich des Polizeipräsidiums München ist im vergangenen Jahr um 22,7 Prozent zurückgegangen. Foto: www.polizei-beratung.de

München · Ein dicker roter Pfeil zeigt senkrecht nach oben. Daneben steht ein Satz, der besorgniserregend klingt, doch man muss ihn einordnen können: »Starker Anstieg der Gesamtstraftaten um +18,7% auf 145.584 Delikte«. Es ist der erste Satz in der Zusammenfassung des Sicherheitsreports 2015, den das Polizeipräsidium München jetzt vorgestellt hat.

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Trotz des starken Anstiegs sei München nach wie vor die sicherste der vier Millionenstädte in Deutschland, wahrscheinlich auch die sicherste Millionenstadt in Europa und weltweit, wie Polizeipräsident Hubertus Andrä meint. »Die in der Statistik erfassten Taten nach dem Aufenthaltsgesetz, die ja fast ausnahmslos im Zusammenhang mit der Ankunft der Flüchtlinge in München stehen, können bei der Bewertung der Sicherheitslage unberücksichtigt bleiben«, erklärte Andrä.

Die bloße Anwesenheit der Flüchtlinge stelle an sich keine Gefährdung dar. Lasse man diese Zahl unberücksichtigt, so sei die Anzahl der Gesamtstraftaten 2015 in München um 4,2 Prozent auf 104.134 zurückgegangen – und das, während die Bevölkerungszahl seit Jahren kontinuierlich steige.

Die weiteren Eckwerte des Sicherheitsreports stuft die Münchner Polizei weitgehend positiv ein. Die Straßenkriminalität sei zurückgegangen (-11,5%), die Gewaltkriminalität ebenfalls (-1,9%) und – dem allgemeinen Trend entgegengesetzt – auch die Zahl der Einbrüche. Fast ein Viertel weniger Fälle wurden hier im Vergleich zu 2014 registriert, während bundesweit die Fallzahlen zunehmen. »Vor allem als sehr hilfreich hat sich die Zusammenarbeit mit osteuropäischen und den Balkanstaaten im Rahmen des ›Danube Property Crime Project‹ erwiesen«, so der Polizeipräsident. In diesem Projekt sei die polizeiliche Zusammenarbeit mit Österreich, Bulgarien, Rumänien und Serbien deutlich verbessert und der Informationsaustausch intensiviert worden.

Die Bekämpfung des Wohnungseinbruchs habe nach wie vor höchste Priorität. Die Münchner Polizei muss sich jedoch auch mit einem anderen Bereich intensiver befassen: den Betrugsdelikten. Die Fallzahlen sind hier stark angestiegen, in den meisten Fällen handle es sich jedoch um Erschleichen von Leistungen, also Schwarzfahren. Viel schwerwiegender ist der Enkeltrickbetrug, eine Masche, mit der seit Jahren vorwiegend ältere Menschen dazu gebracht werden, große Bargeldsummen oder Schmuck an ihnen unbekannte Personen auszuhändigen, die zuvor das Vertrauen der Opfer erschlichen haben. Im vergangenen Jahr habe die Münchner Polizei 821 derartige Fälle registriert. Zwar sei der Betrug in nur 20 Fällen tatsächlich erfolgreich gewesen. Damit sei jedoch ein finanzieller Schaden von rund 600.000 Euro angerichtet worden. Dennoch ist Andrä optimistisch. Die Fallzahlen seien stark zurückgegangen, nachdem die Zusammenarbeit in einer gemeinsamen Ermittlergruppe mit polnischen Beamten zu mehreren Festnahmen geführt habe.

Politisch motivierte Kriminalität von links und rechts nimmt zu

Die grundsätzlich positive Entwicklung der Fallzahlen in München wird erheblich getrübt durch die Zunahme der politisch motivierten Kriminalität, und zwar sowohl von links als auch von rechts. »Unser wachsames Auge gilt allen Bereichen des Extremismus«, betonte Andrä. Das wachsame Auge muss dabei in erster Linie montags in der Innenstadt hinschauen. Denn die Gewaltdelikte von beiden Seiten stünden häufig in direktem Zusammenhang mit den PEGIDA-Demonstrationen.

Die linke Seite versuche die Versammlungen zu stören, was die Polizei verhindern müsse, weil diese Zusammenkünfte behördlich genehmigt seien. Umgekehrt registriert die Polizei auch von rechts mehr Gewaltdelikte im Zusammenhang mit den PEGIDA-Veranstaltungen. »Mit Sorge betrachten wir die Tatsache, dass sich unter den Versammlungsteilnehmern regelmäßig uns bekannte Rechtsextreme aufhalten«, sagte der Polizeipräsident bei der Vorstellung. »Die Verbindung von PEGIDA zu den stadtbekannten Neonazis ist vorhanden. Auch Propagandamittel der NPD kommen hier zum Einsatz.«

Aus seiner Sicht sei es sehr erfreulich und bemerkenswert, dass »die Hetzkampagnen der rechten Szene« in München in der Bevölkerung zu keiner erkennbaren Resonanz geführt hätten.

Der Sicherheitsreport 2015 ist auch online abrufbar unter www.polizei.bayern.de/muenchen ( Kriminalität | Statistik). Von Carsten Clever-Rott

Artikel vom 13.05.2016
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