Der schmerzliche Verlust eines Heiligtums

Wird die Dobelkapelle in Grafing nach dem Brand wieder neu errichtet?

Die Dobelkapelle fiel den Flammen zum Opfer.	 	F.: Museum der Stadt Grafing

Die Dobelkapelle fiel den Flammen zum Opfer. F.: Museum der Stadt Grafing

Grafing · In der Nacht vom 15. auf den 16. April brannte aus bislang ungeklärter Ursache die sogenannte Dobelkapelle in Grafing nieder.

Von weiten Teilen der Bevölkerung wurde die Kunde vom Brandunglück mit großer Betroffenheit aufgenommen, war doch der kleine hölzerne Sakralbau am südlichen Ortsrand vielen Grafingern eine liebgewordene Wegmarke bei ihren Spaziergängen in den nahen Dobel-Wald, die Gelegenheit zum meditativen Innehalten oder für ein stilles Gebet bot. Der Untergang der kleinen Kirche, die vom Rad- und Kraftfahrerverein Solidarität Grafing alljährlich als Modell bei der örtlichen Leonhardifahrt mitgeführt wird, gibt Anlass, einen Blick zurück auf die traditionsreiche Geschichte des Heiligtums zu werfen. Der Stifter der ersten Dobelkapelle war ein gewisser Trometer, Irlbauer von Oberelkofen. In seinem Erscheinungsbild glich das Kirchlein, das mit einem von dem Maler Neumaier geschaffenen Muttergottesbild ausgestattet war, einem Sommerhäuschen.

Als das Heiligtum baufällig wurde, ließ es die nach Grafing verwandte Sophie Stadler aus Weyarn im Jahre 1870 an selbiger Stelle durch eine neue Holzkapelle mit zierlichem Spitztürmchen ersetzen. Aus der Grafinger Marktkirche, aus der damals die Seitenaltäre entfernt wurden, erhielt der Sakralbau eine Figur der Schmerzhaften Muttergottes. Nach dem Tod der Stifterin übernahm der Grafinger Färber Egid Daxenberger die Betreuung der Kapelle. Unter Mithilfe des Katholischen Gesellenvereins Grafing versetzte dieser um 1910 eine aus seinem eigenen Garten stammende Holzkapelle an den Platz der inzwischen marode gewordenen und deshalb abgebrochenen Dobelkapelle am Waldesrand.

Auf Betreiben des Grafinger Kunstschreiners Ernst Bauer, eines Enkels des Egid Daxenberger, wurde das im neugotischen Stil gehaltene Kirchlein 1951 mit Erlaubnis der Graf Rechbergschen Gutsverwaltung auf eine Lichtung mitten im Dobelwald überführt, um ihr dort wieder die durch die Bebauung der Nachkriegszeit verlorengegangene Abgeschiedenheit und Ruhe zurückzugeben. Aus Sicherheitsgründen brachte man allerdings die Schmerzhafte Muttergottes in die Marktkirche zurück und ersetzte sie durch eine Altöttinger Madonna. Von Rowdies stark beschädigt und angezündet, wurden 1984 die noch verbliebenen Reste des Heiligtums abgebrochen und ein Neubau am ursprünglichen Standort beschlossen. Nach Skizzen des Grafinger Heimatkundlers Hans Kießling entstanden Baupläne, die in der Folge auf der Basis einer Holzspende der Straußdorfer Firma Schindecker vom Städtischen Bauhof Grafing in einem Kapellenneubau umgesetzt wurden.

Bereits 1985 konnte die so rasch wiedererstandene Dobelkapelle von Stadtpfarrer Norbert Klug in einem feierlichen Rahmen geweiht werden. Die Betreuung des Sakralbaues übernahm nunmehr die Arbeitsgemeinschaft für Heimatkunde Grafing. Angesichts einer solchen Traditionslinie nimmt es nicht wunder, dass nach dem ersten Schock und der Trauer ob der Zerstörung der Dobelkapelle sich die Stimmen mehren, die den Wunsch nach einer neuerlicher Errichtung des Kirchleins zum Ausdruck bringen; ein Ansinnen, dem sich wohl kaum einer versagen mag. Bernhard Schäfer

Artikel vom 28.04.2016
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