Veranstaltung der Ottobrunner SPD

Ottobrunn · Flüchtlinge im Gespräch

Samba (r.) aus dem Senegal erzählte aus seinem Leben. Die stellvertretende Landrätin und Moderatorin des Abends, Annette Ganssmüller-Maluche, und Rony aus Syrien hörten aufmerksam zu.	Foto: privat

Samba (r.) aus dem Senegal erzählte aus seinem Leben. Die stellvertretende Landrätin und Moderatorin des Abends, Annette Ganssmüller-Maluche, und Rony aus Syrien hörten aufmerksam zu. Foto: privat

Ottobrunn · Mit Flüchtlingen reden, statt über sie – das hatte sich die Ottobrunner SPD vorgenommen und dafür vier Flüchtlinge (die nur beim Vornamen genannt werden wollten), zwei Helferinnen und interessierte Bürger in den Ratssaal des Wolf-Ferrari-Hauses eingeladen.

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Rund 200 Ottobrunner kamen und ließen sich von Samba aus dem Senegal, Rony aus Syrien, der Iranerin Hoda und Naser aus Jordanien über ihre Fluchtgründe, ihr Leben hier und ihre Zukunftsträume erzählen.

»Ottobrunn, ein warmer Ort«

Die Schicksale der vier, die sich den Fragen von Vizelandrätin und Moderatorin Annette Ganssmüller-Maluche stellten, sind ganz unterschiedlich. Während der 38-jährige Samba noch mitten im Asylverfahren steckt und bei einer Gartenbaufirma arbeitet, wird der 42 Jahre alte Religionswissenschaftler und Salafismus-Experte Naser demnächst im Auftrag des Bayerischen Kultusministeriums Islamunterricht an Schulen anbieten. Die 30-jährige Hoda, die im Iran Geschichte und Erziehungswissenschaften studierte und aus politischen Gründen flüchten musste, macht gerade eine Ausbildung zur Erzieherin in einem Ottobrunner Kindergarten. Rony wird in einer großen Hotelkette zum Hotelfachmann weitergebildet. Der 27-jährige Syrer, dessen christliche Familie von den Terroristen des IS vertrieben wurde, spricht nach dreieinhalb Jahren in Deutschland nahezu perfekt deutsch. »Ottobrunn ist vom Gefühl her ein sehr warmer Ort«, schilderte er. Der Helferkreis Asyl hat ihm geholfen, eine Wohnung zu finden. Seit 2015 sind auch seine Eltern und sein Bruder in Deutschland; sie leben in Hessen.

Viele Formulare

Claudia Bernardoni, ehrenamtliche Sprecherin des Helferkreises, und Diakonin Ursula Zenker, die sich besonders um minderjährige Flüchtlinge kümmert, referierten zur Situation der Flüchtlinge in Ottobrunn und Umgebung. Immer wieder müssen sie ihren Schützlingen helfen. »Der Weg zum Mitglied in unserer Gesellschaft ist mit Formularen gepflastert«, seufzte Bernardoni.

Keine Fremdenfeindlichkeit

Übereinstimmend berichteten die vier Flüchtlinge, dass sie bislang keinerlei Erfahrungen mit Fremdenfeindlichkeit gemacht hätten. Samba lobte vor allem seinen Chef und dessen Frau: »Sie sind nette Leute, die mir sehr helfen.« Auch Hoda hat sich gut eingelebt. Am herausforderndsten war für sie die Umstellung auf das deutsche Zeitgefühl: »Diese Pünktlichkeit, diese Genauigkeit, alles ist exakt. Im Iran sehen wir das ganz locker«, sagte sie unter dem Gelächter der Zuhörer, unter denen sich auch Bürgermeister Thomas Loderer befand. Und Rony freute sich sogar über einen Zehn-Euro-Strafzettel für das Missachten einer roten Fußgängerampel: »Hier gibt es Recht und Gesetz, das ist so positiv!« Bei der anschließenden Fragerunde im Publikum ging es immer wieder darum, wie man mit Flüchtlingen in Kontakt kommen könnte – einfach so, »auf eine Apfelschorle«. Bernardoni meinte, der Helferkreis Asyl sei offen für Initiativen. Ulrich Meyer / MO

Artikel vom 20.04.2016
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