Rettung gescheitert

Die Buden am Wiener Platz werden abgerissen – bis auf das Fisch-Häusl

Bezirksausschuss und Bürger zogen an einem Strang, um die Standl am Wiener Platz vor dem Abriss zu retten, leider erfolglos.	Foto: js

Bezirksausschuss und Bürger zogen an einem Strang, um die Standl am Wiener Platz vor dem Abriss zu retten, leider erfolglos. Foto: js

Haidhausen · Die Rettung des Wiener Marktes in seiner bisherigen Gestalt ist gescheitert. Rund 8.000 Bürger hatten sich im vergangenen Jahr an einer Unterschriftenaktion der Standbetreiber zum Erhalt der Buden beteiligt.

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Nach dem Konsensverfahren am vergangenen Samstag steht nun fest: Die Häuschen werden abgerissen und durch Neubauten ersetzt. Die Vorsitzende des Bezirksausschusses Au-Haidhausen (BA 5), Adelheid Dietz-Will (SPD), fürchtet, dass damit ein beliebter Treffpunkt im Viertel verloren gehen könnte.

»Von diesem Konsensverfahren bin ich sehr enttäuscht«, klagt Dietz-Will. Bis zuletzt hatte die Stadtteilpolitikerin gehofft, den Abriss der Marktstände am Wiener Platz verhindern zu können. Eine Sanierung der Buden, wie sie vom BA gefordert worden war, habe aber gar nicht zur Debatte gestanden bei dem Treffen, an dem Vertreter der Standbetreiber, der Markthallen München GmbH, der Stadt und des BAs sowie der Anwohner anwesend waren.

Statt dessen sei es nur noch darum gegangen, wie die Neubauten der Buden künftig auf dem Platz angeordnet werden könnten. Vorgestellt worden seien Lösungen mit zwei oder drei Pavillons, in denen jeweils mehrere Stände untergebracht werden sollen. Eine mehrheitliche Zustimmung sei jedoch für keine der Varianten gewonnen worden.

Unangetastet bleiben soll lediglich das denkmalgeschützte Fisch-Häusl an der nordöstlichen Ecke des Marktes – allerdings ohne seine Anbauten. Die Betreiberin Sabine Grede, die dort Fisch, Meeresfrüchte und andere Köstlichkeiten anbietet, wird deshalb mit ihrem Stand dort ausziehen müssen.

Die Standbetreiber, die namentlich nicht genannt werden möchten, gehören zu den Initiatoren der Unterschriftenaktion, mit der sich die Standbetreiber im vergangenen Sommer gegen den geplanten Abriss gewehrt hatten. Inzwischen haben sich jedoch bei den Besitzern der kleinen Läden zwei Gruppierungen gebildet. Ein Teil von ihnen wünscht sich weiterhin eine Sanierung der alten Häuschen, andere erhoffen sich von Neubauten Vorteile durch eine Modernisierung.

Einigkeit herrschte bei den Teilnehmern des Gesprächs indes darüber, dass der Innenhof erhalten bleiben soll. Dietz-Will befürchtet aber dennoch, dass die Umgestaltung des Marktes mit einem Verlust an Aufenthaltsqualität einhergehen könnte. Diskutiert worden sei nämlich eine Erweiterung der Ladenflächen. Dies gehe allerdings zu Lasten der Funktion des Platzes als Treffpunkt für die Bürger. Der Sprecher des Kommunalreferats, Bernd Plank, versicherte jedoch, die Ausdehnung der Gewerbeflächen werde sich auf das Areal beschränken, das den Markthallen München gehöre und nicht in den öffentlichen Raum hineinreichen: »Wir können uns nicht beliebig ausbreiten.«

Abgerissen werden sollen die Häuschen übrigens deshalb, weil die in der Nachkriegszeit errichteten Gebäude die aktuellen EU-Vorschriften, zum Beispiel in den Bereichen Müll und Hygiene, nicht mehr erfüllen. Erforderlich sind unter anderem zusätzliche Toiletten und Kühlungen für Lebensmittelabfälle. All dies hat in den kleinen Buden keinen Platz.

Nun gehe es darum, den Ort neu zu entwickeln, so Dietz-Will: »An der Entscheidung der Stadt werden wir nichts mehr ändern können.« Sie werde sich jedoch dafür einsetzen, dass die Bürger an der Neugestaltung des Platzes beteiligt würden und im BA die Durchführung einer Einwohnerversammlung zu dem Thema besprechen.

Im kommenden Sommer und vielleicht sogar den nächsten Jahren können die Haidhausener ihren Wiener Platz aber noch in der ursprünglichen Gestalt genießen. Aus Kreisen der Stadtverwaltung habe sie erfahren, dass mit Baumaßnahmen frühestens 2020 begonnen werden könne, berichtet Dietz-Will. Plank bestätigte diese Aussage nicht, räumte aber ein, dass eine Umsetzung des Projekts 2016 nicht mehr möglich sei. Eine Prognose zum Zeitplan könne er jedoch noch nicht abgeben.

Fakt sei aber, dass der Markt in seinem jetzigen Zustand gegen geltende Vorschriften verstoße und dies von der Gewerbeaufsicht nur geduldet werde, wenn sichergestellt sei, dass die Mängel so bald wie möglich behoben würden. Julia Stark

Artikel vom 20.04.2016
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